Auch wir sind empört über den Abriss der Friedensstatue „Ari“

Auch wir sind empört: Am 17. Oktober 2025 hat das Bezirksamt Mitte – gegen den ent­schlos­senen Widerstand aus Communities, Zivilgesellschaft und von Anwohner*innen – den 🔗Abriss der Friedensstatue „Ari“ in Berlin-Moabit durchgesetzt. 

Ari erinnert an die soge­nannten „Trostfrauen“, Mädchen und Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs von der japa­ni­schen Armee ver­schleppt und sexuell ver­sklavt wurden. Ari war 🔗2020 von der AG „Trostfrauen“ im Korea Verband am Unionplatz (Ecke Birkenstraße/Bremer Straße) ein­ge­weiht worden, als Ort des Gedenkens, der Solidarität und des Widerstands. Seitdem haben Communities, Zivilgesellschaft und Verbündete kon­ti­nu­ierlich für den Erhalt gekämpft – mit Mahnwachen, Kundgebungen, Bildungsarbeit, Petitionen und recht­lichen Schritten gegen poli­ti­schen Druck.

Ari erin­nerte nicht nur an die soge­nannten „Trostfrauen“, sondern auch an Betroffene sexua­li­sierter Gewalt in Kriegen weltweit. Ihr Abriss steht für den Versuch, Erinnerung unsichtbar zu machen und zivil­ge­sell­schaft­liches Engagement zurückzudrängen.


Wortmeldung von kori­en­tation
auf der Protestaktion und Kundgebung gegen den Räumungsbefehl am 7. Oktober.2025
Autor*in & Redner*in: Kieu Trinh Phi Van


Liebe Freund*innen, liebe Verbündete,

wir sind heute hier, weil wir uns weigern zu schweigen. Weil wir uns weigern, zu ver­gessen. Und weil wir uns weigern, ein Denkmal abreißen zu lassen, das für so viele mehr bedeutet als nur Bronze auf Stein. Denn Ari ist ein Ort der Erinnerung, der Geschichte und Verantwortung.

Wir lassen nicht zu, dass erneut über das Leid von Frauen geschwiegen wird. Frauen und Mädchen, die ver­schleppt wurden und ihrer Heimat ent­rissen – unter Zwang, unter Lügen und fal­schen Versprechungen, unter Gewalt.

Ari muss bleiben, weil sie erinnert. An eine der größten Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts, das unter direkter staat­licher Verantwortung der japa­ni­schen Regierung sys­te­ma­tisch geplant und voll­zogen wurde.

Ari erinnert an die sexua­li­sierte Versklavung von schät­zungs­weise 200.000 Frauen und Mädchen durch Soldaten der japa­ni­schen Armee.
Sie erinnert an die soge­nannten „Trostfrauen“, die in soge­nannte „Troststationen“ gebracht wurden – und dort tag­täglich ver­ge­waltigt, gefoltert, zu Abtreibungen gezwungen und sys­te­ma­tisch gede­mütigt.
Viele starben daran – oder begingen Suizid. Die, die über­lebten, kehrten zurück; trau­ma­ti­siert, stig­ma­ti­siert, zum Schweigen gezwungen.
Es dauerte Jahrzehnte, bis einige der Überlebenden den Mut fanden, öffentlich zu sprechen. Sie sprachen für sich und für die, die nicht mehr sprechen konnten.

Und heute? Heute müssen wir für sie sprechen! Denn die japa­nische Regierung hört auch heute noch nicht auf, die schreck­liche Geschichte so vieler betrof­fener Frauen und Mädchen aus­lö­schen zu wollen. Sie übt poli­ti­schen Druck auf Deutschland aus und hat maß­geblich zum ver­ord­neten Abriss von Ari beigetragen.

Diese Entscheidung zeigt, wie sich deutsche Behörden dem poli­ti­schen Druck Japans beugen – statt sich klar auf die Seite der Überlebenden zu stellen.

Sie zeigt zudem auch, dass die Stimmen von Frauen mit asia­ti­schem Bezug nicht als „uni­versal“ gelten – und dass ein Denkmal, das asia­tisch gelesen wird, in dieser Stadt nicht als würdig emp­funden wird.
Die Aberkennung uni­ver­seller Gültigkeit für asia­tisch gelesene Stimmen ver­weist auf ras­sis­tische Ausschlussmechanismen, die von kolo­nialen und patri­ar­chalen Denkstrukturen durch­zogen sind.
In ihrer Wirkung: frau­en­feindlich, ras­sis­tisch, entwürdigend.

Doch Ari ist mehr als eine Statue. Ari ist ein Ort des Gedenkens. Ein Ort des Lernens. Ein Ort des Mutes – denn Aris Name stammt aus dem Armenischen und bedeutet „die Mutige“.

Ein Ort des Mutes also – für alle, die sexua­li­sierte Gewalt erlebt haben – damals und heute! Vor allem Kinder und Jugendliche, die heute Missbrauch erfahren, brauchen solche Orte. Orte, an denen wir sagen: Wir hören euch. Wir glauben euch. Wir stehen an eurer Seite.

Deshalb fordern wir von kori­en­tation:
Gerechtigkeit – für die über 200.000 Frauen und Mädchen, die Opfer dieses staatlich orga­ni­sierten sexua­li­sierten Menschenhandels wurden.
Anerkennung – für das Leid, das bis heute andauert.
Und Erhalt - für Ari, ein Denkmal des Widerstandes gegen sexua­li­sierte Gewalt, gegen ras­sis­tische Auslöschung, gegen das orga­ni­sierte Vergessen.

Lasst uns laut bleiben.
Lasst uns sichtbar bleiben.
Lasst uns Ari verteidigen.

Ari muss bleiben!