MEGA Seminar „FORGET US NOT – Widerständig und kollektiv Erinnern aus Asiatisch-Deutscher Perspektive“ am 18.09.2021

MEGA Online-Seminar zu postmigrantischer Erinnerungskultur 

Postmigrantische Perspektiven werden in der deut­schen Erinnerungskultur zunehmend sicht­barer. Dennoch müssen Communities of Color ihre Inklusion in weiße Institutionen wie Universitäten, Museen und Gedenkstätten sowie im öffent­lichen Raum wei­terhin erkämpfen. In welcher Form kann aus selbst initi­ierten Erinnerungspraktiken Widerstand gegen Unsichtbarmachung, Misrepräsentationen und ras­sis­tische Narrative erwachsen? Welche Themen, Ereignisse und Orte sind dabei wichtig für das kol­lektive Gedächtnis der Asiatisch-Deutschen Communities? Welche trans­na­tio­nalen poli­ti­schen Verflechtungen und Diskurse können in unserem Erinnern zu unter­schied­lichen Wahrnehmungen von Ereignissen führen? Welche Rolle spielt kol­lek­tives Erinnern für aktuelle gesell­schaft­liche Machtverhältnisse, sozialen Wandel und Empowerment von mar­gi­na­li­sierten Communities?

Wir haben drei Expert*innen ein­ge­laden, die diese Fragen aus unter­schied­lichen Perspektiven mit uns dis­ku­tieren werden. Die Künstlerin Lizza May David wird einen Input zum Thema „Bahala Ka – Annäherungen an eine phil­ip­pi­nische Erinnerungskultur aus der künst­le­ri­schen Praxis“ geben, die Historikerin Iris Rajanayagam wird zu „Verwobene[n] Geschichte*n: Erinnerungen und kol­lek­tives Gedächtnis aus trans­na­tio­naler und glo­bal­his­to­ri­scher Perspektive“ sprechen und der Kultur- und Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha wird in „Zwischen ras­sis­ti­schen Pogromen und Kampf um das Bleiberecht – wie aus DDR-Vertragsarbeiter*innen Vietdeutsche wurden“ auf Asiatisch-Deutsche Perspektiven (fast) 30 Jahre nach den Pogromen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen ein­gehen. Im Anschluss an die Inputs gibt es jeweils Zeit für Fragen und gemeinsame Diskussionen und einen freien Abschlussblock, in dem weitere Beispiele für Erinnerungskultur bzw. den Mangel an Erinnerung gemeinsam besprochen werden können.

Das Seminar richtet sich vor­nehmlich an Asiatische Deutsche zwi­schen 18 – 30 Jahren und hat das Ziel, die Teilnehmenden mit aktu­ellen ras­sis­mus­kri­ti­schen Ansätzen in der historisch-politischen Bildung ver­traut zu machen, Wissen zum kol­lek­tiven Gedächtnis der Asiatisch Deutschen Communities zu ver­mitteln bzw. auf Leerstellen in der Repräsentation Asiatisch-Deutscher Geschichte(n) in Deutschland auf­merksam zu machen.

Infos zum Seminar

Datum: 18.09.2021 (Sa)
Uhrzeit: 10 h ‑17 h
Ort: Zoom-Webinar
Teilnehmendenzahl: 20
Sprache: Deutsche Lautsprache

Unsere Referent*innen

Lizza May David – Künstlerin (Berlin/Manila) mit den Schwerpunkten Malerei/visuelle Medien. Sie arbeitet zu Themen im Kontext der phil­ip­pi­ni­schen Diaspora. In ihren Werken bezieht sie sich auf persönliche/kollektive Archive und Politiken der Bild- und Wissensproduktion. Ihre Arbeiten wurden in den letzten Jahren u.a. in Berlin, London, Seoul, Nanjing, New York und Manila gezeigt und umfassen Ausstellungen, Installationen, Screenings und Performances. Seit 2021 ist sie Vorstandsmitglied bei kori­en­tation e.V. und Mitglied der Philippine Studies Series Berlin.

www.lizzamaydavid.com

Kien Nghi Ha, pro­mo­vierter Kultur- und Politikwissenschaftler, forscht zu Asian German Studies an der Universität Tübingen. Als Publizist und Kurator arbeitet er auch zu post­ko­lo­nialer Kritik, Rassismus und Migration. Der Sammelband Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond ist gerade als erwei­terte Neuauflage erschienen ebenso wie das für die Heinrich Böll Stiftung her­aus­ge­gebene Dossier Geschlossene Gesellschaft? Exklusion und ras­sis­tische Diskriminierung an deut­schen Universitäten. Andere Bücher u.a. Ethnizität und Migration Reloaded. Identität, Differenz und Hybridität im post­ko­lo­nialen Diskurs (1999/2004), re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland (Co-Hg., 2007). Seine Monografie Unrein und ver­mischt. Postkoloniale Grenzgänge durch die Kulturgeschichte der Hybridität und der kolo­nialen „Rassenbastarde“ (2010) wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2011 ausgezeichnet.

https://uni-tuebingen.de/de/208381

Iris Rajanayagam ist Historikerin und arbeitet zu post- und deko­lo­nialen Theorien, Intersektionalität, Erinnerungspolitik(en) und Social Change; ihr Fokus liegt hierbei ins­be­sondere auf der Verbindung von Theorie und Praxis. Aktuell ist sie Fachreferentin für Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität bei der Bundeszentrale für poli­tische Bildung. Sie ist die ehe­malige Leiterin der Organisation xart splitta und lehrte an der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) im Modul „Rassismus und Migration“ sowie im inter­na­tio­nalen Masterstudiengang “Social Work as a Human Rights Profession”. Von 2017 bis 2019 war sie wis­sen­schaft­liche Mitarbeiterin im Praxisforschungsprojekt “Passkontrolle – Leben ohne Papiere in Geschichte und Gegenwart” an der ASH (Leitung: Prof. Dr. Iman Attia) und war an der Gestaltung der Seite “Verwobene Geschichte*n [*]” mit­be­teiligt. Iris Rajanayagam ist Vorstandssprecherin des Migrationsrats Berlin und war viele Jahre in der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migrantinnen aktiv. Sie ist Mitbegründerin der Radiosendung „Talking Feminisms“ auf reboot.fm.

[*] Die Seite “Verwobene Geschichte*n” erinnert durch unter­schied­liche Zugänge an mar­gi­na­li­sierte und mit­ein­ander ver­flochtene Geschichte(n), die auf die Präsenz von Schwarzen Menschen und People of Colour in Berlin (und Deutschland) ver­weisen. Es werden ihr Alltag und ihre Widerstände the­ma­ti­siert, die immer auch Kämpfe um Handlungs- und Definitionsmacht sind und waren.

Ressourcen

1. Transformatives Archivieren und Wissensproduktion

2. Turning the white/dominant/colonial gaze

3. Erinnerungspolitische BPoC-Intitiatven zu Rassistischer Gewalt in der DDR/BRD

4. Weitere Ressourcen


Credits: Illustriertes MEGA-Logo von patu.

Dieses Seminar wird von kori­en­tation e.V. ver­an­staltet und findet im Rahmen des Projektes MEGA – Media Empowerment for German Asians statt. MEGA wird durch das BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales von Berlin im Rahmen des Partizipations- und Integrationsprogramms gefördert.