Film + Q&A „Collective Threads, Collective Rights – Lebensumstände der Textilarbeitenden Sri Lankas“

🔸 was: Film in Original (English, Tamil, Singhalesisch) mit deut­schen Untertiteln
🔸 danach: Q&A in English
🤸 mit: Keerthana Kuperan und Karthika Nadarajah, Moderation akiko rive
📅 wann: Freitag, 24. November 2023, 16.45–19.00 Uhr
📍 wo: Lichtspiele Kalk (Kalk-Mülheimer-Straße 130–132, 51103 Köln)
🫂 für wen: alle Interessierten
🎟️ Tickets: umsonst, und am besten früh­zeitig da sein

🔸 Corona: ist leider nicht vorbei und es gibt wei­terhin Menschen, die zu (Hoch)Risikogruppen gehören. Testet euch vor der Veranstaltung selbst und handelt selbst­ver­ant­wortlich für euch und das Kollektiv: seht bei Erkältungssymptomen und posi­tivem Testergebnis von einer Teilnahme ab.


„Ceylon“, ein Staat, der 1975 seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien erklärte und sich zu „Sri Lanka“ umbe­nannte, erlebt von 1983 bis 2009 einen bru­talen Bürgerkrieg zwi­schen den Tamil:innen und der sin­gha­le­si­schen Armee. Gefolgt von einer öko­no­mi­schen und poli­ti­schen Krise im Jahr 2022 mit einer sehr hohen Inflation, zuneh­menden Engpässen bei Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. All dies führt zu einer Massendemonstration gegen die Regierung, in deren Folge Präsident Gotabaya Rajapaksa zurücktrat.
Geschichte ist keine Abfolge iso­lierter Ereignisse, sondern ein Kontinuum, in dem jedes Ereignis von den vor­an­ge­gan­genen beein­flusst wird. Zuvor war die Insel von Portugal (1505–1658), den Niederlanden (1658–1796) und den Briten (1796–1948) besetzt – ein Zeitraum von 443 Jahren kolo­nialer Fremdherrschaft.

Ebenso ist es kein Zufall, dass han­dels­üb­liche Handelswege der Kolonialwaren und his­to­rische Routen der Indian Ocean Slave Trade die Infrastrukturen bereit­stellen für heutige Warenlieferungen und Lieferketten. Das Land steht vor wirt­schaft­lichen Engpässen, die mit der finan­zi­ellen Abhängigkeit vom inter­na­tio­nalen Markt, aber auch mit dem Abschwung eines his­to­risch bedeu­tenden Industriezweiges zusam­men­hängen, der den Staatshaushalt am stärksten stützte: Die Textilindustrie.
Die Industrie beschäftigt in etwa 350.000–400.000 direkte Arbeiter:innen und min­destens 700.000 indi­rekte Arbeiter:innen. Sie alle gehören ver­schie­denen Altersgruppen und Ethnien an und reprä­sen­tieren unter­schied­liche ehe­liche und fami­liäre Hintergründe.

Der Dokumentarfilm visua­li­siert Lebenswirklichkeiten, die aus den Zugzwängen gän­giger Wirtschaftsweise im Textilsektor resul­tieren. Er zeigt die kom­plexen Identitäten der Arbeiter:innen in der Bekleidungsindustrie Sri Lankas, die uns Einblick in ihr Leben rund um die Fabriken gewähren, indem sie Keerthana und Karthika über Monate hinweg daran teil­nehmen lassen Er zeigt uns, welche Herausforderungen sie über­wunden haben in ihrer Migration hin zu den Freihandelszonen. Dabei ver­langt er vom Zuschauenden die eigenen Privilegien zu reflek­tieren und zeigt Ansätze zu trans­na­tio­naler Solidarität auf.

Die Première erfolgte im Juni 2023 in Berlin.


Regie & Produktion: Keerthana Kuperan, Karthika Nadarajah
Gefördert von Comdu.it Deutschland und der Rosa Luxemburg Stiftung

Referenzen fsk kino berlin / köln post­ko­lonial


Keerthana (sie/ihr) ist eine Soziologin, Volkswirtschaftlerin und visuelle Anthropologin der tamilisch-sri-lankischen Diaspora in Deutschland. Sie macht Filmprojekte zu Flucht- und Migrationsgeschichten. Zu ihren the­ma­ti­schen Forschungsschwerpunkten gehören die poli­tische Ökonomie, Visuelle Archivierungen, städ­tische Sicherheitsproduktion, Gender Studies und Queer Theory.
Derzeit arbeitet sie für das BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu der Einhaltung von Sorgfaltspflichten entlang glo­baler Lieferketten.

Karthika (sie/ihr) ist eine Sozialforscherin aus der sri-lankischen Diaspora in den Niederlanden. Sie ist Doktorandin an der Radboud Universität Nijmegen (NL) und leitet die Forschungsabteilung bei comdu.it (DE), einer Diaspora-NGO. Mit einem aka­de­mi­schen Hintergrund in Psychologie und viel­fäl­tiger Erfahrung in gemein­nüt­zigen Organisationen und Unternehmen ver­folgt Karthika Projekte im Bereich der Arbeitsmärkte, mit Schwerpunkt auf Institutionen, Lebensunterhalt und Regulierung.