Am 11.06.2020 fand eine Online-Diskussionveranstaltung zum Thema Selbstbezeichnungen statt, die von korientation in Kooperation mit den neuen deutschen organisationen veranstaltet wurde.
Die aufflammende rassistische Gewalt im Jahr 2020 sowie die zur Normalität werdende Ausnahmesituation der Corona-Pandemie führten uns die Bedeutung und Wichtigkeit von Repräsentation und Selbstvertretung nochmals deutlich vor Augen. Dabei stellten sich immer wieder auch die Fragen: Wie reden wir selbst über uns und über die Phänomene von Rassismus? Wie wird über uns gesprochen? Wo bzw. wie positionieren wir uns? Fremdzuschreibungen und Selbstbezeichnungen sind stets umkämpft, denn sie spiegeln politische Zustände, Haltungen und strategische Positionen wider.
In der Diskussionsveranstaltung haben wir daher Menschen aus unterschiedlichen Communities eingeladen und gemeinsam erörtert, wie asiatisch gelesene Menschen in Deutschland bezeichnet werden (können) und wie Rassismus in seinen spezifischen Formen und Ausprägungen begegnet werden kann. Dabei wurde auch über Parallelen und Unterschiede mit der Schwarzen Community diskutiert.
Ziel der Veranstaltung war es, einen Reflexionsprozess anzustoßen, der unterschiedliche Positionen aus asiatischen Communities aufgreift und – trotz bestehender Unterschiede – auf Community-übergreifenden Erfahrungen und Wissensbeständen basiert.
Diese Veranstaltung ist nur ein Auftakt und wir planen weitere Diskussionen, um differenzierte und diskriminierungsfreie Benennungen im gesellschaftlichen Diskurs für den antirassistischen Widerstand anzuregen.
Dokumentation Diskussionspanel
Die Video-Dokumentation fasst die Paneldiskussion am 11.06.2020 in Form eines Zusammenschnitts der Speaker:innen zusammen. Die anschließende offene Diskussion mit allen Teilnehmenden ist nicht enthalten.
MODERATION
Ferda Ataman, neue deutsche organisationen e.V.
PANEL
- Dr. Sun-Ju Choi, korientation. Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven e.V.
- Saraya Gomis, Each One Teach One (EOTO) e.V.
- Dr. Noa K. Ha, Nachwuchsforschungsgruppenleiterin am Zentrum für Integrationsstudien (ZfI), TU Dresden (jetzt DeZIM)
- Saboura M. Naqshband, Kollektiv Berlin Muslim Feminists (BMF)
DISKUSSIONSBEITRAG
- Abenaa Adomako – ADEFRA e.V.
SCHNITT: R. Jesse
Transkription der Paneldiskussion (Zusammenschnitt)
00:24
Ferda Ataman: Ich hatte schon gesagt, die Frage ist: Wie wird über asiatisch gelesene Menschen gesprochen und wer ist damit gemeint und was heißt eigentlich ‚asiatisch‘?
00:33
Dr. Sun-Ju Choi: […] wobei wir eben ‚Asiatisch-Deutsch‘ als einen politischen Begriff oder einen strategischen Begriff gesetzt haben, der eben nicht mit Nationen, Geografie zu tun hat, sondern jede Person, die eben den Lebensmittelpunkt und ‑schwerpunkt in Deutschland hat und sich als ‚asiatisch‘ definiert, in welcher Art und Weise, konnte bei korientation aktiv werden. Wir sind immer wieder und auch weiterhin dabei, also zu reflektieren, was eben dieses ‚Asiatisch-Deutsch‘ für uns bedeutet und wie man* das mit Inhalten füllen kann. Und das kommt dann aber auf uns selbst an, auf die Mitglieder, das gemeinsam zu gestalten. Das ist Community-übergreifend, wollte ich dann damit sagen. Das ist unser jetziger Stand.
01:37
Saboura M. Naqshband: Es gab ein Event, wo ich auch dabei war, das hatte Sun-Ju organisiert. Das war das Asian Film Festival, das es ja in regelmäßigen Abständen in Berlin gibt, und da habe ich mich total gefreut, als D‑Jane auch mit eingeladen zu sein. Und da habe ich dann gemerkt, wenn ich meine Musik, die ich mitgebracht hatte – die auch verschiedenste Sachen umspannt, aber eben auch viel südasiatische Musik mit beinhaltete, das Repertoire, nordindische Musik z.B., Punjabi-Musik, Bangla und sowas – dann haben sich so viele Leute vom Dance-Floor verflüchtigt… Anders als jetzt bei so türkisch, kurdisch, so gemixten Parties. Da habe ich schon gemerkt, okay – da habe ich mich so ein bisschen allein gefühlt. Und dann habe ich gemerkt, dass sozusagen Asien oder der Begriff ‚asiatisch‘ schon eher besetzt ist mit ‚ostasiatisch‘. Oder wie Sun-Ju auch gerade erzählt hatte, dass sozusagen durch die Sichtbarkeit auch die starke Erarbeitung des zivilgesellschaftlichen Raums von Vereinen wie korientation – Gott sei Dank – eben auch, dann in einem sehr rassistischen Land wie Deutschland, das sowieso Schwierigkeiten mit Diversität hat, sage ich jetzt mal, da überhaupt irgendwie aufzutauchen unter diesem Imaginary Landscape, unter dieser Vorstellung „Wer gehört alles dazu“.
Bei der FemCo-Konferenz hatten wir einen Workshop gemacht zu Asiatisch-Deutschen und Asiatisch-Europäischen Perspektiven. Alle, die mit Asien irgendwie sich selbst zuschreiben konnten, konnten dahin kommen und dann saß wirklich jede:r von Korea bis Türkei mit im Boot. Und wir saßen auch erstmal da und dachten so: Ok, wie definieren wir das jetzt eigentlich? Und ich fand das eigentlich ganz gut, dass wir da so offen rangegangen sind und gesagt haben: Ja, für wen auch immer die Selbstbezeichnung passt oder stimmt, der oder die kann dazu kommen. Aber das sind dann natürlich auch Menschen, die irgendwie geographische Bezüge dazu haben oder irgendwie Rassismus-Erfahrung machen, um so ein bisschen aus dieser kritischen Perspektive daranzugehen.
03:53
Ferda Ataman: Jetzt beim Zuhören ist mir eingefallen, dass die Türkei ja auch in Asien liegt.
Saboura M. Naqshband: Zumindest ein Teil. Der Großteil.
Ferda Ataman: Ja, naja, ein erheblicher, genau. Ja, weil bei Asiatisch-Deutschen – also mein ich – mir ist noch nie klar gewesen, dass das ja auch für mich gelten kann.
04:11
Saraya Gomis: Bei EOTO sprechen wir von Schwarzen, afrikanischen und afro-diasporischen Menschen. Das ist unsere Bezeichnung, die – also auch in so einer Art internen Auseinandersetzung – die passende war, um sozusagen unterschiedliche Perspektiven und Positionierungen, die wir im Team haben, irgendwie aufzugreifen. Es gibt trotzdem im Team auch ein paar Menschen, die sich auch manchmal als Schwarze Deutsche bezeichnen, das gibt es natürlich schon. Und es gibt auch bei uns im Team Menschen, die zwar für sich diesen Begriff eigentlich ablehnen, aber den in politischen Zusammenhängen auch als Kampfbegriff manchmal nutzen, wenn es um die Verhandlung von Zugehörigkeiten oder sowas geht. Also das gibt‘s auch. Aber wir haben auch viele im Team, die würden niemals diesen Begriff für sich überhaupt benutzen, Schwarze Deutsche. Trotzdem honorieren wir diesen Begriff, weil der ganz viel mit unserer Geschichte zu tun hat und den Kämpfen unserer Ahn:innen hier in Deutschland. Ich spreche nur von „Farbe bekennen“ oder ADEFRA oder ISD, und all diese Kämpfe, die in den 1980ern, und natürlich auch schon davor, aber halt noch mal ganz besonders – weil ich das jetzt verkürzt mache – den 80er, 90er Jahren stattgefunden haben, und die dann auch erlaubt haben, glaube ich, dass wir uns gar nicht mehr als Schwarze Deutsche überhaupt definieren müssen. Also wir so gelassen sind zu sagen, dass ‚deutsch‘ brauchen wir da drin gar nicht mehr.
06:02
Abenaa Adomako: You are standing on our shoulders. Das heisst, also was du auch gesagt hast, mit den Vorfahren, mit den Gründerinnen, mit der Entwicklung – diese Entwicklung ist natürlich super. Und wenn wir von Afrodeutsch, Schwarz-Deutsch zu Schwarz in Deutschland kommen, diese Entwicklung, die ihr jetzt bei Each One Teach One lebt, ist großartig. Und trotz alledem kämpfen wir ja den gleichen Kampf und netzwerken uns und erreichen auch viel.
06:35
Dr. Noa K. Ha: Ich kenne sozusagen auch eine aktivistische Perspektive auf die Frage von Selbstbezeichnungen in politischen Kämpfen. Wann brauchen wir bestimmte Begriffe. Sind es politische Begriffe oder sind es auch Begriffe, Prozesse, mit denen wir uns identifizieren wollen, weil wir eine Community sein wollen? Das sind ja verschiedene Anforderungen an diese Begriffe, die wir permanent verhandeln, wenn wir uns dann fragen, wer gehört dazu und wer gehört nicht dazu? Das eine ist, von wo wir aus die Begriffe denken. Also denken wir sie phänotypisch? Weil wer wird wie rassifiziert? Das hat ganz viel damit zu tun, wie Rassismus funktioniert. Oder denken wir es von den Geographien her? Und wenn wir es von den Geographien herdenken, dann ist Asien auch eine Imagination. Also wo fängt es an, wo hört es auf? Und das sind auch unterschiedliche geographische Kontexte. Das ist für Großbritannien ein anderer Kontext, wie es vielleicht für uns hier in Deutschland ist. Und das macht es unglaublich kompliziert.
Ich finde immer, dieses Nachdenken über Bezeichnungen ist auch ein Nachdenken über unsere Geschichten, Migrationsgeschichten, Kolonialgeschichten, wie wir werden und immer wieder punktuelle Aussagen zu treffen. Und gleichzeitig, das fände ich auch spannend nochmal im Verlauf zu schauen, dass wir ja nicht nur hier als Gruppen nebeneinanderstehen, die wir irgendwie unterschiedlich rassifiziert werden, sondern auch ganz klar zueinander hierarchisiert werden.
Koloniale Politik ist eine Politik des Teilens und Herrschens. Was dann auch in Bezug auf Fragen von Solidarität, wie können wir solidarisch miteinander sein, auch viele Fragen aufwirft. Das ist dann sozusagen eine bewegungspolitische Frage, die wir uns auch eigentlich stellen müssen. Jetzt gerade zum Beispiel Black Lives Matter. Wo ich viele Poster, Plakate sehe von Asians „We stand with you – Black Lives Matter“. Also auch ganz dezidiert eine Positionierung deutlich zu machen.
08:36
Saraya Gomis: Diese drei Begriffe nimmt der ganze Ballon an Auseinandersetzung, Fragen und Gesprächen usw. Und deswegen müssen alle drei da sein. Ja, das ist nicht eine Aneinanderreihung, du musst afrikanisch sein und afro-diasporisch und Schwarz. In diesem Konglomerat bewegen sich die Positionierungen innerhalb dieses Vereins. Der Begriff Schwarz ist auch nicht unbedingt immer einer gewesen, der jetzt von allen hundert-prozentig geteilt wird. Und von daher ist er umstritten und der wird auch immer wieder in Frage gestellt, ob nicht das Ansinnen des Empowerments vielleicht auch zu kurz gegriffen war, weil es doch zu viele weiße Leute irgendwie immer wieder auf Hauptfarbe reduzieren.
Ja, und dann habe ich Texte gelesen von Menschen, die gesagt haben, wir sollten alle uns Afrikaner:innen nennen. Und gleichzeitig gibt es auch überall auf der Welt verteilt [Rauschen], wo Schwarze Menschen leben und auch auf dem afrikanischen Kontinent ganz viele, die sich über den Begriff bezeichnen, weil es mehr ist als Melanin. Es ist Kultur, es ist Haltung, also es ist viel, viel größer, als das, was das Konzept der Rassifizierung irgendwie gemacht hat. Und in dem Sinne ist es auch ein wirklicher Empowerment-Begriff, weil er hat mit dem Konzept, den Weiße haben, nichts zu tun. Und daher ist es auch so entlarvend, wenn Journalist:innen es klein schreiben, weil man* sofort versteht, dass sie keinerlei Ahnung haben von dem, was dahintersteht. Afrikaner:innen würden zum Teil auch sagen: Du kannst Afrikaner:in sein, aber vielleicht bist du gar nicht Schwarz. Weil es ist viel mehr. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, aber vielleicht seht ihr, warum dann doch auch alle drei Begriffe irgendwie da rein müssen.
10:51
Dr. Noa K. Ha: Also, dieser ganze Prozess der Selbstbeschreibung ist ja auch ein Prozess aus einer dilemmatischen Situation heraus. Dass wir diese Rassifizierungs-Erfahrungen haben. Also ehrlich gesagt, ich will mich ja gar nicht damit beschreiben müssen wollen, aber ich lebe in einer rassistischen Welt, und deswegen wird mir das zugeschrieben. Und es ist sozusagen eine antirassistische Reaktion darauf, sich zu überlegen, wie können wir… Wir werden einerseits als Kollektiv zugeschrieben und andererseits diese Begriffe zu übernehmen, sie umzudeuten und in was Neues zu gehen. Und das ist immer ein Widerspruch, weil gleichzeitig gibt es ein gemeinsames Sehnen nach etwas und auf der anderen Seite ist es einfach nur eine Fiktion, eine Imagination, die von außen an uns heran, die wir auch teilweise ja schon internalisiert haben, kulturalisiert haben. Ich meine, Rassifizierung ist ja dann auch nicht nur auf Hautfarbe, das geht dann über Kultur und Religion, und was weiß ich, was wir alles an verschiedenen Prozessen jetzt schon gesehen haben. Wir reden von einer jahrhundertelangen Geschichte, und das macht es so unglaublich kompliziert.
Aber ich bin insofern froh, dass wir dieses Gespräch auch haben, weil es unglaublich viele Gespräche braucht, um sich gegenseitig zu vergegenwärtigen, was ist das eigentlich was wir da verhandeln. Und wir verhandeln einerseits eine Zuschreibung und versuchen gleichzeitig einen Akt der Befreiung zu gehen. Das ist manchmal auch mit einer Falle verbunden und gleichzeitig auch die Hoffnung, da rauszukommen. Ich denke solange wir diese antirassistischen Kämpfe kämpfen müssen, müssen wir auch über diese Begriffe reden. Das ist so auch dann schon mein Zugriff darauf, vor allen Dingen als politische Begriffe in einen öffentlichen Diskurs reinzubringen und zu überlegen, wogegen können wir sie verwenden und wofür brauchen wir sie.
12:44
Saraya Gomis: Die Frage nach der Wichtigkeit der Begriffe und gerade nochmal in dem aktuellen Kontext, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es dann völlig frustrierend ist, einfach so ein Gespräch über Begriffe zu hören.
Ich würde jetzt den Punkt machen, in dem Kampf in weißen Institutionen zum Beispiel, würde ich sagen, ist es sehr hilfreich, möglichst Begriffe zu haben, unter dem sich viele finden können. Oder es so kompliziert zu machen, dass klar ist, diese Komplexität von Erfahrungen ist unser Standard, wir können halt leider nichts dafür, dass Rassifizierung homogenisiert und ihr deswegen dieses Bedürfnis habt. Weil diese Art von Komplexität auch wieder in Begriffen aufrecht zu erhalten, sozusagen dem ganzen Homogenisieren auch irgendwie was entzieht.
Und ich glaube, es wäre toll – es gab schon eine andere Reihe, die wurde auch benannt hier – eben diese Gespräche weiter zu führen, jetzt gar nicht nur immer cross-communities, sondern es können auch andere, in diese Auseinandersetzung gehen. Und auch über die Spezifika, die einzelne Rassismen haben, wirklich mehr zu lernen in unterschiedlichen Communities. Weil meine Erfahrung ist genau das gleiche, was ich weiß und auch sage, wenn wir wenig wissen über die Spezifika – auch wenn ich für eine intersektionale Betrachtung bin – aber, wenn wir wenig wissen über die Spezifika, fällt es uns sehr schwer, die Rassismen, die wir selbst reproduzieren, zu detektieren. D.h. wir müssen auch selbst voll viel lernen, also wie funktioniert denn „anti-asiatischer“ Rassismus, wie funktioniert denn Anti-Blackness, was sind da die Spezifika und dann kommen wir an, dann die Verwobenheiten usw. Und sehen, glaube ich, dann, – natürlich werden wir auch immer Unterschiede haben, auch innerhalb Communities – aber wir sehen auch viele Schnittmengen, auch Schnittmengen im Kampf und Struggle. Und auch über Deutschland hinaus. Also ich finde, das ist auch sehr empowerned, gar nicht so begrenzt zu denken, auch wenn es natürlich lokale Unterschiede gibt …
15:00
Dr. Noa K. Ha: Mit welcher Rassismusdefinition arbeiten wir hier eigentlich? Weil die gängige Definition in Deutschland zu Rassismus ist, also wenn ich mir das anschaue auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung, ist es eine extrem schlechte Definition, die auf Vorurteilen basiert, die die historischen Kontexte, die strukturellen – also strukturellen, institutionellen Rassismus nicht eindenkt. Und ich unglaublich gerne mit der Definition von Ruth Wilson Gilmore aus Golden Gulag arbeite, wo es darum geht, dass der Staat und extra legale Routinen dazu dienen Gruppen zu definieren, um sie einen früheren Tod zuzuführen. D.h. wir reden auch über Gewalt, wir reden nicht nur darüber, wie wir irgendwie Leute finden und denken, sondern wir reden über gewaltvolle Zuschreibungen, wer leben darf und wer nicht leben darf. Also Vanessa Vu hat das gerade hervorragend in einem Zeit-Artikel aufgeschrieben entlang des Atmens. Und das würde mich tatsächlich auch interessieren, die wir hier jetzt gerade in Deutschland sind, Europa-basiert, mit welchen Rassismus-Definitionen wir auch in den Communities arbeiten. Weil die ja auch wichtig sind, um dann diese Fragen der Selbstbezeichnungen zu formulieren und wo finde ich die? Also, das fände ich tatsächlich mal eine richtig spannende Veranstaltung, da nochmal ins Detail zu gehen, was da unsere Bezüge sind für eine Rassismus-Definition, mit der wir arbeiten.
16:20
Dr. Sun-Ju Choi: Der tiefere Sinn für mich eines Zusammenschlusses und auch mit übergreifenden Zusammenschlüssen, sind eben Allianzen-Bildungen und wie wir dazu kommen. Wir müssen jetzt nicht die Geschichte der Schwarzen Deutschen oder der Schwarzen quasi eins zu eins nachahmen, können wir auch nicht, werden wir auch nicht. Dazu sind unsere Geschichten viel zu unterschiedlich. Aber was Saraya gesagt hat, da kann ich voll mitgehen. Ich bin für spezifisches Wissen, historisches Wissen. Nur darauf basierend können wir auch outreachen und kombinieren.
Ich wünsche mir wirklich sehr, dass dies der Beginn einer längeren Serie werden kann, weil die Fragen sind natürlich erst aufgeworfen. Das haben wir uns auch nicht gedacht, dass wir zu irgendeiner Lösung kommen, aber ich würde mir wünschen, wenn wir das auch in unterschiedlichen Einladungskonstellationen beibehalten. Das muss nicht immer nur von korientation kommen. Es wäre auch denkbar, im Rahmen von den ndo, das es weitergeschieht.
17:37
Ferda Ataman: Ich wollte nur noch eine Lanze brechen für die komplexeren Selbstzuschreibungen. Dieses Jahr im Februar hat die Staatsministerin für Kultur und Medien namens Frau Monika Grütters eine Rede gehalten. Das Tolle war, dass sie sich damals aufgeregt hatte über uns, weil sie gesagt hat, es gibt das Problem mit den Rechten und es gibt das Problem mit diesen Leuten, die für sich selbst den Anspruch nehmen, dass sie jetzt alle, ich zitiere, „Schwarze Menschen und People of Color nennen“. Ich finde das einfach geil, weil dieser Widerstand, in dem sie unsere Worte benutzt und zwar korrekt benutzt, haben wir schon einen der wichtigsten Schritte erreicht. Das zeigt auch mal mehr, finde ich, wie sehr es sich lohnt, für die Eigenbezeichnungen zu kämpfen.