Rückblick auf die Zukunftswerkstatt Köln: Kolonialismuskritische Horizonte für die politische Bildung

Ein Angebot für Asians in der politischen Bildungsarbeit

Sa. 03. & So. 04. Juni 2023 in der Alten Feuerwache Köln

Das RADAR Team freut sich sehr über die gelungene Zukunftswerkstatt in Köln. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmenden, die uns an ihren Perspektiven und Expertisen teil­haben lassen .

Der erste Input hat sich zunächst um die Praxis der Bildungsarbeit im all­ge­meinen und poli­ti­schen Bildungsarbeit im spe­zi­ellen gedreht. Wir haben gemeinsam beleuchtet, was Kolonialität ist und wie Verständnisse von „Wissen besitzen“ und welches Wissen Gültigkeit hat, Teil davon ist. Wir haben gemeinsam erar­beitet, wie es aus­sehen kann in der Rolle der Workshopleitung nicht mit der Haltung in den Raum zu gehen, man sei die einzige Person, die ein Thema ver­standen hat und würde dieses Wissen besitzen, sondern dass wir die Perspektiven aller im Raum aner­kennen und gemeinsam Wissen erar­beiten. Anhand der Ressourcen, die das BRIDGES Kollektiv erar­beitet hat, haben wir reflek­tiert, wie die Workshopmethoden, der Raum und die Inhalte aus­ge­richtet sein könnten, um kolo­ni­al­kri­tische Räume zu schaffen.

Im dar­auf­fol­genden Teil haben wir in einer stillen Diskussion und einem Fishbowl-Format das Verhältnis von Zugehörigkeit und Identität beleuchtet und dabei die Rolle der Kategorie Asian, sowohl als Fremd- wie auch als Selbstbezeichnung in den Fokus genommen. In der Diskussion standen weniger Erkenntnis und Eindeutigkeiten im Vordergrund, statt­dessen kamen eher die Spannungsfelder heraus, in denen wir uns in der poli­ti­schen Bildungsarbeit befinden. Die Spannungsfelder beinhal­teten u.a. die Notwendigkeit Positionierungen ernst zu nehmen und ver­mit­telbar zu machen ohne Deutungshoheiten zu schaffen, die Bündnissen im Weg stehen würden; was die Kategorie Kultur eigentlich aussagt und wie darüber gesprochen werden kann, ohne kul­tu­ra­li­sierend zu werden, oder wie ambi­valent dia­spo­rische Communities zur Kategorie Asian stehen können.

Basierend auf den Auseinandersetzungen haben wir dann an kon­kreten Modulen für die poli­tische Bildungsarbeit gear­beitet. Die Kleingruppen ent­wi­ckelten Formate zu trans­ge­ne­ra­tio­nalen Beziehungen, zu kör­per­zen­triertem Empowerment und zu kri­ti­schen Perspektiven auf die Vermarktung mar­gi­na­li­sierten Wissens. Trotz der begrenzten Zeit beinhal­teten die Formate kon­krete, grup­pen­spe­zi­fische Zielsetzungen und Methoden.

Im Input der Referentin und Aktivistin Berena Yogarajah konnte die Gruppe darüber in den Austausch kommen, dass nicht überall wo Empowerment und Rassismuskritik im Titel steht auch tat­säch­liche poli­tische Handlungsfähigkeit hinter steht. Es braucht Räume der Solidarität, die sich nicht auf den Rückzug in Safer Spaces beschränken, sondern selbst­be­stimmt Strategien finden, sich gemeinsam zu poli­ti­schen Themen zu ver­halten. Die Diskussion hat geholfen die eigene Praxis der posi­tio­nierten Räume kri­tisch zu hin­ter­fragen, ohne sie kom­plett für obsolet zu erklären.

Im letzten Teil haben wir uns den Raum für die kol­le­giale Fallberatung genommen, um kri­tische Intervisionsräume für unsere prak­tische Arbeit als Multiplikator*innen in der Praxis aus­zu­pro­bieren. Dieser Teil fokus­sierte sich auf Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die in der Vergangenheit her­aus­for­dernd waren oder in der aktu­ellen Praxis Schwierigkeiten darstellen. 

Die Zukunftswerkstatt hat gezeigt, dass es Formate braucht, in denen mar­gi­na­li­sierte Menschen entlang von Selbstpositionierungen zusam­men­kommen, ohne dieses Zusammenkommen per se als einzige Möglichkeit zu sehen rassismus- und kolo­ni­al­kri­tische Bildungsräume zu schaffen. Wir haben gemeinsam gelernt, wie wichtig es ist sich zuge­hörig fühlen zu können, um poli­tische Inhalte ver­mit­telbar zu machen, ohne die Zugehörigkeiten als Essenz oder die einzig sinn­volle Art der Bildung zu sehen. Die erste Zukunftswerkstatt lässt uns opti­mis­tisch auf die weitere Arbeit von RADAR schauen, weil klar wurde, wie viele Ressourcen in den Perspektiven unter­schied­licher Asians der poli­ti­schen Bildungsarbeit liegt, Formate zu ent­wi­ckeln, die uns in der gegen­wär­tigen Landschaft der poli­ti­schen Bildung fehlen. Dabei handelt es sich um Räume, die poli­tische Positionierungen poli­tisch reflek­tieren und als Ausgangspunkt nehmen, um Inhalte zu ver­mitteln und Wissen zu erarbeiten.


Kontakt
Falls ihr Fragen oder Unsicherheiten bzgl. der Zukunftswerkstatt habt, kon­tak­tiert uns sehr gerne!
Team: radar(at)korientation.de 
Cuso Ehrich: cuso.ehrich(at)korientation.de
akiko rive: akiko.rive(at)korientation.de



Credits
Illustration RADAR Logo: Sophia Brown 


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Gefördert von der Bundeszentrale für poli­tische Bildung

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