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von Kien Nghi Ha

Foto und Traueranzeige mit freund­licher Erlaubnis der Angehörigen.

Am 21. Mai 2023 ver­starb Dagmar Yu-Dembski nach län­gerer Krankheit mit 80 Jahren. Ihre außer­ge­wöhn­liche Geschichte spiegelt die his­to­ri­schen Verwerfungen in Deutschland im 20. Jahrhundert auf einer per­sön­lichen Ebene wider und begann unter bedroh­lichen Umständen: Sie wurde am 01. Februar 1943 in Berlin mitten während des Zweiten Krieges unehelich geboren, da chinesisch-deutsche Verbindungen auf­grund der kolo­ni­al­ras­sis­ti­schen NS-Rassengesetze nicht genehmigt wurden. Ihre Mutter (1921–2001), arbeitete als tech­nische Zeichnerin und wuchs in einer deutsch-russischen Migrantenfamilie in Kreuzberg auf. Ihr Vater war der aus Kanton stam­mende Hak-Ming Yu (1915–1976), der ab 1936 zunächst in Darmstadt und dann in Berlin Brückenbau stu­dierte und später als hoch­qua­li­fi­zierter Diplom-Ingenieur trotzdem keine Anstellung fand. In der Nachkriegszeit konnten die Eltern endlich hei­raten, und er eröffnete 1957 die ele­gante „Hongkong-Bar“ am Kurfürstendamm 210, die als ultra­mo­derne Stilikone zum begehrten Treffpunkt der Berliner High Society wurde. Später eröffnete ihr Vater mit chi­ne­si­schen Freunden eine Reihe von China-Restaurants und machte in der Boulevardpresse als „Berlins Chinesenkönig“ Schlagzeilen.

Wie Yu-Dembski in ihre Autobiografie „Chinaprinzessin. Meine deutsch-chinesische Familie“ (edition ebersbach 2013) erzählt, wuchs sie nicht nur in einer geteilten Stadt auf, sondern pen­delte täglich zwi­schen deut­schen, chi­ne­si­schen und rus­si­schen Familienwelten. Eine Zeit lang lebte sie mit ihrem Vater in West-Berlin, während ihr Bruder unter der Obhut der Mutter im Ostteil auf­wuchs. Ihre Eltern trennten sich als sie 13 Jahre alt war im Streit, und alles Chinesische wurde nun zunehmend von der Mutter vehement abgelehnt.

Erst mit dem Tod des Vaters begann Dagmar Yu-Dembski sich für die chi­ne­si­schen Anteile in ihr näher zu inter­es­sieren und hängte nach dem Magisterabschluss in Publizistik und Kunstgeschichte (1970) noch ein Zusatzstudium der Sinologie an der Freien Universität Berlin hinten dran. Inspiriert von der ersten Chinareise 1980 enga­gierte sie sich in der „Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft“ (GDCF) in Berlin und fun­gierte ab 1988 als lang­jährige Vereinsvorsitzende. Neben ihrer Forschung als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Publizistik an der FU Berlin, wo sie Frauenbilder in den Medien unter­suchte, gab sie von 1998 bis 2014 die Zeitschrift „das neue China – Zeitschrift für China und Ostasien“ für die GDCF mit heraus. Lange Zeit küm­merte sich sie auch um den „Chinaladen“ in der Innsbrucker Straße 3, den der Verein bis heute in Schöneberg betreibt. Dort orga­ni­sierte sie nicht nur Ausstellungen und Sprach- und Kalligrafiekurse mit, sondern baute hier auch eines der größten Buchhandelssortimente mit Chinabezug in Deutschland mit auf.

Im Sommer 1997 lernte ich Dagmar Yu-Dembski bei einem Besuch der chinesisch-amerikanischen Schriftstellerin Fae Myenne Ng in einem China-Restaurant in der Kantstraße kennen, deren Debütwerk „Bone“ (Hyperion 1993) kurz zuvor unter dem Titel „Der Tag der Diebe“ (Goldmann 1994) auf Deutsch erschienen war. Uns führte das gemeinsame Interesse an der chi­ne­si­schen Diaspora zusammen. Von daher war es kein Zufall, dass sie 1998 das Schwerpunktthema „Überseechinesen“ für eines der ersten Hefte der Zeitschrift „das neue China“ aus­wählte. Leider blieb es meine einzige direkte per­sön­liche Begegnung mit ihr, so dass ich sie haupt­sächlich nur als wis­sen­schaft­liche Autorin kannte.

Dagmar Yu-Dembski war eine Pionierin, die als com­munity scholar maß­geblich die Geschichte der Chinesen in Berlin“ erforschte und sie einer brei­teren Öffentlichkeit bekannt machte. Dazu trug nicht zuletzt die gleich­namige Ausstellung 2007 im Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf ebenso wie das dazu­ge­hörige Begleitbuch in der berlin edition im be.bra Verlag bei. Diese Arbeiten führten frühere Forschungsergebnisse weiter aus, die eben­falls unter diesem Titel im gleich­na­migen Heft „Chinesen in Berlin“ (1996) der Berliner Ausländerbeauftragten erschienen waren. Sie unter­suchte darüber hinaus auch die Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen, die Wahrnehmung Chinas in der west­lichen Reiseliteratur, die Deutschland-Erfahrungen von chi­ne­si­schen Intellektuellen und chinesisch-deutsche Ehen.

Im Dezember 2021 sah ich sie letzt­malig auf der Online-Tagung „Anti-asiatischer Rassismus in Deutschland“ des lange Zeit von ihr gelei­teten Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin, wo sie über anti-chinesischen Rassismus in der NS-Zeit refe­rierte. Ihr Beitrag zu diesem Thema im Ende 2022 im Lit-Verlag publi­zierten Tagungsband „Antichinesischer und anti­asia­ti­scher Rassismus“ (her­aus­ge­geben von Mechthild Leutner, Pan Lu, Kimiko Suda), war neben Rezensionen (u.a.„Wovon wir träumen“ von Lin Hierse) und einem Nachruf im Blog des GDCF auf den Sinologen und GDCF-Mitglied Jochen Noth im Mai 2022, der im Haus der Kulturen der Welt die erste große Ausstellung zu Chinese Contemporary Art unter dem Titel „China Avantgarde“ (1993) mit­kon­zi­pierte, eine ihrer letzten öffent­lichen Aktivitäten. Mein Versuch, sie im Frühjahr 2023 zu einem Vortrag im Rahmen der Filmreihe „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole“ ein­zu­laden, wurde lange Zeit nicht beant­wortet. Ich erahnte die Umstände der miss­glückten Kontaktanbahnung nicht bis mir ihre Tochter Monate später mit­teilte, dass Dagmar Yu-Dembski schwer erkrankt war. Meine Anteilnahme gilt den Familienangehörigen, die freund­li­cher­weise der Veröffentlichung der Traueranzeige in diesem Rahmen zuge­stimmt haben.

Mit Dagmar Yu-Dembski ist eine Grande Dame der deutsch-chinesischen Community von uns gegangen, die sich blei­bende Verdienste erworben hat und unser his­to­ri­sches Wissen über uns selbst grund­legend erweitert hat. Sie reprä­sen­tierte eine zweite Generation, die anhand der eigenen Biografie auf­zeigen kann, wie stark und wie lange die eigene (Familien-)Geschichte bereits in Deutschland ver­wurzelt ist. Wie viel­seitig inter­es­siert und begabt sie war, und welche mensch­liche Qualitäten und welcher Humor sich in ihrer Person ver­ei­nigte, zeigt auch ihr Kinderbuch „Lilli und das chi­ne­sische Frühlingsfest“ (Carlsen Verlag 2010). Sie wusste, dass die Geschichte niemals zu einem Ende kommt und wir nur Brücken in die Vergangenheit und Zukunft sind.

„Von seinem Wunsch, nach China zurück­zu­kehren und nach seinem Tod in der Heimat begraben zu werden, wusste ich nichts. Wir lebten in der gleichen Stadt, aber wir lebten in ver­schie­denen Welten“ (Dagmar Yu-Demski: Chinaprinzessin)

Kien Nghi Ha ist pro­mo­vierter Kultur- und Politikwissenschaftler und leitet den Arbeitsbereich Asian German Studies am Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Bremen, Heidelberg und Bayreuth geforscht und wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien aus­ge­zeichnet. Neben zahl­reichen Publikationen zu post­ko­lo­nialer Kritik, Rassismus, Migration und Asian Diaspora Studies ist zuletzt der Sammelband Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond (Assoziation A, 2021) als erwei­terte Neuauflage erschienen. Aktuell edi­tiert er den Sammelband Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin (Assoziation A, 2023) und schreibt am Essay Boat People – Vom schutz­wür­digen Flüchtling zur Zielscheibe des Anti-Asiatischen Rassismus für den Ausstellungskatalog „Alfredo Jaar – The Kindness of Strangers“ (2024) des Museums der Moderne Salzburg.

Im Erscheinen: Verwobene Geschichten in Hito Steyerls „Die leere Mitte“ (1998) aus Asiatisch-deutscher Perspektive. In: Ömer Alkin/Alena Strohmaier (Hg.): Rassismus und Film. Marburg: Schüren Verlag, 2023; Zur kolo­nialen Matrix des anti-Asiatischen Rassismus: Gelbe Gefahr, Unsichtbarkeit und Exotisierung. In: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) (Hg.): Rassismusforschung: Rassismen, Communities und anti­ras­sis­tische Bewegungen, Bd. 2, Bielefeld: tran­script 2023; Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen als insti­tu­tio­na­li­sierter Rassismus. In: Gudrun Heinrich/David Jünger/Oliver Plessow/Cornelia Sylla (Hg.): Perspektiven aus der Wissenschaft auf 30 Jahre Lichtenhagen 1992. Berlin: Neofelis 2023.

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The report for the Int. Conference „Anti-Asian Racism: History, Theory, Cultural Representations and Antiracist Movements“ at the University of Tübingen from July 7–8, 2023 was first published on the science portal H‑Soz-Kult on September 6th, 2023, Link: www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-138368. We thank the author Sander Diederich and HSozKult for the kind per­mission to repu­blish.

Initiated by the Tübingen con­fe­rences on Asian German Studies in 2022 and on anti-Asian racism in 2023 the anthology “Anti-Asian Racism in Transatlantic Perspectives: History, Theory, Cultural Representations and Social Movements“ (working title) is in pre­pa­ration for early 2025. Tune in here for updates.

Soon after the Covid-19 pan­demic began, reports of racism against (East) Asians, Chinese in par­ti­cular, erupted worldwide. The model minority abruptly trans­formed into the scapegoat for the fearful and angry masses seeking a simple expl­anation for their new­found reality. It seemed that Asians were expe­ri­encing unpre­ce­dented racism. They were not only being belittled, glo­rified, or exo­ti­cized, but also threa­tened and assaulted. For many, this ‘actual racism’ repre­sented a new phe­no­menon marking the emer­gence of ‘anti-Asian racism’ in the German main­stream discourse.

Not sur­pri­singly, anti-Asian racism has a deep history and colonial legacy. The con­fe­rence can be understood as an expression of the necessity and interest of the Asian German com­munity in the subject as well as a con­tri­bution to the decon­s­truction of Whiteness and colonial modernity by desta­bi­lizing and reinter­preting the boun­daries between Whiteness and Asianness. Perspective is crucial to cri­ti­cally under­stand what ‘Asian’ and ‘Asianness’ can or should signify in the face of racial ima­gi­naries and anti-Asian violence.

ROTEM KOWNER (Haifa) shed light on European Colonialism, race theories, and racism using examples from early modern and modern con­ti­nental Asia. Racism was essential for legi­ti­mizing colo­nization, streng­thening racial hier­ar­chization in Europe and its colonies. According to Kowner, China, the center of global com­merce, had long been more than an equal rival for the ‘most civi­lized’ society. He argued that the opening of the Suez Canal brought Asia closer, and steam­ships gua­ranteed European naval supe­riority in the Opium Wars. This revealed China’s vul­nerability and bols­tered European self-confidence. Thus, the nar­rative of China as the ‘country of wonders’ gra­dually gave way to ima­gi­naries of deceitfulness, dys­func­tion­ality, and ‘the yellow peril’. KIEN NGHI HA (Tübingen) noted that (East) Asians were usually ranked second after Europeans in the racial hier­archy. Kowner sug­gested this resulted from China being the last obs­tacle to European world domi­nation, the color choice yellow reflecting the (East) Asians‘ ‘almost Whiteness’ whereas South Asians were clearly depicted as brown.

LOK SIU (Berkeley) con­tinued the dis­cussion by tracing 240 years of Asian pre­sence in the United States, focusing on con­tested belonging, exclusion, and recurring waves of anti-Asianism by ana­lyzing dif­ferent phases of immi­gration and rest­riction through eco­nomic impe­ra­tives and poli­tical struc­tures. The Proclamation of Emancipation in 1863 marked the formal end of slavery and the beginning of mass (inden­tured) labor migration from Asia, notably China and India.

LUCAS POY (Amsterdam) depicted an Era of Mass Migration (1880–1930), high­lighting Chinese exclusion from labor orga­niza­tions and blame for harsh con­di­tions and lowered White working-class stan­dards. Chinese inden­tured labor migrants were blamed for the effects of the eco­nomic impe­ra­tives by which they them­selves were being sub­ju­gated. Their unfree labor status was natu­ra­lized and inscribed as racial cha­rac­te­ristics of pas­sivity. Poy deemed this an important com­ponent for the con­s­truction of Whiteness, as Asians were rele­gated to the second place in the racial taxonomy on the grounds that they posed a threat pre­cisely because they were diligent but lacked the capa­cities of the White subject to organize.

Siu described how the trinity of ima­gined cul­tural, eco­nomic, and bio­po­li­tical threats posed espe­cially by the Chinese dif­fused regio­nally in North America and the Caribbean, fueling scores of anti-Asian riots. This leads to incre­asingly rest­rictive Exclusion Laws sub­se­quently encom­passing not only Chinese but all Asians, labeling them as ‘per­petual for­eigners’ unable to inte­grate into society. These laws were repealed only in 1960 but by this time had already sparked orga­nized resis­tance and a sense of coll­ective Asian subjectivity.

Amid the civil rights movement, the nar­rative of the ‘model minority’ was spawned, splitting and pitting racial mino­rities against each other. According to Siu, in this context, debates on Whiteness can be better understood as gen­dered, classed, and racia­lized nego­tia­tions of belonging and citi­zenship. Today, she argued, the waters seem to be murkier, as there is a resur­gence of the ‘deserving model minority’ trope on the one hand, while on the other hand, it is being uti­lized to strengthen Whiteness by dele­gi­ti­mizing affir­mative action.

QUINNA SHEN (Bryn Mawr) traced the role of early German film in per­pe­tuating a variety of Asian racist ste­reo­types and found a clearly gen­dered notion of Asianness. According to Shen, Asian women were por­trayed as hel­p­lessly attracted to White men, who were ima­gined as sexually superior to Asian men. Asian men, in turn, were framed as tre­acherous, lurking, mur­derous rapists who used immoral means such as opium to attain their lowly revenge against the White heroes. Shen con­cluded that while some films did cri­tique British colonial rule, they simul­ta­neously por­trayed Asian libe­ration struggles as under­handed, cri­minal, and ignoble. Additionally, the films con­veyed the message that colonial romance leads to tragedy if not death, and as such, that ‘the other’ will always remain ‘the other’.

A second type of dis­cursive media ana­lysis was under­taken by ANNO DEDERICHS (Tübingen), who focused his research on the images of China por­trayed in the German poli­tical arena over the course of several decades. He found that the dif­ferent topoi of threat, rival and partner were repeated over time but were always embedded in their spe­cific his­toric context. Dominant themes for depic­tions seemed to be related to colonial (yellow) or com­munist (red) imagery. Dederichs showed great interest in the ease with which ideo­lo­gical dif­fe­rences were overcome with the pro­spect of eco­nomic prowess, and how the nature of the threat posed by China changed from ideo­lo­gical (com­munist), to moral (auto­cratic), to tech­no­lo­gical, geo­po­li­tical, and bio­po­li­tical threat (Covid-19). He con­cluded that the depic­tions of China tell us more about German needs and fears rather than the actual situation in China.

Another focus of the con­fe­rence was Asian dia­sporic com­mu­nities and their liveli­hoods, self-organization, and resis­tance. YOU JAE LEE (Tübingen) empha­sized the importance of inter­na­tional exchange on the issue of anti-Asian racism, espe­cially since Asian dia­sporas in Germany have failed to form a coll­ective sense of Asianness. They remain divided as ethnic or national mino­rities in their respective struggles instead of com­bining their efforts or fighting alongside each other. Using families of Korean labor migrants in Germany as an example, he depicted a shift occurring over the course of three gene­ra­tions, in which the expl­anatory value of meri­to­cracy dwindled, and expe­ri­ences of dis­cri­mi­nation are incre­asingly understood as con­se­quences of (anti-Asian) racism.

In con­trast, the situation in France was regarded as more hopeful by YA-HAN CHUANG (Paris). She depicted three his­toric phases of Asian com­munity orga­nizing, namely, the struggle for (1) ethnic soli­darity, (2) reco­gnition, and (3) ack­now­led­gement. Currently, she sees chances of cross-community soli­darity with Arab and African mino­rities by building coali­tions through nar­ra­tives of deco­lo­nization. Chuang comes to a similar con­clusion as You Jae Lee con­cerning the gene­ra­tional dif­fe­rences within the Asian dia­sporic com­mu­nities but did not regard dif­fering posi­tio­na­lities as a fun­da­mental hurdle for orga­nizing. Instead, she found potential for syn­ergies by uti­lizing these gene­ra­tional dif­fe­rences stra­te­gi­cally to intervene in the dominant discourse.

By focusing on the insti­tu­tional dimension of anti-Asian racism in Germany, Kien Nghi Ha explained how a dis­re­mem­bering of anti-Asian racism could occur despite the pogrom in Rostock-Lichtenhagen. Ha argued that German state insti­tu­tions coll­ec­tively failed to provide safety for the Vietnamese guest workers due to the ongoing poli­tical project of the state to revise laws on poli­tical asylum. According to Ha, the pogrom could only unfold due to the failure of the police and the judi­ciary and gains texture against the backdrop of natio­nalist revival fol­lowing German uni­fi­cation, as well as the high unem­ployment in East Germany at that time.

In oppo­sition to this, CUSO EHRICH (Gießen) follows an aboli­tionist per­spective as it enables thinking about necessary societal trans­for­ma­tions in the future. From this per­spective, the police would not be attri­buted failure but instead success according to the racist logic of the nation-state. Finding ori­en­tation in self-organized refugee groups or Women in Exile, Ehrich pro­poses to regard the logic of punishment as neither pre­venting crime nor rein­stating justice, as it does not meet the victims‘ needs. Additionally positing that inc­ar­ce­ration is classed and racia­lized, thus leading to the per­pe­tuation of struc­tural ine­qua­lities. Instead of these des­tructive prac­tices, they plead for life-affirming per­spec­tives and imple­menting aboli­tionism on the ground by bringing people tog­ether to find solu­tions outside of state logics while being aware of attempts of neo­li­beral take­overs. FENG-MEI HEBERER (New York) added that regarding politics of Asian self-representation through German grass­roots orga­niza­tions in limbo should not neces­s­arily be understood as failed. Instead, dis­ruption and slowness should be com­pre­hended as con­ti­nua­tions of self-organization.

SARA DJAHIM (Berlin) and TAE JUN KIM (Berlin) ques­tioned the utility of the terms ‘Asian’ and ‘anti-Asian racism’ altog­ether. In a similar manner to Rotem Kowner, they posited that racism is the grounds upon which the cate­gories of race, such as ‘Asian’, emerge and become salient, but that ‘Asianness’ itself is not essential to the over­ar­ching issue of racism. As the sub­jec­tivity of ‘Asianness’ is dependent on the con­ti­nuity of ‘anti-Asian racism’, they do not deem ‘Asian’ as a useful coll­ective identity category for a long-term anti-racist struggle. Their idea not being that there are no spe­cific con­se­quences for people marked as ‘Asians’, but rather that ‘anti-Asian’ sen­timent is not necessary for the mani­fes­tation of racist effects against them. If decon­s­tructed con­se­quently, they con­cluded, there are no ‘Asians’, only people per­ceived as ‘Asian’.

In regard to this issue Jee-Un Kim stressed the rela­tional utility of poli­tical labels such as ‘Asian’ or ‘Asian German’. According to her, it is pivotal to express the societal con­di­tions while decon­s­tructing them at the same time. Depending on who we are pitting our­selves against, certain com­mo­n­a­lities have to be under­lined, whereas some­times it is more pro­ductive to high­light par­ti­cular dif­fe­rences. Thus, the usage of ter­mi­nology such as ‘Asian’, ‘anti-Asian racism’, or ‘dia­sporic Asians’ must be situa­tional, stra­tegic, and always rela­tional. Kien Nghi Ha added that the term ‘Asian German’ is an offer to the com­munity that may be ignored or con­tested, as there is also no sin­gular way of under­standing it. Instead, it poses an oppor­tunity to deal with spe­ci­fi­cally German anti-Asian for­ma­tions in a playful manner.

In summary, the con­fe­rence encom­passed a diverse array of inquiries, spanning from fun­da­mental dis­course on ter­mi­nology to the exami­nation of theo­re­tical under­pin­nings and his­to­rical origins of the phe­no­menon. The pro­cee­dings also encom­passed empi­rical inves­ti­ga­tions into dis­course dynamics and the poli­tical ori­en­ta­tions of grass­roots move­ments. Moreover, You Jae Lee expressed concern over the absence of a dedi­cated aca­demic disci­pline focusing on Asian German Studies, while Lok Siu empha­sized the scho­larly duty to engender know­ledge that con­fronts societal con­cerns and fosters utopian perspectives.

Rotem Kowner observed that, con­tingent upon the chosen metrics, Asians con­stitute a demo­graphic per­centage ranging from eight to ten percent of the total German popu­lation, con­se­quently forming the most pro­minent racial minority. Kowner further asserted that mere sen­si­tization to anti-Asian racism is insuf­fi­cient; instead, a resolute and com­pre­hensive effort against racism as an over­ar­ching con­s­truct is imperative.

While marking the inception of the first-ever con­fe­rence on anti-Asian racism in Germany, the panels effec­tively addressed fun­da­mental ele­ments, thereby situating the phe­no­menon within the German aca­demic dis­course. Regrettably, the exten­si­veness of coverage was cons­trained by prac­tical limi­ta­tions, which led to the omission of deli­be­ration on the Asianness of Arabs, and spe­ci­fi­cally Turks and Kurds in Germany. Nonetheless, the signi­fi­cance of this subject to the Asian com­munity was made visible through the diversity of attendees, including young non-academics from various regions of Germany. This con­fluence faci­li­tated syn­er­gistic dis­cus­sions between scholars and cul­tural pro­ducers, both during and sub­se­quent to the con­fe­rence, paving the way for further exchange and dia­logue. Notably extending from the pre­vious year’s con­fe­rence, cen­tered on the fea­si­bility of a disci­pline in Asian German Studies, the incor­po­ration of an inter­na­tional deli­be­ration added nuance and con­trast to the dis­course. Ultimately, the impli­ca­tions and con­se­quences of anti-Asian racism persist as a con­ten­tious topic both within aca­demic spheres and on the ground.

Conference overview:

Introduction

Kien Nghi Ha (Tübingen) / You Jae Lee (Tübingen)

Keynote History
Chair: Bernd-Stefan Grewe (Tübingen)

Lok Siu (Berkeley): Making Asians Foreign: Methods of Exclusion and Contingent Belonging

Panel History
Chair: Jee-Un Kim (Berlin)

You Jae Lee (Tübingen): Discrimination, Resistance, and Meritocracy. Korean Guest Workers in Germany

Kien Nghi Ha (Tübingen): The Pogrom in Rostock-Lichtenhagen as Institutional Racism

Keynote Theory
Chair: Antony Pattathu (Tübingen)

Rotem Kowner (Haifa): The Intersections between European Racial Constructions and Modern Colonialism: Theoretical Issues and the Place of Asia

Panel Theory
Chair: Bani Gill (Tübingen)

Lucas Poy (Amsterdam): Socialists and Anti-Asian Sentiment in the Era of Mass Migration (1880–1930)

Cuso Ehrich (Gießen): Abolitionist Perspectives on Demands of Asian-German Formations

Keynote Cultural Representations
Chair: Fei Huang (Tübingen)

Quinna Shen (Bryn Mawr): Racialized Screen in Early German Cinema: What Asian German Studies Can Address

Panel Cultural Representations
Chair: Zach Ramon Fitzpatrick (Madison)

Feng-Mei Heberer (New York): Anti-Asian Racism and the Politics of Asian Self-Representation in Germany: the Asian Film Festival Berlin

Anno Dederichs (Tübingen): Opportunity and Threat: Ambivalent Reporting on China in Der Spiegel, 1947–2023

Panel Antiracist Movements
Chair: Yewon Lee (Tübingen)

Sara Djahim (Berlin) / Tae Jun Kim (Berlin): “Take Off Your Masks“: The Invisibility and Visibility of Anti-Asian Racism in Germany

Ya-Han Chuang (Paris): Yellow is the new Black? Emergence and Development of Asian Antiracist Activism in France

Round Table: Challenging Anti-Asian Racism in Society and Academia
Chair: Kien Nghi Ha

Panelists: Quinna Shen, Lok Siu, Rotem Kowner, You Jae Lee

Author
Sander Diederich is a socio­logist enrolled in the master’s program Diversity and Society at the University of Tübingen and is a member of UnKUT (Undisciplined Knowledge at the University of Tübingen). Their work has cen­tered around the moral dimen­sions of (tran­si­tional) justice, anti-Asian racism, and the inter­ac­tional dis­cri­mi­nation of trans­gender persons. Their inte­rests range from feminist epis­te­mo­logies to utopian per­spec­tives and the nor­mative aspects of (aca­demic) scho­larship. Currently, they are exploring notions of ‚the good life‘, with a spe­cific focus on under­standing the con­s­truction and effect of commonalities/differences using lenses such as com­mu­ni­ta­rianism, soli­darity, diversity, and belonging.

BlogVeranstaltungenWorkshop

International Conference
Anti-Asian Racism: History, Theory, Cultural Representations and Antiracist Movements

Venue: Fürstenzimmer of Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11, 72070 Tübingen, Germany
Date: Friday, 07.07.2023 − Saturday, 08.07.2023
Conveners: Dr. Kien Nghi Ha and Prof. Dr. You Jae Lee

Registration required because of limited space via email to: koreanistik@uni-tuebingen.de
Participation: free of charge

Website: https://uni-tuebingen.de/de/219396
Conference Program: Download as PDF (with abs­tracts and short bio­gra­phies of the par­ti­ci­pants)

Link to OPEN CALL

The inter­na­tional con­fe­rence, hosted by the Center for Korean Studies at the University of Tübingen, is divided into four sec­tions. It explores how anti-Asian racism is related to modern history, theory, cul­tural repre­sen­ta­tions and anti-racist move­ments. We cor­dially invite inte­rested scholars, cul­tural workers and com­munity acti­vists to join the dis­cus­sions of the first con­fe­rence on anti-Asian racism in German academia.

P r o g r a m

Friday, 07.07.2023

14:30 – 14:45 Arrival, regis­tration and coffee

14:45 – 15:00 Welcome and Introduction: Dr. Kien Nghi Ha and Prof. Dr. You Jae Lee

15:00 – 16:00 KEYNOTE: HISTORY
Making Asians Foreign: Methods of Exclusion and Contingent Belonging
Lok Siu, Professor of Asian American Studies, University of California (Berkeley)

Chair: Bernd-Stefan Grewe, Professor of History, University of Tübingen

16:00 – 17:00 PANEL: HISTORY

Discrimination, Resistance, and Meritocracy. Korean Guest workers in Germany
You Jae Lee, Professor of Korean Studies, University of Tübingen

The Pogrom in Rostock-Lichtenhagen as Institutional Racism
Kien Nghi Ha, Postdoc Cultural Scientist, University of Tübingen

Chair: Jee-Un Kim, Managing Director of kori­en­tation. Network for Asian German Perspectives e.V.

17:30 – 18:30 KEYNOTE: THEORY

The Intersections between European Racial Constructions and Modern Colonialism: Theoretical Issues and the Place of Asia
Rotem Kowner, Professor of Japanese Studies, University of Haifa

Chair: Anthony Pattahu, Habilitation Candidate at the Department of Social and Cultural Anthropology, University of Tübingen

18:30 – 19:30 PANEL: THEORY

Socialists and Anti-Asian Sentiment in the Era of Mass Migration (1880–1930)
Lucas Poy, Assistant Professor in Global Economic and Social History, Vrije Universiteit Amsterdam

Abolitionist Perspectives on Demands of Asian-German Formations
Cuso Ehrich, Graduate Student, Institute of Sociology, Justus Liebig University Gießen

Chair: Bani Gill, Junior Professor of Sociology, University of Tübingen

Saturday, 08.07.2023

09:00 – 10:00 KEYNOTE: CULTURAL REPRESENTATIONS

Racialized Screen in Early German Cinema: What Asian German Studies Can Address
Qinna Shen, Associate Professor of German Studies, Bryn Mawr College

Chair: Fei Huang, Professor of Chinese Studies, University of Tübingen

10:00 – 11:00 PANEL: CULTURAL REPRESENTATIONS

Anti-Asian Racism and the Politics of Asian Self-Representation in Germany: the Asian Film Festival Berlin
Feng-Mei Heberer, Assistant Professor for Cinema Studies, New York University

Opportunity and Threat: Ambivalent Reporting on China in Der Spiegel, 1947–2023
Anno Dederichs, Postdoc Sociologist at China Center, University of Tübingen

Chair: Zach Ramon Fitzpatrick, Assistant Professor of German Studies at the University of Wisconsin-Madison (from fall 2023)

11:30 – 12:30 PANEL: ANTIRACIST MOVEMENTS

“Take Off Your Masks“: The Invisibility and Visibility of Anti-Asian Racism in Germany
Sara Djahim, Independent Researcher, Asian and International Development Studies,
Tae Jun Kim, Sociologist at German Center for Integration and Migration Research (DeZIM), Berlin

Yellow is the new Black? Emergence and Development of Asian Antiracist Activism in France
Ya-han Chuang, Postdoc Sociologist at the Institut national d’études démo­gra­phiques (Ined), Sciences Po Paris

Chair: Yewon Lee, Junior Professor of Korean Studies, University of Tübingen

12:30 – 13:00 Round Table: Challenging Anti-Asian Racism in Society and Academia
Panelists: Qinna Shen, Lok Siu, Rotem Kowner, You Jae Lee

Chair: Kien Nghi Ha

Supported by the Platform Global Encounters of the University of Tübingen.
Funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and the Ministry of Science Baden-Württemberg within the framework of the Excellence Strategy of the German Federal and State Governments.
Additional funding pro­vided by the Academy of Korean Studies.

PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT
Center for Korean Studies

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Headerbild ©Hân Lê

Liebe korientation-Mitglieder, liebe Freund*innen,

wir hoffen, Ihr seid gut durch den Winter gekommen!

Wie Ihr viel­leicht gemerkt habt, haben wir schon länger keinen „echten“ Newsletter mehr ver­sandt. Wir nehmen den Faden mit dieser Ausgabe wieder auf und teilen mit Euch Recaps aus dem letzten Jahr, Neuigkeiten aus den Projekten und Save-the-Dates für unsere kom­menden Veranstaltungen!

Vorher möchten wir aber noch der acht Opfer des ras­sis­ti­schen Anschlags in Atlanta am 16. März 2021 gedenken.

Wir trauern um Daoyou Feng, Hyun Jung Grant, Suncha Kim, Soon Chung Park, Xiaojie Tan, Yong Ae Yue, Delaina Ashley Yaun, Paul Andre Michels.

Zwei Jahre später sind wir wei­terhin fas­sungslos, traurig und wütend über die grausame Ermordung von sechs chi­ne­si­schen und korea­ni­schen Migrantinnen sowie zwei weißer Menschen durch einen weißen christ­lichen Fundamentalisten. Der man­gelnden Aufarbeitung und Erinnerungsarbeit begneten Mitglieder der asia­ti­schen Diaspora/Asiatisch-Deutschen Community mit Kundgebungen unter anderem in Berlin und Köln und mit einem Offenen Brief, der am 16. April 2021 ver­öf­fent­licht wurde. Lest ihn hier nach.

Wer in Community gedenken möchte, kann am 18. März 2023 an der vom Spicy Ginko Collective orga­ni­sierten Gedenkveranstaltung „In Memory, In Resistance“ an der Friedensstatue in Moabit (Berlin) mit anschlie­ßendem Hangout teil­nehmen und/oder für diese spenden.

Lili für das MEGA Team


KORIENTATION-FESTIVAL

✨ korientation’s super sweet 15! ✨ \(◕ ◡ ◕\)

Save the date: korientation-Festival 20.–27. Mai 2023 in Berlin

Wir wollen eine Woche lang mit Euch feiern – in einem Community-Event mit allem, wofür unser Herz schlägt: Von Ausstellung über span­nendem Input durch Workshops und Talks bis hin zu Fun und Vernetzung durch Meet-Up und Party!

„zu(sammen)künfte“
In der Ausstellung möchten wir kori­en­tation vor­stellen, was wir gemacht haben, gerade machen und viel­leicht auch zukünftig machen wollen. Und wir möchten die Gelegenheit nutzen, weitere Akteur*innen vor­zu­stellen, weil kori­en­tation nur ein Teil einer viel grö­ßeren, viel­fäl­tigen Asiatisch-Deutschen Community und Bewegung ist.

Das Festival ist für uns ein Anlass, um zusam­men­zu­kommen und Grundlagen für Verbindungen und Vernetzungen zu schaffen, aus denen etwas für die Zukunft erwachsen kann.
…und dazu brauchen wir Euch!

📢 Aufruf an all unsere MITGLIEDER!
Liebe Mitglieder – wir würden uns sehr freuen, Euch alle bei unserem Festival zu sehen! Wir möchten Euch gern dazu auf­fordern, ein Statement, Gedanken, eine Erinnerung, einen Wunsch oder viel­leicht auch eine Vision als korientation-Mitglied anlässlich von 15 Jahren kori­en­tation an uns zu schicken. 
Wir möchten Eure Stimmen sammeln und in die Ausstellung inte­grieren, auch wenn es nur kurze Zitate sind!
Schickt uns eine E‑Mail mit maximal 350 Zeichen (inklusive Leerzeichen) unter Angabe des Namens, der ange­ge­benen werden soll.
→ 📩 Schreib an ausstellung@korientation.de

📢 Open Call: Ausstellung Vernetzungs-Space 🕸
In der Ausstellung planen wir drei Spaces:
1. kori­en­tation – History-Space
2. kori­en­tation – NOW!-Space
3. Vernetzungs-Space für Asiatisch-Deutsche Akteur*innen
Wir möchten Euch dazu ein­laden, Euch und Eure Gruppen/Initiativen/Kollektive/Projekte in unserer Ausstellung im Vernetzungs-Space vor­zu­stellen. Der Ausstellungsbeitrag erfolgt in Form eines Posters. Optional können kleinere Objekte oder auch mediale Beiträge, aller­dings nur nach Absprache, mit aus­ge­stellt werden.
Dieser Open Call richtet sich an alle Einzelpersonen, selbst­or­ga­ni­sierten Gruppen, Kollektive und Initiativen, die sich
1. selbst als Asiatisch-Deutsch, post­mi­gran­tisch und anti­ras­sis­tisch posi­tio­nieren
2. basis­ak­ti­vis­tisch, künst­le­risch, kulturell-medial, in der Politischen Bildung, wis­sen­schaftlich oder auf andere Weise mit gesell­schaft­lichen Verhältnissen aus­ein­an­der­setzen.
Wir freuen uns, von Euch zu hören!
⚡ Einsendefrist: 2. April 2023
→ Alle wich­tigen Infos sowie ein Kontaktformular dazu auf der Webseite.
→ 📩 Noch Fragen? Schreibt eine E‑Mail an aus­stellung@korientation.de

📢 Open Call: Helping Hands 🤝
Wir freuen uns über jede hel­fende Hand, auf bekannte sowie neue Gesichter. Wir sind dankbar für jede Unterstützung! Das kann Hilfe beim Ausstellungsaufbau/Abbau, Unterstützung als Awareness-Team, Graphik/Social Media Content-Skills, Medienunterstützung, Organisationsunterstützung all­gemein, Aufsicht, alles Mögliche sein, was bei einem Festival so anfällt!
→ Website: Anmeldungsformular
→ 📩 Schreib an info@korientation.de


SAVE THE DATE 📅

1. April 2023:
Mitgliederversammlung

kori­en­tation e.V.

Per Mail haben wir Euch (v.a. die Aktiven, Ordentliche Mitglieder) bereits ein­ge­laden. Die MV findet in Präsenz statt – wir möchten die Satzung ändern, um zukünftig auch digitale MVs abhalten zu können.

💌 Guckt in Euren Postfächern nach und meldet Euch bis 27. März 2023 an!

14. April 2023: Vernetzungstreffen: MEGA goes Nord

Wir orga­ni­sieren ein Vernetzungstreffen im schönen Kölibri in Hamburg St. Pauli und möchten Euch treffen, ken­nen­lernen und uns mit Euch aus­tau­schen! Bei einem 🫓🍛🥟🥥 Potluck-Buffet wollen wir gemütlich einen Abend lang klönen, essen und uns vernetzen.

🍹 Das Vernetzungstreffen ist ein Community-Event. Meldet Euch bis zum 12. April hier an!

20. April 2023: Digitaler Salon „VaryAsians#3: Asian enough?“

In unserem dritten, exklu­siven Mitgliedersalon zum Austausch über unser diverses Asiatisch-Deutsch-Sein sprechen wir darüber, ob und wie sehr wir uns als „aus­rei­chend“ Asian ver­stehen und fühlen, und warum. Mit dabei: Vorstandsmitglieder Sue Glaeser und Maria Nguyen. Weitere Infos tbc.

🙌 Members only!
Hier kannst Du noch schnell Mitglied werden.

3.–4. Juni 2023
RADAR-Zukunftswerkstatt

Kolonialismuskritische Horizonte für die poli­tische Bildung

Ein Angebot für Asians in der poli­ti­schen Bildungsarbeit

Wie sieht poli­tische Bildungsarbeit aus kolo­nia­lis­mus­kri­ti­scher Perspektive aus?
Was haben Identität und Selbstzuschreibungen mit Kolonialismus zu tun?
Wie können wir Praxen in der poli­ti­schen Bildungsarbeit schaffen und aus­bauen, die auf Solidarität mit anderen ras­si­fi­zierten und mar­gi­na­li­sierten Communities basieren?

Wir werden gemeinsam diesen und wei­teren Fragen nach­gehen und dabei immer wieder die Verbindung zur Reflektion über Kolonialität beibehalten.

Wir laden Aktive aus der poli­ti­schen Bildungsarbeit nach Köln ein! ⚡ Anmeldefrist: 2. April 2023

Programm, Anmeldung und weitere Infos findet Ihr hier.


BEMERKENSWERTES

Podium
Am 21. März 2023 findet die Tagung „Perspektive Rassismuskritik“ der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung im Rahmen der inter­na­tio­nalen Wochen gegen Rassismus statt. Auf dem Abschlusspanel kommt unter anderem unser Vorstandsmitglied Sun-Ju Choi zu Wort. Wer dabei sein will, kann sich hier anmelden: www.berlin.de/politische-bildung. ­ ­ ­ ­
­Veranstaltungstipp
Am 11. April 2023 startet die Filmreihe „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin: Localizing Decolonialization – Dekolonialisierung loka­li­sieren“ des Projekts DARE (Decolonize Anti-Asian Racist Entanglements), die von unserem Mitglied Kien Nghi Ha kon­zi­piert und kura­tiert wird. Das Ganze findet in Kooperation mit bi’bak statt und wird sup­ported von Community-Partner kori­en­tation. Die Filme und ein sehr inter­es­santes Diskursprogramm finden im SİNEMA TRANSTOPIA in Berlin-Wedding statt. Infos sind bald auf www.sinematranstopia.com zu finden! 
­ ­ ­Medienkritik
Am 16.02.2023 erschien im Lokalteil der Süddeutschen Zeitung der Artikel „Die fal­schen Chinesen zu Dietfurt“ von Lisa Schnell. Diese Berichterstattung zeigt lehr­buch­artig auf, wie weite Teile der deut­schen Medien wei­terhin mit ras­sis­ti­schen Phänomenen sowie ras­sis­mus­kri­ti­schen Ansätzen umgehen. Lest hier den Kommentar und Offenen Brief unseres Vorstandstandmitglieds Su-Ran Sichling dazu. 
­Laufende Kampagnen!
Unterstützt „Pass(t) uns allen“ - Kampagne für ein gerechtes Staatsbürgerschafts‑, Einbürgerungs- und Wahlrecht. Wir sind als Bündnispartner dabei und möchten Euch bitten, die Petition zu unter­zeichnen und zu ver­breiten und bei Interesse ihrem Insta-Kanal zu folgen.
Ein Beispiel für die Bedeutung dieser Kampagnen ist der absurde, wütend machende Fall von Pham Phi Son, der vor über 35 Jahren als viet­na­me­si­scher Vertragsarbeiter nach Deutschland kam und wegen einer Formalität (wegen ärzt­licher Behandlung zu lange im Ausland gewesen) die Aufenthaltserlaubnis ver­loren hat. Die ganze Familie inklusive eines Schulkindes soll nun abge­schoben werden – die Härtefallkommission bleibt hart. Auch dies ist kein Einzelfall. Unterstützt diese Kampagne: www.openpetition.de/petition/online/nach-35-jahren-in-sachsen-familie-pham-nguyen-muss-bleiben-phamphisonbleibt

AUS DEM VEREIN

Team-News

Es gibt ein paar Änderungen und Neuigkeiten in unserem Team und wir freuen uns, die neu­esten und neueren und nicht ganz so neuen Menschen bei kori­en­tation vorzustellen:

akiko (keine Pronomen) ist bereits seit Oktober letzten Jahres bei kori­en­tation dabei und freut sich, im Rahmen vom Projekt RADAR die Themenbereiche Asiatisch-Deutsche Gegenwart & Geschichte und poli­tische Bildungsarbeit zusam­men­zu­bringen.
akiko mag es nämlich Verbindungen zu ziehen, Punkte, Themen und Räume neu kreativ mit­ein­ander zu con­necten und Spaces für Vernetzung zu gestalten und geht dabei der Frage nach, wie wir ver­schiedene Kämpfe mehr mit­ein­ander ver­binden können, während wir Unterschiede aner­kennen.
Seit 2017 ist akiko in die poli­tische Bildungsarbeit ein­ge­taucht und fokus­siert macht­kri­tisch die Themen Rassismus, Intersektionalität, Queerfeminismus, Empowerment, Powersharing und poli­tische Körperarbeit.
In den letzten Jahren lernt akiko immer mehr und immer weiter unsere Körper in allen Sphären und auch in der Bildungsarbeit mit­zu­nehmen und lernt von tollen Menschen Embodied Social Justice (Verkörperung von Social Justice) zu fokus­sieren.
Außerdem: Bei allem was mit Teigtaschen 🥟und Nudelsuppen 🍜 zu tun hat ist akiko dabei und ver­bringt auch gerne min­destens einen Tag pro Woche draußen ohne Bildschirm.

Vee haben wir nach der ersten Zusammenarbeit im letzten Jahr als Social Media-Person ins MEGA-Team geholt. Hier eine kleine Nachricht von Ihr an Euch:
Helu, ich bin Vee (alle Pronomen) und auf Social Media für alle korientation-Themen zuständig. Mein Alltag besteht darin zu über­legen, wie ich euch dazu ver­führe, zu unseren Events zu kommen, wie ich die Teammitglieder zwinge, ein Video zu machen und wie wir die Community noch mehr sup­porten können. 
Ich bin die Person, die all eure lieben Nachrichten liest und sieht, wenn ihr mit Herzchen auf unsere Beiträge oder Reposts reagiert. Das zeigt uns, dass die Themen für euch ebenso wertvoll sind wie für uns und für diese Bestätigung möchte ich mich bedanken.
Hoffentlich kann ich euch alle mal auf unseren Vernetzungstreffen kennen lernen und schicke bis dahin viel Liebe!
Eure Social Veedia

PS: Vee ist auch als Musiker*in/Sänger*in aka Planet Veenus bekannt. Hört und guckt mal rein! Zuletzt war Vee auf der Rice & Shine Abschiedsparty mit einem phä­no­me­nalen Auftritt zu sehen!

Ich, Lili (sie/ihr), unter­stütze kori­en­tation, ins­be­sondere das MEGA-Team seit Neuestem, nämlich seit Anfang Februar.
Ich inter­es­siere mich für Re-Präsentationsformen und die Möglichkeiten der Sichtbarmachung des weniger Sichtbaren durch ver­schiedene Medien. Mein Herz schlägt besonders für Comics, Bücher und Musik, die unbe­kannte Perspektiven und Lebensrealitäten greifbar(er) machen (u.a. habe ich diese auch in meinen Studien zu Kunst, Musik und Medien sowie Kulturwissenschaft und ‑semiotik untersucht).😍

🙌 Wir freuen uns sehr darüber, dass nun alle zusammen im Team sind! Willkommen an Board, wir drei! 🙌


VERGANGENE VERANSTALTUNGEN

Wir haben für Euch hier ins­be­sondere aus den Projekten die wich­tigsten Veranstaltungen und Aktivitäten zusam­men­ge­fasst. Mehr findet Ihr natürlich auf unserer Webseite.


PROJEKT MEGA

Ein gemüt­liches MEGA New Year Vernetzungstreffen fand am 21. Januar 2023 im BIWOC* Rising in Berlin statt. Wir haben uns über alle gefreut, die mit uns gemeinsam in das neue (🐱/🐰)-Jahr gefeiert haben – bei einem super­le­ckeren Potluck-Mahl und inter­es­santen Begegnungen! To be con­tinued im Mai…

Das MEGA-Team hat sich am 10. Dezember 2022 mit einem MEGA openUP an dem Open House-Wochenende des Hausprojekts Schwarzenberg e.V. beteiligt – da sitzen wir nämlich drin und dort wird auch unser Festival statt­finden. Eine Pop-Up Ausstellung mit Arbeiten aus den lau­fenden Projekten gewährte bei Keksen und Tee Einblicke in die Vereinsarbeit und die Büroräume von korientation.

Unser Talk „Being Stopped and Unstoppable“ als zweiter Teil der Talkreihe „Shut Up and Listen“ fand am 06.10.2022 im BIWOC* Rising, Berlin statt. Die tollen Gäst*innen Sarah Naqvi, Olivia Hyunsin Kim, Thu Hoài Trần, mode­riert von Shivā Amiri sprachen über die Bedeutung von Körper/arbeit in Diskussionen um Empowerment und Widerstand. Ihr findet Infos und die Videodokumentation auf unserer Webseite.

Am 16. September 2022 fand unser Panel zu „30 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Community-übergreifende Erinnerungskultur als wider­ständige Praxis“ statt. Dabei waren sowohl Perspektiven aus der viet­na­me­si­schen als auch der Rom*nja-Community ver­treten. Das Panel wurde durch zwei ein­füh­rende Vorträge ein­ge­leitet. Ihr findet Infos und die Videodokumentation auf unserer Webseite.

Das Projekt MEGA wird im Rahmen des Demokratie leben!-Programms durch das BMFSFJ gefördert sowie im PartInt-Programm durch das Land Berlin.


PROJEKT RADAR

RADAR ist unser erstes großes Projekt im Bereich der poli­ti­schen Bildung und steht für Ressourcen von/für Asiatische Deutsche gegen anti-asiatischen Rassismus.

Das Projektteam hat mit dem Projektstart im August 2022 direkt los­gelegt und arbeitet derzeit an einer digi­talen Broschüre, die als Ausgangspunkt für die inhalt­liche Auseinandersetzung mit den zen­tralen Themenstellungen im Projekt dienen soll. Veröffentlichung ist bald!

Das erste Netzwerktreffen für poli­tische Bildner*innen fand am 27. Januar 2023 online statt. Die Team-Mitglieder Cuso und akiko und Moderation Methu waren über­wältigt von der Resonanz und dem Interesse an diesen Formaten.

Eine Folgeveranstaltung in Form der ersten Zukunftswerkstatt wird am 3./4. Juni 2023 darauf auf­bauend in Köln statt­finden, siehe Ankündigung weiter oben unter Save-the-Dates.

Und wir freuen uns darauf, akiko und Cuso im Rahmen des korientation-Festivals im Mai in Berlin zu sehen, wo sie das Projekt und ihre Arbeit vor­stellen werden!

RADAR wird von der Bundeszentrale für Politische Bildung gefördert.


Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin

In dem Themenfeld „Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen“ ent­wi­ckeln wir Projekte, um kolonial kon­stru­ierte und homo­ge­ni­sie­rende Narrative von ‚Asien‘ und Asiatisch-Deutschen Präsenzen zu brechen und zu dekonstruieren.

Wir haben letztes Jahr ein erstes Recherche-Projekt durch­ge­führt, für das wir Anujah Fernando und Linh Müller gewinnen konnten. Beide haben zum Thema Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin recher­chiert und geschrieben und zusammen den Artikel „Asiatische Präsenzen im Berlin der Zwischenkriegszeit: Inder:innen, Koreaner:innen und Community über­grei­fende Begegnungen“ ver­fasst. Der Artikel wurde mit ver­tie­fenden Materialsammlungen zu den beiden Themenschwerpunkten „Koreaner:innen im Berlin der Zwischenkriegszeit“ sowie „Antikoloniale Vernetzung von Inder:innen im Berlin der Zwischenkriegszeit“ von ihnen ergänzt. Ihr findet alles auf unserer Webseite.

Das Projekt wurde von der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung gefördert.


Teilnahme am Projekt #CommunitiesSolidarischDenken und Broschüre
„Zusammen als People of Color?!

Wir haben 2022 an dem Projekt #CommunitiesSolidarischDenken – Zusammen als People of Color?!Überlegungen zu nach­hal­tiger Community-Zusammenarbeit III von xart splitta teil­ge­nommen. Dabei ging es ins­be­sondere um das Thema Selbstbezeichnungen, Positionierungen und Identitätsmarker, den Ein- und Ausschlüssen, die damit ein­her­gehen, begriffs- und bewe­gungs­ge­schicht­lichen Kontextualisierungen und Konjunkturen und die Wiederkehr und Weiterentwicklung von Diskursen rund um das Thema – wie wollen wir uns bezeichnen (oder nicht) und wie wollen wir weshalb wozu damit umgehen.

Hierzu hat xart splitta eine Broschüre her­aus­ge­geben, die unter­schied­liche Positionen der Teilnehmenden und darüber hinaus zu den Begriffen PoC/BPoC/BIPoC ver­sammelt – hier geht es zum Download der Broschüre.




HINWEISE

YoungUP!
Für das Programm „YoungUp!“ von April bis Dezember 2023 werden Teilnehmende gesucht. „YoungUP!“ richtet sich an junge BIPoC; sowohl Politik-Newbies als auch erfahrene Aktivist*innen von 17 bis 35 Jahren. Das Programm bietet den Teilnehmenden einen Raum, in dem sie ihre Handlungsfähigkeit stärken, Ideen ent­wi­ckeln, kon­struktiv streiten und poli­tische Veränderungen anstoßen können.
Weitere Infos auf der Projekt-Website


Bleibt mit uns in Kontakt und schreibt uns, wenn Ihr Ideen und Anregungen für unsere Arbeit habt oder etwas in unseren Newsletter auf­nehmen lassen wollt! 💌


BlogVeranstaltungen

Asian New Yorkers protest in August 2021

Call for Paper – PDF download

Conference “Anti-Asian Racism: History, Theory and Case Studies”

Venue: Schloss Hohentübingen at the University of Tübingen, Germany
Date: 07.07. – 08.07.2023, hybrid con­fe­rence
Conveners: Dr. Kien Nghi Ha and Prof. Dr. You Jae Lee
Host Institution: Department of Korean Studies, Institute of Asian and Oriental Studies at the University of Tübingen

Thematic Focus and Issues

In the trans­na­tional Corona pan­demic, Asian-related racism became common head­lines in the media of many Western immi­gration societies. In the course of this deve­lo­pment, the term as well as the topic of “anti-Asian racism” became more pro­minent – in Germany for the very first time. Although anti-Asian pro­jec­tions and its accom­panying colonial-racist con­s­truc­tions have been a con­sti­tutive com­ponent of Western modernity, they have hardly been per­ceived as a relevant topic in many European nations. This is also the case in German-speaking countries and its poli­tical, cul­tural and edu­ca­tional insti­tu­tions. Thus, the aca­demic research on the history and com­ple­xities of Asian German Diaspora, the sub­jec­ti­vities and needs of Asian immi­grant com­mu­nities is still largely mar­gi­na­lized and mostly deemed as unim­portant. This is espe­cially true for aca­demic rese­arches that centers the rich history of anti-Asian dis­courses and ste­reo­types as well as related con­tem­porary prac­tices, immi­gration policies and move­ments in Germany and other European countries.

To tackles this, the workshop aims at streng­thening local coope­ration as well as trans­na­tional net­working. We like invite scholars from all aca­demic disci­plines to con­tribute. Inquiries from the Humanities including but not limited to Asian German Studies, Asian Diasporic Studies, Asian American Studies, Asian Studies, European Studies, German Studies, Anthropology, Media Studies, History and Social Sciences in general as well as other fields of expertise are welcome. Through the inclusion of multi-disciplinary exch­anges and insights we seek to broaden our per­spec­tives and under­standing. We encourage espe­cially scholars of Color and young aca­demics to apply, who aims to explore this field of research in the German context.

The conference is divided into three sections:

1) The section “History” dis­cusses his­to­rical back­grounds of the origin of Asian dia­sporas in Western societies. In addition to legal frame­works and poli­tical prac­tices, the atti­tudes and reac­tions of the White main­stream are also relevant. Travel routes, work, housing, lan­guage, and gender dif­fe­rences and other social and spatial dimen­sions are also of great importance for the structure of Asian dia­sporic com­mu­nities. Likewise, the modes of response to racism, self-organization, and com­munity building are also important for the arrival and sett­lement pro­cesses. In this context, a com­pa­rative per­spective allows for infe­rences not only about local, regional, and national, but also about trans­na­tional ana­logies and differences.

2) The section “Theory” deals with approaches that his­to­ri­cally recon­s­truct, define, and ana­ly­ti­cally classify anti-Asian racism and its various mani­fes­ta­tions. In addition to the func­tioning of struc­tural exclu­sions and insti­tu­tio­na­lized dis­cri­mi­na­tions, the con­s­truction and mea­nings of cul­tural ste­reo­types in popular culture or media can also be examined. Intersectional rela­tions to other forms of racism and social cate­gories such as class, gender and sexuality are also of great interest.

3) The section “Case Studies” narrows down the object of study and, with its inductive approach, allows for a change of per­spective that high­lights inte­resting aspects that are easily over­looked in the macro view. Possible formats include his­to­rical, poli­tical, cultura eventsl, but also indi­vidual cases, smaller-scale the­matic aspects, bio­gra­phical ana­lyses, exem­plary reception his­tories of cul­tural arti­facts, and so on, which are also signi­ficant through their detailed view.

Practical informations

Due to budget limits, we can only provide a limited travel reim­bur­sement (up to 200,- €), hotel acco­mo­dation for one night in Tübingen and meals, snacks and soft drinks for the sel­ected sub­mis­sions. Online pre­sen­tation is pos­sible in order to give overseas scholars the chance to participate. 

Please send pro­posals (approx. 300 words) and a short CV (up to 150 words) to the orga­nizers. Please pass this CfP along to anyone else who might be inte­rested. Thank you for your interest!

Submission CfP

Deadline: 15.03.2023 for abs­tract (approx. 300 words) and short CV (up to 150 words)
Result Notification: 31.03.2023
Contact: Dr. Kien Nghi Ha, Email: nghi.ha@uni-tuebingen.de
More Information: Asian German Studies Tübingen https://uni-tuebingen.de/en/219396

Publication

Conference pro­cee­dings planned for 2024 by an inter­na­tional aca­demic publisher


Supported by the Platform Global Encounters of the University of Tübingen.
Funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and the Ministry of Science Baden-Württemberg within the framework of the Excellence Strategy of the German Federal and State Governments.

AllgemeinVerein

kori­en­tation. Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven e.V. ist eine Selbstorganisation und ein
Netzwerk von Asiatischen Deutschen und Asiat*innen mit dem Lebensschwerpunkt Deutsch­land mit einem gesell­schafts­kri­ti­schen Blick auf Kultur, Medien und Politik. Das Ziel ist es, viel­fältige Lebenswirklichkeiten in Deutschland bewusst und sichtbar zu machen und damit Rassismus ent­gegen zu wirken.

Asiatisch-Deutsch als Selbstbezeichnung ist für kori­en­tation ein ver­bin­dendes Element, das der poli­ti­schen Positionierung dient und sich weder auf nationale Grenzen noch auf eine kul­tu­relle Essentialisierung bezieht. kori­en­tation ver­sucht den Widerspruch und die Gleichzeitigkeit zu reflek­tieren, dass (Süd‑, West‑, Zentral‑, Nord‑, Ost- und Südost-)Asien Konstrukte sind und Bezüge, wie bspw. ‚tamilisch-‘, ‚südkoreanisch-‘, in Jakarta geboren und in Deutschland aufgewachsen-‚Sein‘ in den gelebten Erfahrungen eine Rolle spielen.


Wir suchen für unser neues Recherche-Projekt „Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin“

2 wis­sen­schaft­liche Honorarkräfte mit MA-Abschluss
auf Werkvertragsbasis ver­gütet mit 3.000 € (brutto)
Vertragszeitraum bzw. Projektlaufzeit: 15.07. bis 30.11.2022.

Bewerbungsfrist: 05.07.2022
Bewerbung per Email an: info@korientation.de
Hast Du Fragen? Melde Dich bei uns, auch gern per Email.

Wir laden ins­be­sondere Schwarze Menschen und People of Color mit Bezügen zu Asien (Zur Klarstellung: Damit meinen wir Süd‑, West‑, Nord‑, Südost‑, Ost- und Zentralasien) und inter­sek­tio­nalen Identitäten ein,
sich zu bewerben.

Das Projekt „Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin“ wird von der Berliner Landeszentrale für poli­tische Bildung gefördert und soll einen Beitrag zur Schließung von Wissenslücken und Leerstellen zu Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin leisten. Es möchte auf die Brechung und Dekonstruktion eines kolonial kon­stru­ierten und homo­ge­ni­sie­renden Narrativs von ‚Asien‘ und Asiatisch-Deutschen Präsenzen hin­wirken. Dabei liegt ein beson­derer Fokus auf lokalen Geschichten der Widerständigkeit, der Solidarisierung und der Gegennarrative als Strategie, post­ko­lo­niale Strukturen jen­seits weißer und euro­zen­tris­ti­scher Perspektiven zu analysieren.

Die Arbeitsaufträge umfassen

1. Die Recherche und Erstellung von je einer the­ma­ti­schen Materialsammlung zu post­ko­lo­nialen Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin pro Honorarkraft, durch

  • Quellenbasierte his­to­rische Recherchen inkl. graue Literatur wie Flyer etc.
  • Bestandsaufnahme und Sichtung rele­vanter Quellen und Forschungsliteratur
  • Ggf. Interviews mit Expert*innen und Zeitzeug*innen
  • Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse aus den Recherchen
  • Zusammenstellung der Ressourcen als the­ma­tische Materialsammlung in digi­taler Form

2. Das Verfassen eines ana­ly­ti­schen Fachartikels zu post­ko­lo­nialen Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin in Ko-Autor*innenschaft (30.000 Zeichen inklusive Leerzeichen)

Die kom­plette Stellenausschreibung inkl. Bewerbungsprofil, was Dich bei uns erwartet und Informationen zum Bewerbungsverfahren findest Du hier: 


AllgemeinBlogKultur

von Kimiko Suda


I desire a new lan­guage of belonging. A who-are-you space to gather with others, rather than the bio­lo­gical ‛what’ am I. This new lan­guage finds the poli­tical in the per­sonal, and it requires me to ask who am I in the face of any new race-making that might be taking place. Who in me is the slave, who the plan­tation owner, who the inden­tured labourer, the bounty keeper, who the col­la­bo­rator, who the per­pe­trator, who the victim? Who am I othering, as I write, as I speak, as I travel, as I shop? What borders am I erecting, who am I when I don´t feel I have enough? (McWatts 2019: 233)

Im deut­schen Kontext sind DNA-Testkits für den Privatgebrauch bisher im Vergleich zum anglo­ame­ri­ka­ni­schen Kontext noch nicht so populär. Die Gründe dafür sind nur zu ver­muten, sei es die NS-Vergangenheit, die ein nega­tives deut­sches Verhältnis zu Humangenetik per se geschaffen hat, oder auch die vor­herr­schende unkri­tische Zufriedenheit mit einer kon­stru­ierten und unhin­ter­fragten weißen deut­schen Identität bei der Mehrheit der Deutschen. In ihrem essay­is­ti­schen Band Shame On Me. A memoir of race and belonging zeichnet die kana­dische Autorin Tessa McWatt den Weg einer emo­tio­nalen Selbstfindung und kritisch-intellektuellen Selbstpositionierung nach, der mit den Ergebnissen von zwei DNA-Tests und einem Einfordern einer politisch-solidarischen Haltung zum aktu­ellen Weltgeschehen, endet. Sie beschreibt den Prozess von der Internalisierung von ras­sis­ti­schen „Othering“-Begegnungen („What are you?“), und einer schwie­rigen Rollenzuweisung in ihrer Familie (Ersatz für einen früh ver­stor­benen Bruder), hin zu Suchbewegungen außerhalb von eth­ni­schen Kategorien. Sie offenbart einen Reflexionsprozess, in dem sie sich unab­hän­giger macht von Eindeutigkeit und von der Anerkennung anderer. Sie hadert mit der Verinnerlichung eines weißen kana­di­schen Mittelschichtshabitus und damit ein­her­ge­henden Ideen von Erfolg und sozialer Mobilität und sieht gleich­zeitig die daraus für ihren Lebensweg ent­stan­denen Privilegien.

Anhand ihrer Familiengeschichte, sie wurde 1959 in Georgetown, Guayana geboren, werden die hier­ar­chi­schen Verflechtungen unter­schied­licher ras­si­fi­zierter Gruppen der dama­ligen bri­ti­schen Kolonie dar­ge­stellt, und daraus wird die Vielschichtigkeit ihrer eigenen Identität abge­leitet. Für den Anbau von Zuckerrohr wurden ver­sklavte Arbeiter*innen aus Afrika, ver­armte Arbeiter*innen (inden­tured workers) aus Indien, Südchina und Portugal nach Guayana gebracht und mussten auf den Plantagen schuften. Den White Frame der anglo­phonen Gesellschaften bezeichnet sie daher auch als Plantagen-Setting[1], aus dem es kaum möglich ist aus­zu­brechen, da sich post­ko­lo­niale Kontinuitäten durch alle gesell­schaft­lichen Strukturen und Interaktionen ziehen. Die Titel der ein­zelnen Kapitel des Bands sind im Sinne der Idee von embodied know­ledge einer­seits und Kritik an der Desubjektivierung von Menschen durch ras­sis­tische Zuschreibungen ande­rer­seits, auf­ge­teilt: die Einleitung lautet „What are you?“ und enthält als Einstieg kurze Vignetten der (zum Teil ver­mu­teten) Schicksale ihrer Vorfahrinnen, gefolgt von den Kapiteln „Nase“, „Lippen“, „Augen“, „Haare“, „Arsch“, „Knochen“, „Haut“ und „Blut“. Das Abschlusskapitel lautet „Double Helix“[2] und enthält neben den DNA-Testergebnissen ein Plädoyer gegen die Absurdität von Rassifizierung.

Tessa McWatts Ururgroßvater väter­li­cher­seits, dem sie ihren schot­ti­schen Familiennamen ver­dankt, war ihrer Vermutung nach ein Plantagenaufseher, eine Repräsentationsfigur von weißer Macht im kolo­nia­len­bri­ti­schen Governance-Régime. Ihre Ururgroßmutter wurde ver­sklavt und vom afri­ka­ni­schen Kontinent nach Guayana gebracht, und die Autorin unter­streicht kon­ti­nu­ierlich ihre Fragezeichen hin­sichtlich der Freiwilligkeit der sexu­ellen Beziehung zwi­schen dem Aufseher und ihr. Sie führt dabei die his­to­ri­schen Aufzeichnungen eines Kolonialbeamten an, der mit latei­ni­schen Abkürzungen die Inhalte von hun­derten seiner „Dates“ mit ver­sklavten Frauen doku­men­tierte und bewertete. Mit dieser Dokumentation als Referenz ver­weist sie auf die Normalität von sexu­eller und ras­si­fi­zierter Gewalt in den kolo­nialen Plantagengesellschaften. Die Großmutter müt­ter­li­cher­seits der Autorin hatte chi­ne­sische Vorfahr*innen und auch ihr ist sexuelle Gewalt wider­fahren, laut einer Erzählung der Mutter der Autorin. Unterschiedliche Familienmitglieder hatten auf­grund unter­schied­licher Hautfarben und sozialer Klassen, unter­schied­liche Zugangschancen zu Arbeitsplätzen in der Kolonie. Familienfotos visua­li­sieren die beschrie­benen „eth­nisch gemischten“ Familienkonstellationen. Der Vater der Autorin kam aus armen Verhältnissen, schaffte es aber Geld zu sparen und Veterinärmedizin in Kanada zu stu­dieren. Als die Lage auf­grund von ras­sis­ti­schen Pogromen in Guayana zunehmend ange­spannter wurde, folgte die Autorin im Alter von drei Jahren mit ihrer Schwester, Mutter und Großmutter ihrem Vater nach Kanada. Ihr Großvater konnte erst Jahre später in einer psy­chisch fra­gilen Verfassung nach­geholt werden, er konnte nicht mehr sprechen und war nur noch ein Geist seiner selbst.

Herausragend an dem Buch ist die Multidimensionalität der Verortung und Reflexion der Autorin. Sie spricht in einem Atemzug über ras­sis­tische Fremdzuschreibungen und Selbstethnisierung, bzw. ihre eigene unbe­wusste Ethnisierung von Familienmitgliedern bei ihrer Suche nach einem Ort der Zugehörigkeit. Sie ver­folgt den post­ko­lo­nialen Nachhall der Identitäten ihrer Familienmitglieder im kolo­nialen Britisch Guayana bis in die Gegenwart und in ihren Lebensalltag in Kanada, später in London und auch auf ihren Reisen in die Karibik, nach Südamerika, Afrika und Asien. Je nach Situation und Kontext, wird sie als lokal, „fremd“, als weiß, Asiatisch oder Schwarz gelesen, und sie reflek­tiert dann über den jewei­ligen Marginalisierungs- bzw. Privilegierungseffekt, der daraus resul­tiert. Sie nimmt die ras­sis­ti­schen Diskurse und deren Auswirkungen auf sie selbst und die Körper ras­si­fi­zierter Frauen per se als Beispiel und zeigt dabei deren Exotisierung, Hypersexualisierung und Objektivierung und ihre eigene Vulnerabilität in dieser Hinsicht, auf.

Mit per­sön­lichen Beispielen, bei­spiels­weise hin­sichtlich ihrer Auswahl an Männern, die sie für ihre Liebesbeziehungen im Verlauf ihres Lebens aus­ge­wählt hat, zeigt sie einen Prozess auf, in dem sie sich von einer Orientierung am weißen Status Quo, über die Suche nach einer Schwarzen Identität über eine Beziehung zu einer Person, die fest in einer Schwarzen Community zuhause ist, hin zu einer Psychoanalyse bewegt. Mit dieser Analyse schafft sie es, von einer Selbstverortung als nicht aus­rei­chendem „Ersatz für den ver­stor­benen Bruder“ und einem „Mangel“ an Identität weg­zu­kommen. Für ihre psy­cho­ana­ly­tische Perspektive denkt sie mit Fanon, aber auch Jung und Freud, und stellt die gän­gigen Kategorien von „hell“ und „dunkel“ in der Psychoanalyse einer­seits in Frage und ver­weist auf die Notwendigkeit zum Teil mit gege­benen Konzepten zu arbeiten.

Ein anderes wie­der­keh­rendes Thema, ist die Frage nach dem Versuch sich trotz ras­sis­ti­scher Gesellschaftsstrukturen oder gerade auf­grund der Entbehrungen, die ihr Vater für sie durch die Migration nach Kanada auf sich genommen hat, mehr zu leisten und zu schaffen als der Durchschnitt. Sie ver­gleicht dabei ihren Lebenslauf mit dem ihrer Geschwister, ihr Bruder ist ein erfolg­reicher Geschäftsmann und ihre Schwester ist Richterin geworden. Dann schaut sie auf die nächste Generation, die leib­lichen und adop­tierten Kinder ihrer Geschwister, um im Verlauf der Zeit nach­zu­voll­ziehen, welche Rolle phä­no­ty­pische Aspekte für ras­sis­tische Zuschreibungen und soziale Hierarchien spielen. Ihre Analysen sind immer his­to­risch ver­ankert und inter­sek­tionell, macht­kri­tisch und mit Referenzen ver­sehen und daher in der Verbindung von grö­ßeren Diskursen und Analysen mit indi­vi­du­ellen Beobachtungen und Erlebnissen überzeugend.

Im Vergleich, bei­spiels­weise zu Ocean Vuongs[3] auto­bio­gra­phi­schem Roman On Earth We’re Briefly Gorgeous. A Novel, der im gleichen Jahr, 2019, erschienen ist, ist in Tessa McWatts Band die Sicherheit der gebil­deten Mittelschichtsfamilie als Ausgangspunkt zu spüren, die öko­no­mische Stabilität, die Rassifizierungseffekte punk­tuell abfedern kann. Sie ist (zumindest in den in dieser Hinsicht rele­vanten beschrie­benen Situationen) hete­ro­se­xuell und es bleibt ihr daher eine Ebene der Diskriminierung und Identitätssuche erspart, die für Vuongs queeren Protagonisten mit im Zentrum steht. Sie berichtet über sprach­liche und „epis­te­mische Gewalt“ in ihrem Lebensumfeld seit ihrer Kindheit, aber nicht über unmit­telbare phy­sische, wie sie für Ocean Vuong präsent ist. Die Vergewaltigungen ihrer Ururgroßmutter väter­li­cher­seits und Großmutter müt­ter­li­cher­seits, die zu Beginn als Vignette erwähnt werden, tauchen im Verlauf des Bands immer wieder auf und werfen einen unüber­seh­baren Schatten aus der Vergangenheit; gleich­zeitig findet jedoch auch eine inter­ge­ne­ra­tio­nelle Kommunikation zwi­schen Großmutter und Enkelin, Mutter und Tochter statt, die auch wie ein Heilungsprozess gesehen werden kann im Vergleich zu Ocean Vuongs Sprachlosigkeit gegenüber seiner Mutter und Großmutter zu deren Lebzeiten. Auch Ocean Vuong denkt über die ras­si­fi­zierten und geschlechts­spe­zi­fi­schen Gewaltdynamiken nach, mit der weiße DNA über einen US-amerikanischen Soldaten in seine Familiengeschichte gekommen ist. Seine Großmutter war in Vietnam gezwungen, als Sexarbeiterin ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ist in dem Kontext schwanger geworden.

Für den Vergleich zwi­schen Tessa McWatts und Ocean Vuongs auto­bio­gra­phi­schen Zugängen ist dann auch die Generationenfrage und eine unter­schied­liche Distanz zu bestimmten Lebensphasen mit­zu­denken. Während Ocean Vuongs 1988 in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam geboren wurde, und seine Jugend noch nicht so lange her ist, und er die Atmosphäre der Erlebnisse dieser Zeit auf emo­tional ein­drück­liche und oftmals beklem­mende Art aus der Perspektive einer Romanfigur beschreibt, hat Tessa McWatt bereits eine psy­cho­ana­ly­tisch reflek­tierte intel­lek­tuelle Distanz zu vielen erlebten Situationen im län­geren Verlauf ihres Lebens für sich her­ge­stellt. Dementsprechend sind die ein­zelnen Situationen bei­spiels­weise von Diskriminierung als eine bereits ver­ar­beitete und somit abge­schlossene Angelegenheit beschrieben und es ist ihr ver­mutlich leicht gefallen aus der unmit­tel­baren Ich-Perspektive zu schreiben. Ocean Vuong und Tessa Watt teilen das bewusste Abschütteln von Scham über ihre Herkunft und ihre Identitäten außerhalb von weißen Mittelschichtsnormen. Sie teilen auch das Gefühl der Notwendigkeit der kon­se­quenten und kri­ti­schen Auseinandersetzung mit ihrer Identität ange­sichts der Sterblichkeit ihrer Mütter, mit deren (dro­hendem) Tod einer­seits Wissen ins­be­sondere über fami­liäre Migrationsgeschichte(n) und Ereignisse vor der Migration, und vor allem sie selbst als emo­tio­nales Gegenüber, zu ver­schwinden drohen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Shame On Me ist eine poli­tische Reflexionsanleitung über Marginalisierung, Privilegien und das emo­tionale und intel­lek­tuelle Abschütteln von jeg­lichen Rassifizierungskategorien.


Tessa McWatt (2021): Shame On Me. A memoir of race and belonging, Scribe Publications: London, 260 Seiten, ISBN-13: 9781913348229; ISBN-10: 1913348229

[1] Im deut­schen Kontext ist 2008 das Buch Plantation Memories. Episodes of Everyday Racism – Kurzgeschichten in eng­li­scher Sprache von Grada Kilomba, erschienen, in dem sie auch das „Plantagen-Setting“ auf­greift, um auf struk­tu­rellen Rassismus und dessen Erscheinungsformen und Reproduktion im Alltag zu verweisen.

[2] Double Helix ist die Beschreibung der Struktur eines DNA-Molekuls. 

[3] Sein viet­na­me­si­scher Name lautet Vương Quốc Vinh.

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Am 4. und 5. Februar 2022 wird das MEGA Team für kori­en­tation bei der Asian German Studies Tagung in Tübingen dabei sein, die von Prof. Dr. You Jae Lee und Dr. Kien Nghi Ha (Universität Tübingen) für die deutsche Forschungslandschaft orga­ni­siert wird. Weitere Infos zum Programm findet Ihr auf der Webseite!

Blog

von Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer, Christopher Nguyen 


Antiasiatischer Rassismus exis­tiert nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Basierend auf tat­säch­lichen und ima­gi­nierten Besuchen Asiens,[1] haben seit dem 13. Jahrhundert Europäer*innen Narrative kon­struiert und ver­breitet, die bis heute wirk­mächtig sind. In ihnen erscheinen Asiat*innen als „anders“, „exo­tisch“ und „gefährlich“.[2] Auch in Deutschland lässt sich anhand von his­to­ri­schen Beispielen eine klare Kontinuität und Systemimmanenz von anti­asia­ti­schem Rassismus auf­zeigen.[3]

So wurde bei­spiels­weise die Errichtung der deut­schen Kolonie Kiautschou 1897 zeit­ge­nös­sisch mit der angeb­lichen Überlegenheit der Deutschen gegenüber den Chines*innen innerhalb eines ras­sis­ti­schen Systems und dem Ziel der christ­lichen Missionierung und soge­nannten Zivilisierung „im Namen einer höheren Gesittung“ legi­ti­miert.[4] Wenige Jahre später, am 27. Juli 1900, argu­men­tierte Kaiser Wilhelm II. in seiner „Hunnenrede“ zum Abschied deut­scher Marinesoldaten, die zur Bekämpfung des „Boxeraufstands“ (1899–1901) nach China geschickt wurden, dass die Chines*innen mit ihrem Akt des Widerstands gegen die Kolonialmächte ihr Recht auf Leben ver­wirkt hätten. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialist*innen waren auch die damals in Deutschland lebenden Chines*innen unmit­telbar von der NS-Rassenpolitik betroffen: Sie wurden aus­ge­wiesen oder in Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager ver­schleppt und dort ermordet.[5]

Als schwer­wie­gendste Fälle anti­asia­ti­scher Gewalt nach 1945 sind die Pogrome in Hoyerswerda 1991 und Rostock-Lichtenhagen 1992 in das kol­lektive Gedächtnis asia­ti­scher Deutscher ein­ge­gangen. Wohngebäude, in denen eine größere Anzahl von Vietnames*innen lebte, wurden unter den Augen applau­die­render Zuschauer*innen von gewalt­tä­tigen Rechtsradikalen ange­griffen. Die Polizei wartete in beiden Fällen tagelang, bis sie gering­fügig ein­griff. Die ver­ant­wort­lichen Politiker*innen kapi­tu­lierten vor der rechten Gewalt und ließen in beiden Fällen die Angegriffenen eva­ku­ieren, statt für die Verhaftung der Angreifer*innen zu sorgen. Die Pogrome von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen sind dabei nicht nur als eine Folge der Vereinigungspolitik ein­zu­ordnen, sondern als Ausdruck einer kon­ti­nu­ier­lichen Existenz von Rassismus in der deut­schen Bevölkerung.[6]

Eine Anerkennung dieser spe­zi­fi­schen Form struk­tu­reller Diskriminierung erfolgte jedoch erst in jüngster Zeit. Beispielsweise sind die ras­sis­tisch moti­vierten Morde an Nguyen Ngọc Chau und Do Anh Lan, die am 20. August 1980 in Hamburg bei einem von Rechtsterroristen ver­übten Brandanschlag starben, bis heute kaum bekannt.[7] Während die Pogrome in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen noch als situa­ti­ons­be­zogene „Fremdenfeindlichkeit“ gegenüber „Ausländer*innen“ galten, wird im Kontext der Corona-Pandemie, die weltweit mit stei­gender ras­sis­ti­scher Diskriminierung und Übergriffen auf asia­tisch gelesene Menschen ein­herging, nun ver­mehrt über anti­asia­ti­schen Rassismus in Deutschland gesprochen.

Asiatisch gelesene Menschen in Deutschland sind in wider­sprüch­licher Weise sowohl von posi­tivem als auch nega­tivem Rassismus betroffen. Einerseits werden sie vielfach als „Vorzeigemigrant*innen“ beschrieben und gegen andere (post)migrantische Gruppen aus­ge­spielt; ande­rer­seits werden sie als homogene Masse dar­ge­stellt, von der eine Gefahr für die Weiße[8] Mehrheitsgesellschaft ausgehe. Antiasiatischer Rassismus in Deutschland umfasst unter­schied­liche Formen von Gewalt. Diese reichen von ver­balen Mikroaggressionen über struk­tu­relle Diskriminierung bis hin zu kör­per­lichen Angriffen und Morden. In Kitas und Schulen werden Kinder in Lehrbüchern und bei Festen mit ras­si­fi­zierten Missrepräsentationen von „asia­ti­schen Körpern“ und „asia­ti­scher Kultur“ kon­fron­tiert.[9] Dabei unter­scheiden sich die in Populärkultur und medialer Berichterstattung weit ver­brei­teten ras­si­fi­zierten Zuschreibungen auch nach Geschlecht: So werden asia­tisch gelesene Frauen sexua­li­siert, exo­ti­siert und infan­ti­li­siert, Männer dagegen desexua­li­siert und femi­ni­siert.[10]

Diese bereits bestehenden Muster ver­stärkten sich im Kontext der Corona-Pandemie. So berichten asia­tisch gelesene Menschen ver­mehrt von kör­per­lichen Übergriffen im öffent­lichen Raum und fühlen sich phy­sisch und sozial gemieden.[11] Um diese und ähn­liche Entwicklungen wis­sen­schaftlich zu erfassen, sammelt das Kooperationsprojekt „Soziale Kohäsion in Krisenzeiten. Die Corona-Pandemie und anti-asiatischer Rassismus in Deutschland“ seit August 2020 Daten über die gesell­schaft­liche Wahrnehmung von asia­tisch gele­senen Menschen und die Auswirkungen der Pandemie auf diese Wahrnehmungen. Unser Beitrag nutzt die Ergebnisse einer dabei Ende August 2020 umge­setzten Umfrage, um anti­asia­ti­schen Rassismus in Deutschland anhand von aktu­ellen Beispielen zu skiz­zieren, diese mit his­to­ri­schen Entwicklungen zu ver­knüpfen sowie Leerstellen hin­sichtlich der Prävention, Dokumentation und Bekämpfung von anti­asia­ti­schem Rassismus in Deutschland auf­zu­zeigen.[12]

Geschichten asiatischer Migration

Asien ist der größte und ein­woh­ner­stärkste Erdteil, der durch eine Vielzahl von Migrationsströmen geprägt ist. Daher stellt sich die Frage, von wem die Rede ist, wenn wir über „Asiat*innen“ sprechen. Menschen aus Westasien, etwa aus Iran, werden in Deutschland eher als mus­li­misch denn als asia­tisch wahr­ge­nommen, Menschen aus Zentralasien eher mit der ehe­ma­ligen Sowjetunion ver­knüpft. Hinsichtlich des anti­asia­ti­schen Rassismus unter­scheiden sich die Stereotypen und Vorurteile wie­derum zwi­schen Südasien (zum Beispiel Indien), Südostasien (zum Beispiel Indonesien) und Ostasien (zum Beispiel China). Antiasiatischer Rassismus ist dabei kon­text­ab­hängig – er unter­scheidet sich etwa in Großbritannien und Deutschland – und his­to­risch gewachsen. Vielfach wird er über ein­zelne, medial prä­sente Herkunftsländer ver­mittelt. Auf die Frage, welche Gruppen man mit Personen aus Asien ver­binde, ant­wor­teten in unserer Befragung 75 Prozent der Befragten mit Personen aus China, 46 Prozent mit Personen aus Japan und 13 bis 15 Prozent jeweils mit Personen aus Thailand, Südkorea, Indien und Vietnam. Westasiatische Länder wie Iran und Afghanistan wurden von weniger als zwei Prozent genannt und nur gering­fügig mit Asien assoziiert.

Die poten­ziell von anti­asia­ti­schem Rassismus betroffene soziale Gruppe in Deutschland besteht aus unter­schied­lichen Generationen und ist hete­rogen in Hinsicht auf sozio­öko­no­mische Hintergründe und Migrationsgeschichten. Die beiden Gruppen, die am ehesten mit Ländern aus Asien ver­bunden wurden, sind dabei nicht die zah­len­mäßig stärksten Gruppen – Personen aus Japan sind zah­len­mäßig deutlich weniger ver­treten als Personen aus Vietnam (Tabelle).

Tabelle: Anzahl von Personen asia­ti­scher Herkunft und ihrer Nachkommen in Deutschland. Die Tabelle umfasst alle Gruppen aus Süd‑, Südost- und Ostasien, die Separat aus­ge­wiesen sind und mehr als 30.000 Personen umfassen. Die Zahlen wurden auf 1.000 gerundet. (© Mikrozensus 2016)

Ein wich­tiger Teil asia­ti­scher Migrationsgeschichten ist die staatlich orga­ni­sierte Arbeitsmigration in die Bundesrepublik seit Ende der 1950er Jahre. Neben einigen Hundert japa­ni­schen und 8.000 korea­ni­schen Bergarbeitern immi­grierten ab 1966 auch mehr als 10.000 korea­nische Krankenschwestern. Weitere Krankenschwestern aus Indien, Indonesien und den Philippinen folgten.[13] Als sich nach dem Anwerbestopp 1973 die Rücksendeabsicht der Bundesregierung abzeichnete, erkämpfte die Koreanische Frauengruppe in Deutschland mit einer Unterschriftenaktion 1978 erfolg­reich ihr Bleiberecht.[14] Seit dem 1. März 2020 werden im Rahmen des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes medi­zi­nische Pflegekräfte aus den Philippinen und Vietnam ange­worben, erneut ohne die recht­liche Perspektive auf dau­er­hafte Niederlassung. Die Geschichte der Diskriminierung asia­ti­scher Arbeitsmigrant*innen droht, sich zu wiederholen.

Zusätzlich migrierten vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und der viet­na­me­si­schen Wiedervereinigung ab 1975 über 40.000 Geflüchtete aus Vietnam in die Bundesrepublik. Tausende waren mit Booten über das Südchinesische Meer geflüchtet und wurden daher als „Boat People“ bezeichnet. Als Kontingentflüchtlinge erhielten sie und nach­ge­zogene Familienmitglieder einen unbe­fris­teten Aufenthaltstitel.[15]

Ein wei­terer Teil kol­lek­tiver viet­na­me­si­scher Migrationsgeschichte ist die von der DDR staatlich orga­ni­sierte Arbeitsmigration ab 1980. Die Vertragsarbeiter*innen, dar­unter ein Drittel Frauen, waren im Maschinenbau sowie in der Leicht- und Schwerindustrie beschäftigt. Sie sollten, ähnlich wie die Arbeitsmigrant*innen in der Bundesrepublik, für eine fest­ge­legte Zeit dort arbeiten und sich nicht dau­erhaft nie­der­lassen. 1989 lebten und arbei­teten fast 60.000 viet­na­me­sische Vertragsarbeiter*innen in der DDR. Bilaterale Abkommen wurden in gerin­gerem Umfang auch 1982 mit der Mongolei sowie 1986 mit China und Nordkorea abge­schlossen.[16] Nach der Wende blieben knapp ein Drittel der viet­na­me­si­schen Vertragsarbeiter*innen in Deutschland, viele von ihnen kämpften jah­relang um Aufenthaltsgenehmigungen und ihre Existenzsicherung, bis 1997 mit der zweiten Bleiberechtsregelung im deut­schen Ausländergesetz eine recht­liche Grundlage dafür geschaffen wurde.[17]

Die Geschichte der chi­ne­si­schen Communities in Deutschland ist ins­be­sondere für die Metropolen Hamburg und Berlin seit dem Ende des 19. Jahrhunderts doku­men­tiert. Um 1900 arbei­teten mehrere Tausend chi­ne­sische Heizer und Seeleute auf deut­schen Dampfschiffen und ließen sich ab 1919 in Hamburg nieder, eröff­neten Geschäfte, Restaurants und grün­deten Familien. In den 1920er und 1930er Jahren stu­dierten pro­mi­nente chi­ne­sische Intellektuelle wie zum Beispiel der spätere Premierminister Zhou Enlai in Berlin.[18] Nach dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in der Volksrepublik China unter Deng Xiaoping kamen ab 1980 immer mehr chi­ne­sische Studierende nach Berlin, gegen­wärtig stellen Chines*innen an vielen deut­schen Universitäten die größte Gruppe an aus­län­di­schen Studierenden.[19] Zudem leben Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen und Geschäftsleute aus der Volksrepublik, Taiwan und Hongkong ins­be­sondere in Berlin und haben dort Strukturen zur kul­tu­rellen Selbstrepräsentation wie das „Times Art Center“ eta­bliert, die für die Etablierung von Gegenperspektiven zu ras­sis­ti­schen Narrativen not­wendig sind.

Antiasiatischer Rassismus und Covid-19

Die Verstärkung von anti­asia­ti­schem Rassismus im Kontext der Corona-Pandemie lässt sich vor dem Hintergrund (post)kolonialer Narrative zu „Asien“ his­to­risch ein­ordnen. Seit dem 19. Jahrhundert wird die „Gelbe Gefahr“ mit der Entstehung und Verbreitung von Epidemien wie der Pest, in der jün­geren Vergangenheit mit Infektionskrankheiten wie Sars (severe acute respi­ratory syn­drome) ver­knüpft.[20] Das biologisch-medizinische Phänomen einer Pandemie wird ras­si­fi­ziert und kul­tu­ra­li­siert; Ess‑, Wohn- und Hygienegewohnheiten werden als Teil einer ima­gi­nierten „asia­ti­schen Kultur“ für die Entstehung und Verbreitung von Pandemien ver­ant­wortlich gemacht. Der his­to­rische und der aktuelle Diskurs unter­scheiden sich jedoch in einem Aspekt: Während China früher als „tra­di­tionell“, „unzi­vi­li­siert“ und „unter­ent­wi­ckelt“ ein­ge­ordnet wurde, wird das Land inzwi­schen als eine für Europa öko­no­misch, geo­po­li­tisch und tech­nisch gefähr­liche Konkurrenz bewertet.[21]

Wenn also der „Spiegel“ seine Ausgabe zur Corona-Pandemie am 1. Februar 2020 mit dem Schriftzug „Made in China. Wenn die Globalisierung zur töd­lichen Gefahr wird“ in gelber Farbe betitelt, drängen sich Vergleiche zu kolo­nialen Narrativen unmit­telbar auf. Ähnliche Zuschreibungen erfolgten auch in anderen deutsch­spra­chigen Medienbeiträgen zu Covid-19 implizit oder explizit.[22] Auf der Straße und im Internet wird asia­tisch gele­senen Menschen zudem will­kürlich ein „Chinesischsein“ zuge­schrieben, um sie auf eine ver­meintlich nied­rigere soziale Position zu ver­weisen bezie­hungs­weise ihnen eine Existenz in Deutschland abzu­sprechen. Auch die Erinnerungstafel für chi­ne­sische NS-Opfer in der Hamburger Schmuckstraße, in deren Nachbarschaft sich in den 1920er und 1930er Jahren das „Chinesenviertel“ Hamburgs befand, wurde nach dem Beginn der Corona-Pandemie von Unbekannten stark beschädigt.[23] Als Reaktion auf diese anti­asia­ti­schen Narrative und Übergriffe bildete sich aber auch medialer Widerstand. So ging bei­spiels­weise im Mai 2020 die von asia­tisch gele­senen Menschen initi­ierte inter­aktive, digitale Plattform „Ich bin kein Virus“ online.[24]

Die seit dem Beginn der Pandemie von asia­tisch gele­senen Menschen erlebten Ausgrenzungen sind keine Einzelfälle. So ist es in Anbetracht der stark auf China fokus­sierten medialen Diskussion nicht über­ra­schend, dass etwa 29 Prozent der Befragten die Verantwortlichkeit für die Corona-Pandemie zumindest teil­weise in Asien – und dort ins­be­sondere in China – sehen. Diese Einschätzung kann nicht ohne weitere Informationen als anti­asia­ti­scher Rassismus ein­ge­stuft werden, weist jedoch auf eine deut­liche Verknüpfung der Pandemie mit Asien hin. Eine expli­zitere Verbindung zwi­schen nega­tiven Stereotypen und zuge­schrie­bener Verantwortlichkeit zeigt sich in der Annahme, dass asia­tische Essgewohnheiten, etwa der ver­mutete Konsum von Fledermäusen, und man­gelnde Hygienebedingungen, zum Beispiel durch soge­nannte wet markets, auf denen Obst und Gemüse, frisch her­ge­stellte Lebensmittel wie Nudeln, Sojaprodukte und Brotfladen, Fisch und Fleisch, zum Teil auch lebendes Geflügel und Seetiere ver­kauft werden, zum Ausbruch der Pandemie geführt hätten. Diese Wahrnehmung haben immerhin zehn Prozent aller Befragten.

In unserer Umfrage zeigte sich zudem, dass asia­tisch gelesene Menschen (wei­terhin) oft als „Vorzeigemigrant*innen“ wahr­ge­nommen werden. Während wir sub­stan­zielle Differenzen in der Wahrnehmung von mus­li­mi­schen Menschen und Deutschen ohne Migrationshintergrund finden, gibt es grund­sätzlich keinen sta­tis­tisch sicheren Unterschied zwi­schen der Beurteilung von asia­tisch gele­senen Menschen und Deutschen ohne Migrationshintergrund. Durch die Pandemie scheint sich dieses Verhältnis zu ändern. So zeigen unsere Ergebnisse, dass Menschen, die die Verantwortung für die Pandemie in Asien ver­orten, asia­tisch gelesene Menschen auch innerhalb Deutschlands grund­sätzlich nega­tiver wahr­nehmen. Obwohl dabei keine klare kausale Abfolge zwi­schen der Zuschreibung der Verantwortlichkeit und nega­tiven Wahrnehmungen getestet werden konnte, legen die Ergebnisse nahe, dass der Kontext der Pandemie anti­asia­ti­schen Rassismus akti­viert oder zumindest sichtbar(er) gemacht hat.

Neben Veränderungen der all­ge­meinen Wahrnehmung von asia­tisch gele­senen Menschen inter­es­sierte uns auch, inwiefern die Corona-Pandemie den all­täg­lichen Umgang mit­ein­ander ver­ändert hat. Deshalb wurden auch Alltagssituationen ana­ly­siert, etwa die Platzwahl in öffent­lichen Verkehrsmitteln. Dabei wurden die Befragten mit der Situation kon­fron­tiert, zwi­schen einem Platz neben einem asia­tisch und einem als der „Normalbevölkerung“ ange­hörig gele­senen Menschen aus­wählen zu können.

Auch hier zeigte sich, dass die Corona-Pandemie das Verhalten der Menschen beein­flusst. Konfrontiert mit der Alltagssituation vor der Pandemie, wählten 51 Prozent aller Befragten den „asia­ti­schen“ Sitznachbarn. Diese Auswahl lässt sich von einer zufäl­ligen Entscheidung sta­tis­tisch nicht unter­scheiden, sodass – im Gegensatz zur Wahl anderer Sitznachbarn mit Migrationshintergrund[25] – keine klaren Ausgrenzungsmuster iden­ti­fi­ziert werden können. Anders verhält es sich unter Corona-Bedingungen. Waren Menschen mit Masken abge­bildet, wählten nur noch 46 Prozent aller Befragten den Sitzplatz neben den asia­tisch gele­senen Menschen, sodass ein Vermeidungsverhalten iden­ti­fi­ziert werden kann. Dieses Verhalten war besonders unter Menschen, die der AfD nahe­stehen, präsent. Sie bevor­zugten unter Corona-Bedingungen zu fast 70 Prozent einen Weißen Sitznachbarn, während im Szenario ohne Maske dieser Anteil bei 53 Prozent liegt.

Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, wie wider­sprüchlich, hete­rogen, aber auch fragil und kon­text­ab­hängig die Wahrnehmung asia­tisch gele­sener Menschen in der deut­schen Gesellschaft ist. Im Vergleich zu anderen (post)migrantischen Gruppen erleben sie weniger häufig direkte Ablehnung und Ausgrenzung und werden von der „Normalbevölkerung“ posi­tiver wahr­ge­nommen. Die Ergebnisse zeigen aber auch, wie unsicher dieser Zustand ist. Bestehende Vorurteile und Ablehnungen können in realen oder ima­gi­nären Krisensituationen schnell akti­viert werden und zu kleinen und großen Ausprägungen von anti­asia­ti­schem Rassismus führen.

Ausblick

Die struk­tu­relle Basis von Rassismus in der deut­schen Gesellschaft lässt ver­muten, dass auch zukünftig mit Ausbrüchen kol­lek­tiver anti­asia­ti­scher ras­sis­ti­scher Gewalt gerechnet werden muss.

Das Fortwähren von ras­si­fi­zierten Zuschreibungen und deren Wirkungsweisen lässt sich unter anderem auf den Mangel an inhalt­licher und per­so­neller Diversität in Institutionen zurück­führen. Dieser besteht ins­be­sondere in Hinsicht auf die Repräsentation von asia­ti­scher Migration in der Wissenschaft, in Bildungsinstitutionen und ‑for­maten, in den Medien und in der Kultur. Ohne die Schließung dieser Leerstellen lässt sich auch keine Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber anti­asia­ti­schem Rassismus nach­haltig gestalten, da sich kein Grundwissen eta­blieren kann. Zudem wurde die deutsche Kolonialpolitik in China zwar zum Teil wis­sen­schaftlich unter­sucht,[26] jedoch poli­tisch nicht aufgearbeitet.

Knapp zwei Wochen nach den ras­sis­tisch moti­vierten Morden in Hanau am 19. Februar 2020 wurde beim elften Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt die Einrichtung eines Kabinettsausschusses gegen Rechtsextremismus und Rassismus beschlossen. Die Interessen der asiatisch-deutschen Communities sind durch den Verein „Korientation“ in der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen in diesem Ausschuss ver­treten. Diese Vertretung ist ein erster Schritt einer Repräsentation auf der bun­des­po­li­ti­schen Ebene.

Knapp eine Million asia­tische Deutsche und Asiat*innen leben in Deutschland und sind poten­ziell von anti­asia­ti­schem Rassismus betroffen. Antiasiatischer Rassismus ist dabei nicht nur für asiatisch-gelesene Menschen relevant, sondern Teil und Symptom eines gesell­schaft­lichen, wirt­schaft­lichen, poli­ti­schen und kul­tu­rellen Systems. Dieses wird von hier lebenden Menschen vor dem Hintergrund eines spe­zi­fi­schen his­to­ri­schen Kontextes repro­du­ziert. Die Verstärkung der Diskriminierung von asia­tisch gele­senen Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie macht eine öffent­liche Positionierung von poli­ti­schen Handlungsträger*innen und letztlich jeder Person, die Zeug*in einer Diskriminierung wird, not­wendig. Weitere Studien und eine sys­te­ma­tische Dokumentation von anti­asia­ti­schem Rassismus sind zudem unab­dingbar, um diesen wir­kungs­voller bekämpfen zu können.

Wir danken Noa K. Ha und Jonas Köhler für die hilf­reichen Anregungen und Kommentare zu diesem Beitrag.

Fußnoten

1 Die Begriffe „Asien“ und „asia­tisch“ werden sowohl als Kenntlichmachung einer Imagination Europas bzw. als Fremdzuschreibung durch Europäer*innen und andere Personen als auch für Menschen genutzt, die sich selbst als „asia­tisch“, „asia­tische Deutsche“ oder „asiatisch-diasporisch“ bezeichnen.

2 Vgl. Michael Keevak, Becoming Yellow. A Short History of Racial Thinking, Princeton–Oxfordshire 2011.

3 Rassismus wird in diesem Beitrag nicht als per­sön­liche oder poli­tische Einstellung, sondern als „insti­tu­tio­na­li­siertes System, in dem soziale, wirt­schaft­liche, poli­tische und kul­tu­relle Beziehungen für weißen Alleinherrschaftserhalt wirken“, ver­standen. Noah Sow, Rassismus, in: Susan Arndt/Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.), (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kri­ti­sches Nachschlagewerk, Münster 2019, S. 37.

4 Zit. nach Mechthild Leutner/Harald Bräuner, „Im Namen einer höheren Gesittung“. Die Kolonialperiode, 1897–1914, in: Mechthild Leutner/Dagmar Yü-Dembski (Hrsg.), Exotik und Wirklichkeit. China in Reisebeschreibungen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 1990, S. 41–52.

5 Vgl. Kien Nghi Ha, Chinesische Präsenzen in Berlin und Hamburg bis 1945, in: ders. (Hrsg.), Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond, Berlin–Hamburg 2012, S. 280–287; Dagmar Yü-Dembski, Chinesenverfolgung im Nationalsozialismus. Ein wei­teres Kapitel ver­drängter Geschichte, in: Bürgerrechte & Polizei 3/1997, S. 70–76.

6 Vgl. Noa K. Ha, Vietdeutschland und die Realität der Migration im ver­einten Deutschland, in: APuZ 28–29/2020, S. 30–34; Dan Thy Nguyen, Rechte Gewalt, die DDR und die Wiedervereinigung, in: Bengü Kocatürk-Schuster et al. (Hrsg.), Unsichtbar. Vietnamesisch-Deutsche Wirklichkeiten, Köln 2017, S. 6–23.

7 Vgl. Gedenken an ersten offi­zi­ellen ras­sis­ti­schen Mord nach 1945, 24.8.2020, http://www.migazin.de/2020/08/24/vor-40-jahren-gedenken-an-ersten-offiziellen-rassistischen-mord-nach-1945«. Siehe auch die Initiative für ein Gedenken an Nguyen Ngọc Chau und Do Anh Lan, https://inihalskestrasse.blackblogs.org/author/inihalskestrasse«.

8 „Weiß“ wird hier groß­ge­schrieben, um auf die Konstruiertheit von Ethnizität zu verweisen.

9 Vgl. „Kostüme sind nicht unschuldig“. Interview mit Noa K. Ha, 8.2.2018, http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018–02/noa-k-ha-karneval-kolonialismus-interview«.

10 Zum aktu­ellen Kontext vgl. Sumi K. Cho, Converging Stereotypes in Racialized Sexual Harassment. Where the Model Minority Meets Suzie Wong, in: The Journal of Gender, Race and Justice 1/1997, S. 178–211. Zu his­to­ri­schen Entwicklungen vgl. Mechthild Leutner, „Schlitzäugige Schöne“ und „gehorsame Dienerin des Mannes“. Deutsche Bilder von chi­ne­si­schen Frauen in der Kolonialperiode, in: dies./Marianne Bechhaus-Gerst (Hrsg.), Frauen in den deut­schen Kolonien, Berlin 2009, S. 194–204.

11 Vgl. Daniel Leber, „Er sagte, man müsse mich mit Sagrotan ein­sprühen“, 18.4.2020, http://www.tagesspiegel.de/25750740.html«.

12 Wir bedanken uns bei Jonas Köhler für die tat­kräftige Hilfe bei der Kodierung.

13 Vgl. Urmila Goel, Wer sorgt für wen auf welche Weise? Migration von Krankenschwestern aus Indien in die Bundesrepublik Deutschland, in: Beate Binder et al. (Hrsg.), Care: Praktiken und Politiken der Fürsorge. Ethnographische und geschlech­ter­theo­re­tische Perspektiven, Opladen 2019, S. 97–109; Florian Pölking, Schlaglichter auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ehe­ma­liger korea­ni­scher Bergarbeiter und Krankenschwestern in Deutschland, in: Yong-Seoun Chang-Gusko/Nataly Jung-Hwa Han/Arnd Kolb (Hrsg.), Unbekannte Vielfalt. Einblicke in die korea­nische Migrationsgeschichte in Deutschland, Köln 2014, S. 42–69; You Jae Lee/Sun-ju Choi, Umgekehrte Entwicklungshilfe. Die korea­nische Arbeitsmigration in Deutschland, in: Kölnischer Kunstverein et al. (Hrsg.), Projekt Migration, Köln 2005, S. 735–742.

14 Vgl. Kook-Nam Cho-Ruwwe, 30 Jahre der korea­ni­schen Frauengruppe in Deutschland, o.D., https://koreanische-frauengruppe.tistory.com/266?category=615060«.

15 Vgl. Phi Hong Su/Christina Sanko, Vietnamesische Migration nach Westdeutschland. Ein his­to­ri­scher Zugang, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 6–23.

16 Vgl. Mike Dennis, Vietnamesische Migration in den 1980er Jahren: Arbeiten in einem kom­mu­nis­ti­schen Paradies, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 78–97; Ann-Judith Rabenschlag, Arbeiten im Bruderland. Arbeitsmigranten in der DDR und ihr Zusammenleben mit der deut­schen Bevölkerung, 15.9.2016, http://www.bpb.de/233678«.

17 Vgl. Karin Weiss, Vietnamesische „Vertragsarbeiter*innen“ der DDR seit der deut­schen Wiedervereinigung, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 111–125.

18 Vgl. Kien Nghi Ha, Chinesische Präsenzen in Berlin und Hamburg bis 1945, in: ders. (Hrsg.), Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond, Berlin–Hamburg 2012, S. 280–287.

19 Im Wintersemester 2018/2019 gab es an Hochschulen in Deutschland 42676 Studierende aus China. Vgl. Statista, Anzahl der aus­län­di­schen Studierenden an Hochschulen in Deutschland im Wintersemester 201819 nach Herkunftsländern, Oktober 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/301225«.

20 Vgl. Keevak (Anm. 2).

21 Vgl. Christos Lynteris, Yellow Peril Epidemics: The Political Ontology of Degeneration and Emergence, in: Franck Billé/Sören Urbansky (Hrsg.), Yellow Perils. China Narratives in the Contemporary World, Honolulu 2018, S. 35–59

22 Für einen Überblick über anti­asia­tische Medienberichte siehe http://www.korientation.de/corona-rassismus-medien«.

23 Vgl. Rosa Fava, Gedenktafel für chi­ne­sische NS-Opfer in Hamburg ange­griffen und beschmutzt, 20.4.2020, http://www.belltower.news/anti-asiatischer-rassismus-gedenktafel-fuer-chinesische-ns-opfer-in-hamburg-angegriffen-und-beschmutzt-98467«.

24 Siehe http://www.ichbinkeinvirus.org«.

25 So würden z.B. nur 44 Prozent aller Befragten einen Schwarzen statt einen Weißen Sitznachbarn aus­wählen. „Schwarz“ wird hier groß­ge­schrieben, um auf die Selbstbezeichnung der Schwarzen Menschen in Deutschland und, ebenso wie beim Wort „Weiß“, auf die Konstruiertheit von Ethnizität zu verweisen.

26 Für einen Überblick vgl. Mechthild Leutner, Kiautschou: Deutsche „Musterkolonie“ in China?, in: Ulrich van der Heyden/Joachim Zeller (Hrsg.), „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft“. Berlin und der deutsche Kolonialismus, Münster 2005, S. 203–212.


Autoren/-innen: Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer, Christoph Nguyen für: Aus Politik und Zeitgeschichte/bpb.de, APuZ Heft 42–44, 2020 vom 08.10.2020. Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz „CC BY-NC-ND 3.0 DE ver­öf­fent­licht. Zweitveröffentlichung auf korientation.de.