korientation ist eine (post)migrantische Selbstorganisation und ein Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven mit einem gesellschaftskritischen Blick auf Kultur, Medien und Politik.
Wir suchen ab 07.06.2024 bis voraussichtlich zum 15.08.2024 Zwei wissenschaftliche Honorarkräftezur Mitarbeit an einem wissenschaftlichen Dossier zum Themenfeld „Deutsche Kolonien im Asien-Pazifik-Raum mit dem Fokus auf China und Samoa“
Werkvertrag vergütet mit 1.500 € brutto pro Person Bewerbungsfrist: 01.06.2024
Bewerbungsunterlagen: Motivationsschreiben, Lebenslauf und falls vorhanden Arbeitsproben wie Publikationen/Textarbeiten als PDF per Email an info @ korientation.de
Hintergrund der Ausschreibung
korientation ist in diesem Jahr Kooperationspartner des DekolonialeFestivals 2024, das Mitte November in Berlin stattfinden wird. In Vorbereitung des Festivals erstellen wir ein wissenschaftliches Dossier in obigem Themenfeld. Es dient als Grundlage zur Erarbeitung von Inhalten und Textbeiträgen für unterschiedliche Programmteile des Festivals, an denen korientation mit Beiträgen beteiligt ist, wie Ausstellung, Interventionen oder auch Stadtführungen durch den Weddinger Sprengelkiez, in dem sich die Kiautschoustraße, Samoastraße und Pekingplatz befinden.
Wissenschaftliches Rechercheprojekt
Wir suchen nach zwei Personen, die bereits eine wissenschaftliche Vorbeschäftigung mit dem Themenfeld deutscher Kolonialismus im Asien-Pazifik-Raum vorweisen können, und darauf aufbauend jeweils zu antikolonialem Widerstand beispielsweise in „Kiautschou/Tsingtao“ und in Samoarecherchieren (u.a. Archive), einen 10-seitigen Beitrag schreiben und eine ausführliche Literaturliste erstellen.
Im Fokus der Recherche sollten möglichst Asiatisch-/pazifische Standpunkte und/oder damit verbundene diasporische Perspektiven und Einordnungen der Kolonialzeit und deren Nachwirkungen auf die Gegenwartsgesellschaften Chinas und Samoas – und im deutschen Kontext spezifisch auf Berlin – stehen.
Fragestellungen sind:
Wie haben der Kolonialrassismus und seine Strukturen das Alltagsleben und die sozialen Hierarchien vor Ort geprägt, und welche Formen von Resilienz und antikolonialem Widerstand lassen sich aus historischen Quellen und bestehender wissenschaftlicher Literatur herauslesen?
Gab es Personen aus den deutschen Kolonien im Asien-Pazifik-Raum, die in irgendeiner Form einen Bezug zu Berlin als kolonialer Metropole und Ort des antiimperialen/antikolonialen Widerstands hatten?
Welche postkolonialen Effekte auf das Leben von Menschen in den ehemaligen Kolonien und das Leben von Menschen mit asiatisch-pazifischen Bezügen in der deutschen (post)migrantischen Gegenwartsgesellschaft insbesondere in Berlin lassen sich aufzeigen?
Gibt es historische Fotos und andere Elemente, die sich für eine rassismuskritische Visualisierung der Kolonialzeit eignen?
Gibt es Kontexte, in denen sich Schwarze und Asiatisch-Pazifische Erfahrungen im kolonialen Kontext überschnitten haben?
Die Arbeitsaufträge umfassen
Archivarbeit und quellenbasierte historische Recherchen inkl. graue Literatur wie Flyer, aber auch Bilder etc. sowie ggf. Unterstützung der Projektleitung bei der Bestandsaufnahme und Sichtung relevanter Quellen und Forschungsliteratur
Eine mündliche Präsentation der (vorläufigen) Rechercheergebnisse für den inhaltlichen Austausch mit anderen Beteiligten der Dekoloniale Ende Juni ist erwünscht.
Zusammenstellung der Ressourcen als ausführliche Literatur- und Materialliste zu antikolonialem Widerstand in„Kiautschou/Tsingtao“ und/oder Samoa in digitaler Form
Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse aus den Recherchen in Form eines 10-seitigen Berichts
Zeitplan:
Abgabe des Berichtsentwurfs sowie der Literaturliste bis zum 16.07.2024
Abgabe des finalisierten Berichts mit Literaturliste nach erfolgter Überarbeitungsrunde bis Anfang August 2024.
Alle Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit der Projektleitung Kimiko Suda.
Das wünschen wir uns von Euch
Wissenschaftliche Vorkenntnisse im Themenfeld deutscher Kolonialismus im Asien-Pazifik-Raum
Erfahrungen in quellenbasierter historischer Recherche und im Auswerten von Forschungsliteratur
Erste Erfahrungen in der Archivforschung
Vorkenntnisse in Postkolonialen Studien, intersektionalen und rassismuskritischen Ansätzen
Erfahrungen im selbstständigen Arbeiten und Forschen mit Forschungsplan
Erfahrungen im wissenschaftlichen Schreiben von Texten
Sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse
Ein hohes Maß an Selbständigkeit, Eigeninitiative und eine sorgfältige und zuverlässige Arbeitsweise
Vorteilhaft sind:
Vorhandene Textarbeiten oder Publikationen im Themenfeld
Abschluss im Fach Geschichte, Kultur‑, Sozial- und Politikwissenschaften oder vergleichbar
Vorkenntnisse Asiatisch-Deutscher (Migrations-)Geschichten und postmigrantischen, erinnerungskulturellen Themen
Was Euch bei uns erwartet:
Eine Arbeit mit hoher Eigenverantwortung und Raum für eigenständige inhaltliche Arbeit und Austausch
Gemeinsame Konkretisierung der Fragestellung und des Arbeitsauftrags mit der Projektleitung
Austausch und Zusammenarbeit mit der Projektleitung und einem kleinen, engagierten Büroteam mit einem breiten Kompetenzfeld im Bereich Community- und Vereinsarbeit, Kultur- und Projektmanagement, wissenschaftliche Arbeit
Unsere Büroräumlichkeiten sind recht klein und nicht barrierefrei. Eine Mitnutzung der Büroräumlichkeiten ist daher leider nur nach Absprache möglich.
Wir freuen uns auf Eure Bewerbungen!
Wir laden insbesondere FLINTA* BPoC-Personen (gerne mit Bezügen zu Asien) ein, sich zu bewerben. Bitte schickt Eure Bewerbung mit den folgenden Unterlagen:
Motivationsschreiben (gerne mit Angabe des bevorzugten Pronomens)
Lebenslauf ohne Foto
ggf. ergänzende Unterlagen, insbesondere Textarbeiten bzw. Publikationen, und/oder aussagekräftige Arbeitszeugnisse
als PDF-Dokument auf Deutsch bis zum 01.06.2024 nur per E‑Mailaninfo @ korientation.de.
Habt Ihr Nachfragen, schreibt uns gern zeitnah an!
Am 21. Mai 2023 verstarb Dagmar Yu-Dembski nach längerer Krankheit mit 80 Jahren. Ihre außergewöhnliche Geschichte spiegelt die historischen Verwerfungen in Deutschland im 20. Jahrhundert auf einer persönlichen Ebene wider und begann unter bedrohlichen Umständen: Sie wurde am 01. Februar 1943 in Berlin mitten während des Zweiten Krieges unehelich geboren, da chinesisch-deutsche Verbindungen aufgrund der kolonialrassistischen NS-Rassengesetze nicht genehmigt wurden. Ihre Mutter (1921–2001), arbeitete als technische Zeichnerin und wuchs in einer deutsch-russischen Migrantenfamilie in Kreuzberg auf. Ihr Vater war der aus Kanton stammende Hak-Ming Yu (1915–1976), der ab 1936 zunächst in Darmstadt und dann in Berlin Brückenbau studierte und später als hochqualifizierter Diplom-Ingenieur trotzdem keine Anstellung fand. In der Nachkriegszeit konnten die Eltern endlich heiraten, und er eröffnete 1957 die elegante „Hongkong-Bar“ am Kurfürstendamm 210, die als ultramoderne Stilikone zum begehrten Treffpunkt der Berliner High Society wurde. Später eröffnete ihr Vater mit chinesischen Freunden eine Reihe von China-Restaurants und machte in der Boulevardpresse als „Berlins Chinesenkönig“ Schlagzeilen.
Wie Yu-Dembski in ihre Autobiografie „Chinaprinzessin. Meine deutsch-chinesische Familie“ (edition ebersbach 2013) erzählt, wuchs sie nicht nur in einer geteilten Stadt auf, sondern pendelte täglich zwischen deutschen, chinesischen und russischen Familienwelten. Eine Zeit lang lebte sie mit ihrem Vater in West-Berlin, während ihr Bruder unter der Obhut der Mutter im Ostteil aufwuchs. Ihre Eltern trennten sich als sie 13 Jahre alt war im Streit, und alles Chinesische wurde nun zunehmend von der Mutter vehement abgelehnt.
Erst mit dem Tod des Vaters begann Dagmar Yu-Dembski sich für die chinesischen Anteile in ihr näher zu interessieren und hängte nach dem Magisterabschluss in Publizistik und Kunstgeschichte (1970) noch ein Zusatzstudium der Sinologie an der Freien Universität Berlin hinten dran. Inspiriert von der ersten Chinareise 1980 engagierte sie sich in der „Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft“ (GDCF) in Berlin und fungierte ab 1988 als langjährige Vereinsvorsitzende. Neben ihrer Forschung als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Publizistik an der FU Berlin, wo sie Frauenbilder in den Medien untersuchte, gab sie von 1998 bis 2014 die Zeitschrift „das neue China – Zeitschrift für China und Ostasien“ für die GDCF mit heraus. Lange Zeit kümmerte sich sie auch um den „Chinaladen“ in der Innsbrucker Straße 3, den der Verein bis heute in Schöneberg betreibt. Dort organisierte sie nicht nur Ausstellungen und Sprach- und Kalligrafiekurse mit, sondern baute hier auch eines der größten Buchhandelssortimente mit Chinabezug in Deutschland mit auf.
Im Sommer 1997 lernte ich Dagmar Yu-Dembski bei einem Besuch der chinesisch-amerikanischen Schriftstellerin Fae Myenne Ng in einem China-Restaurant in der Kantstraße kennen, deren Debütwerk „Bone“ (Hyperion 1993) kurz zuvor unter dem Titel „Der Tag der Diebe“ (Goldmann 1994) auf Deutsch erschienen war. Uns führte das gemeinsame Interesse an der chinesischen Diaspora zusammen. Von daher war es kein Zufall, dass sie 1998 das Schwerpunktthema „Überseechinesen“ für eines der ersten Hefte der Zeitschrift „das neue China“ auswählte. Leider blieb es meine einzige direkte persönliche Begegnung mit ihr, so dass ich sie hauptsächlich nur als wissenschaftliche Autorin kannte.
Dagmar Yu-Dembski war eine Pionierin, die als community scholar maßgeblich die Geschichte der „Chinesen in Berlin“ erforschte und sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte. Dazu trug nicht zuletzt die gleichnamige Ausstellung 2007 im Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf ebenso wie das dazugehörige Begleitbuch in der berlin edition im be.bra Verlag bei. Diese Arbeiten führten frühere Forschungsergebnisse weiter aus, die ebenfalls unter diesem Titel im gleichnamigen Heft „Chinesen in Berlin“ (1996) der Berliner Ausländerbeauftragten erschienen waren. Sie untersuchte darüber hinaus auch die Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen, die Wahrnehmung Chinas in der westlichen Reiseliteratur, die Deutschland-Erfahrungen von chinesischen Intellektuellen und chinesisch-deutsche Ehen.
Im Dezember 2021 sah ich sie letztmalig auf der Online-Tagung „Anti-asiatischer Rassismus in Deutschland“ des lange Zeit von ihr geleiteten Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin, wo sie über anti-chinesischen Rassismus in der NS-Zeit referierte. Ihr Beitrag zu diesem Thema im Ende 2022 im Lit-Verlag publizierten Tagungsband „Antichinesischer und antiasiatischer Rassismus“ (herausgegeben von Mechthild Leutner, Pan Lu, Kimiko Suda), war neben Rezensionen (u.a.„Wovon wir träumen“ von Lin Hierse) und einem Nachruf im Blog des GDCF auf den Sinologen und GDCF-Mitglied Jochen Noth im Mai 2022, der im Haus der Kulturen der Welt die erste große Ausstellung zu Chinese Contemporary Art unter dem Titel „China Avantgarde“ (1993) mitkonzipierte, eine ihrer letzten öffentlichen Aktivitäten. Mein Versuch, sie im Frühjahr 2023 zu einem Vortrag im Rahmen der Filmreihe „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole“ einzuladen, wurde lange Zeit nicht beantwortet. Ich erahnte die Umstände der missglückten Kontaktanbahnung nicht bis mir ihre Tochter Monate später mitteilte, dass Dagmar Yu-Dembski schwer erkrankt war. Meine Anteilnahme gilt den Familienangehörigen, die freundlicherweise der Veröffentlichung der Traueranzeige in diesem Rahmen zugestimmt haben.
Mit Dagmar Yu-Dembski ist eine Grande Dame der deutsch-chinesischen Community von uns gegangen, die sich bleibende Verdienste erworben hat und unser historisches Wissen über uns selbst grundlegend erweitert hat. Sie repräsentierte eine zweite Generation, die anhand der eigenen Biografie aufzeigen kann, wie stark und wie lange die eigene (Familien-)Geschichte bereits in Deutschland verwurzelt ist. Wie vielseitig interessiert und begabt sie war, und welche menschliche Qualitäten und welcher Humor sich in ihrer Person vereinigte, zeigt auch ihr Kinderbuch „Lilli und das chinesische Frühlingsfest“ (Carlsen Verlag 2010). Sie wusste, dass die Geschichte niemals zu einem Ende kommt und wir nur Brücken in die Vergangenheit und Zukunft sind.
„Von seinem Wunsch, nach China zurückzukehren und nach seinem Tod in der Heimat begraben zu werden, wusste ich nichts. Wir lebten in der gleichen Stadt, aber wir lebten in verschiedenen Welten“ (Dagmar Yu-Demski: Chinaprinzessin)
Kien Nghi Ha ist promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler und leitet den Arbeitsbereich Asian German Studies am Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Bremen, Heidelberg und Bayreuth geforscht und wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnet. Neben zahlreichen Publikationen zu postkolonialer Kritik, Rassismus, Migration und Asian Diaspora Studies ist zuletzt der Sammelband Asiatische Deutsche Extended. Vietnamesische Diaspora and Beyond (Assoziation A, 2021) als erweiterte Neuauflage erschienen. Aktuell editiert er den Sammelband Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin (Assoziation A, 2023) und schreibt am Essay Boat People – Vom schutzwürdigen Flüchtling zur Zielscheibe des Anti-Asiatischen Rassismus für den Ausstellungskatalog „Alfredo Jaar – The Kindness of Strangers“ (2024) des Museums der Moderne Salzburg.
Im Erscheinen: Verwobene Geschichten in Hito Steyerls „Die leere Mitte“ (1998) aus Asiatisch-deutscher Perspektive. In: Ömer Alkin/Alena Strohmaier (Hg.): Rassismus und Film. Marburg: Schüren Verlag, 2023; Zur kolonialen Matrix des anti-Asiatischen Rassismus: Gelbe Gefahr, Unsichtbarkeit und Exotisierung. In: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) (Hg.): Rassismusforschung: Rassismen, Communities und antirassistische Bewegungen, Bd. 2, Bielefeld: transcript 2023; Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen als institutionalisierter Rassismus. In: Gudrun Heinrich/David Jünger/Oliver Plessow/Cornelia Sylla (Hg.): Perspektiven aus der Wissenschaft auf 30 Jahre Lichtenhagen 1992. Berlin: Neofelis 2023.
Initiated by the Tübingen conferences on Asian German Studies in 2022 and on anti-Asian racism in 2023the anthology “Anti-Asian Racism in Transatlantic Perspectives: History, Theory, Cultural Representations and Social Movements“ (working title) is in preparation for early 2025. Tune in here for updates.
Soon after the Covid-19 pandemic began, reports of racism against (East) Asians, Chinese in particular, erupted worldwide. The model minority abruptly transformed into the scapegoat for the fearful and angry masses seeking a simple explanation for their newfound reality. It seemed that Asians were experiencing unprecedented racism. They were not only being belittled, glorified, or exoticized, but also threatened and assaulted. For many, this ‘actual racism’ represented a new phenomenon marking the emergence of ‘anti-Asian racism’ in the German mainstream discourse.
Not surprisingly, anti-Asian racism has a deep history and colonial legacy. The conference can be understood as an expression of the necessity and interest of the Asian German community in the subject as well as a contribution to the deconstruction of Whiteness and colonial modernity by destabilizing and reinterpreting the boundaries between Whiteness and Asianness. Perspective is crucial to critically understand what ‘Asian’ and ‘Asianness’ can or should signify in the face of racial imaginaries and anti-Asian violence.
ROTEM KOWNER (Haifa) shed light on European Colonialism, race theories, and racism using examples from early modern and modern continental Asia. Racism was essential for legitimizing colonization, strengthening racial hierarchization in Europe and its colonies. According to Kowner, China, the center of global commerce, had long been more than an equal rival for the ‘most civilized’ society. He argued that the opening of the Suez Canal brought Asia closer, and steamships guaranteed European naval superiority in the Opium Wars. This revealed China’s vulnerability and bolstered European self-confidence. Thus, the narrative of China as the ‘country of wonders’ gradually gave way to imaginaries of deceitfulness, dysfunctionality, and ‘the yellow peril’. KIEN NGHI HA (Tübingen) noted that (East) Asians were usually ranked second after Europeans in the racial hierarchy. Kowner suggested this resulted from China being the last obstacle to European world domination, the color choice yellow reflecting the (East) Asians‘ ‘almost Whiteness’ whereas South Asians were clearly depicted as brown.
LOK SIU (Berkeley) continued the discussion by tracing 240 years of Asian presence in the United States, focusing on contested belonging, exclusion, and recurring waves of anti-Asianism by analyzing different phases of immigration and restriction through economic imperatives and political structures. The Proclamation of Emancipation in 1863 marked the formal end of slavery and the beginning of mass (indentured) labor migration from Asia, notably China and India.
LUCAS POY (Amsterdam) depicted an Era of Mass Migration (1880–1930), highlighting Chinese exclusion from labor organizations and blame for harsh conditions and lowered White working-class standards. Chinese indentured labor migrants were blamed for the effects of the economic imperatives by which they themselves were being subjugated. Their unfree labor status was naturalized and inscribed as racial characteristics of passivity. Poy deemed this an important component for the construction of Whiteness, as Asians were relegated to the second place in the racial taxonomy on the grounds that they posed a threat precisely because they were diligent but lacked the capacities of the White subject to organize.
Siu described how the trinity of imagined cultural, economic, and biopolitical threats posed especially by the Chinese diffused regionally in North America and the Caribbean, fueling scores of anti-Asian riots. This leads to increasingly restrictive Exclusion Laws subsequently encompassing not only Chinese but all Asians, labeling them as ‘perpetual foreigners’ unable to integrate into society. These laws were repealed only in 1960 but by this time had already sparked organized resistance and a sense of collective Asian subjectivity.
Amid the civil rights movement, the narrative of the ‘model minority’ was spawned, splitting and pitting racial minorities against each other. According to Siu, in this context, debates on Whiteness can be better understood as gendered, classed, and racialized negotiations of belonging and citizenship. Today, she argued, the waters seem to be murkier, as there is a resurgence of the ‘deserving model minority’ trope on the one hand, while on the other hand, it is being utilized to strengthen Whiteness by delegitimizing affirmative action.
QUINNA SHEN (Bryn Mawr) traced the role of early German film in perpetuating a variety of Asian racist stereotypes and found a clearly gendered notion of Asianness. According to Shen, Asian women were portrayed as helplessly attracted to White men, who were imagined as sexually superior to Asian men. Asian men, in turn, were framed as treacherous, lurking, murderous rapists who used immoral means such as opium to attain their lowly revenge against the White heroes. Shen concluded that while some films did critique British colonial rule, they simultaneously portrayed Asian liberation struggles as underhanded, criminal, and ignoble. Additionally, the films conveyed the message that colonial romance leads to tragedy if not death, and as such, that ‘the other’ will always remain ‘the other’.
A second type of discursive media analysis was undertaken by ANNO DEDERICHS (Tübingen), who focused his research on the images of China portrayed in the German political arena over the course of several decades. He found that the different topoi of threat, rival and partner were repeated over time but were always embedded in their specific historic context. Dominant themes for depictions seemed to be related to colonial (yellow) or communist (red) imagery. Dederichs showed great interest in the ease with which ideological differences were overcome with the prospect of economic prowess, and how the nature of the threat posed by China changed from ideological (communist), to moral (autocratic), to technological, geopolitical, and biopolitical threat (Covid-19). He concluded that the depictions of China tell us more about German needs and fears rather than the actual situation in China.
Another focus of the conference was Asian diasporic communities and their livelihoods, self-organization, and resistance. YOU JAE LEE (Tübingen) emphasized the importance of international exchange on the issue of anti-Asian racism, especially since Asian diasporas in Germany have failed to form a collective sense of Asianness. They remain divided as ethnic or national minorities in their respective struggles instead of combining their efforts or fighting alongside each other. Using families of Korean labor migrants in Germany as an example, he depicted a shift occurring over the course of three generations, in which the explanatory value of meritocracy dwindled, and experiences of discrimination are increasingly understood as consequences of (anti-Asian) racism.
In contrast, the situation in France was regarded as more hopeful by YA-HAN CHUANG (Paris). She depicted three historic phases of Asian community organizing, namely, the struggle for (1) ethnic solidarity, (2) recognition, and (3) acknowledgement. Currently, she sees chances of cross-community solidarity with Arab and African minorities by building coalitions through narratives of decolonization. Chuang comes to a similar conclusion as You Jae Lee concerning the generational differences within the Asian diasporic communities but did not regard differing positionalities as a fundamental hurdle for organizing. Instead, she found potential for synergies by utilizing these generational differences strategically to intervene in the dominant discourse.
By focusing on the institutional dimension of anti-Asian racism in Germany, Kien Nghi Ha explained how a disremembering of anti-Asian racism could occur despite the pogrom in Rostock-Lichtenhagen. Ha argued that German state institutions collectively failed to provide safety for the Vietnamese guest workers due to the ongoing political project of the state to revise laws on political asylum. According to Ha, the pogrom could only unfold due to the failure of the police and the judiciary and gains texture against the backdrop of nationalist revival following German unification, as well as the high unemployment in East Germany at that time.
In opposition to this, CUSO EHRICH (Gießen) follows an abolitionist perspective as it enables thinking about necessary societal transformations in the future. From this perspective, the police would not be attributed failure but instead success according to the racist logic of the nation-state. Finding orientation in self-organized refugee groups or Women in Exile, Ehrich proposes to regard the logic of punishment as neither preventing crime nor reinstating justice, as it does not meet the victims‘ needs. Additionally positing that incarceration is classed and racialized, thus leading to the perpetuation of structural inequalities. Instead of these destructive practices, they plead for life-affirming perspectives and implementing abolitionism on the ground by bringing people together to find solutions outside of state logics while being aware of attempts of neoliberal takeovers. FENG-MEI HEBERER (New York) added that regarding politics of Asian self-representation through German grassroots organizations in limbo should not necessarily be understood as failed. Instead, disruption and slowness should be comprehended as continuations of self-organization.
SARA DJAHIM (Berlin) and TAE JUN KIM (Berlin) questioned the utility of the terms ‘Asian’ and ‘anti-Asian racism’ altogether. In a similar manner to Rotem Kowner, they posited that racism is the grounds upon which the categories of race, such as ‘Asian’, emerge and become salient, but that ‘Asianness’ itself is not essential to the overarching issue of racism. As the subjectivity of ‘Asianness’ is dependent on the continuity of ‘anti-Asian racism’, they do not deem ‘Asian’ as a useful collective identity category for a long-term anti-racist struggle. Their idea not being that there are no specific consequences for people marked as ‘Asians’, but rather that ‘anti-Asian’ sentiment is not necessary for the manifestation of racist effects against them. If deconstructed consequently, they concluded, there are no ‘Asians’, only people perceived as ‘Asian’.
In regard to this issue Jee-Un Kim stressed the relational utility of political labels such as ‘Asian’ or ‘Asian German’. According to her, it is pivotal to express the societal conditions while deconstructing them at the same time. Depending on who we are pitting ourselves against, certain commonalities have to be underlined, whereas sometimes it is more productive to highlight particular differences. Thus, the usage of terminology such as ‘Asian’, ‘anti-Asian racism’, or ‘diasporic Asians’ must be situational, strategic, and always relational. Kien Nghi Ha added that the term ‘Asian German’ is an offer to the community that may be ignored or contested, as there is also no singular way of understanding it. Instead, it poses an opportunity to deal with specifically German anti-Asian formations in a playful manner.
In summary, the conference encompassed a diverse array of inquiries, spanning from fundamental discourse on terminology to the examination of theoretical underpinnings and historical origins of the phenomenon. The proceedings also encompassed empirical investigations into discourse dynamics and the political orientations of grassroots movements. Moreover, You Jae Lee expressed concern over the absence of a dedicated academic discipline focusing on Asian German Studies, while Lok Siu emphasized the scholarly duty to engender knowledge that confronts societal concerns and fosters utopian perspectives.
Rotem Kowner observed that, contingent upon the chosen metrics, Asians constitute a demographic percentage ranging from eight to ten percent of the total German population, consequently forming the most prominent racial minority. Kowner further asserted that mere sensitization to anti-Asian racism is insufficient; instead, a resolute and comprehensive effort against racism as an overarching construct is imperative.
While marking the inception of the first-ever conference on anti-Asian racism in Germany, the panels effectively addressed fundamental elements, thereby situating the phenomenon within the German academic discourse. Regrettably, the extensiveness of coverage was constrained by practical limitations, which led to the omission of deliberation on the Asianness of Arabs, and specifically Turks and Kurds in Germany. Nonetheless, the significance of this subject to the Asian community was made visible through the diversity of attendees, including young non-academics from various regions of Germany. This confluence facilitated synergistic discussions between scholars and cultural producers, both during and subsequent to the conference, paving the way for further exchange and dialogue. Notably extending from the previous year’s conference, centered on the feasibility of a discipline in Asian German Studies, the incorporation of an international deliberation added nuance and contrast to the discourse. Ultimately, the implications and consequences of anti-Asian racism persist as a contentious topic both within academic spheres and on the ground.
Conference overview:
Introduction
Kien Nghi Ha (Tübingen) / You Jae Lee (Tübingen)
Keynote History Chair: Bernd-Stefan Grewe (Tübingen)
Lok Siu (Berkeley): Making Asians Foreign: Methods of Exclusion and Contingent Belonging
Panel History Chair: Jee-Un Kim (Berlin)
You Jae Lee (Tübingen): Discrimination, Resistance, and Meritocracy. Korean Guest Workers in Germany
Kien Nghi Ha (Tübingen): The Pogrom in Rostock-Lichtenhagen as Institutional Racism
Keynote Theory Chair: Antony Pattathu (Tübingen)
Rotem Kowner (Haifa): The Intersections between European Racial Constructions and Modern Colonialism: Theoretical Issues and the Place of Asia
Panel Theory Chair: Bani Gill (Tübingen)
Lucas Poy (Amsterdam): Socialists and Anti-Asian Sentiment in the Era of Mass Migration (1880–1930)
Cuso Ehrich (Gießen): Abolitionist Perspectives on Demands of Asian-German Formations
Keynote Cultural Representations Chair: Fei Huang (Tübingen)
Quinna Shen (Bryn Mawr): Racialized Screen in Early German Cinema: What Asian German Studies Can Address
Panel Cultural Representations Chair: Zach Ramon Fitzpatrick (Madison)
Feng-Mei Heberer (New York): Anti-Asian Racism and the Politics of Asian Self-Representation in Germany: the Asian Film Festival Berlin
Anno Dederichs (Tübingen): Opportunity and Threat: Ambivalent Reporting on China in Der Spiegel, 1947–2023
Panel Antiracist Movements Chair: Yewon Lee (Tübingen)
Sara Djahim (Berlin) / Tae Jun Kim (Berlin): “Take Off Your Masks“: The Invisibility and Visibility of Anti-Asian Racism in Germany
Ya-Han Chuang (Paris): Yellow is the new Black? Emergence and Development of Asian Antiracist Activism in France
Round Table: Challenging Anti-Asian Racism in Society and Academia Chair: Kien Nghi Ha
Panelists: Quinna Shen, Lok Siu, Rotem Kowner, You Jae Lee
Author Sander Diederich is a sociologist enrolled in the master’s program Diversity and Society at the University of Tübingen and is a member of UnKUT(Undisciplined Knowledge at the University of Tübingen). Their work has centered around the moral dimensions of (transitional) justice, anti-Asian racism, and the interactional discrimination of transgender persons. Their interests range from feminist epistemologies to utopian perspectives and the normative aspects of (academic) scholarship. Currently, they are exploring notions of ‚the good life‘, with a specific focus on understanding the construction and effect of commonalities/differences using lenses such as communitarianism, solidarity, diversity, and belonging.
International Conference Anti-Asian Racism: History, Theory, Cultural Representations and Antiracist Movements
Venue: Fürstenzimmer of Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11, 72070 Tübingen, Germany Date: Friday, 07.07.2023 − Saturday, 08.07.2023 Conveners: Dr. Kien Nghi Ha and Prof. Dr. You Jae Lee
Registration required because of limited space via email to: koreanistik@uni-tuebingen.de Participation: free of charge
The international conference, hosted by the Center for Korean Studies at the University of Tübingen, is divided into four sections. It explores how anti-Asian racism is related to modern history, theory, cultural representations and anti-racist movements. We cordially invite interested scholars, cultural workers and community activists to join the discussions of the first conference on anti-Asian racism in German academia.
P r o g r a m
Friday, 07.07.2023
14:30 – 14:45 Arrival, registration and coffee
14:45 – 15:00 Welcome and Introduction: Dr. Kien Nghi Ha and Prof. Dr. You Jae Lee
15:00 – 16:00KEYNOTE: HISTORY Making Asians Foreign: Methods of Exclusion and Contingent Belonging Lok Siu, Professor of Asian American Studies, University of California (Berkeley)
Chair: Bernd-Stefan Grewe, Professor of History, University of Tübingen
16:00 – 17:00 PANEL: HISTORY
Discrimination, Resistance, and Meritocracy. Korean Guest workers in Germany You Jae Lee, Professor of Korean Studies, University of Tübingen
The Pogrom in Rostock-Lichtenhagen as Institutional Racism Kien Nghi Ha, Postdoc Cultural Scientist, University of Tübingen
Chair: Jee-Un Kim, Managing Director of korientation. Network for Asian German Perspectives e.V.
17:30 – 18:30KEYNOTE: THEORY
The Intersections between European Racial Constructions and Modern Colonialism:Theoretical Issues and the Place of Asia Rotem Kowner, Professor of Japanese Studies, University of Haifa
Chair: Anthony Pattahu, Habilitation Candidate at the Department of Social and Cultural Anthropology, University of Tübingen
18:30 – 19:30 PANEL: THEORY
Socialists and Anti-Asian Sentiment in the Era of Mass Migration (1880–1930) Lucas Poy, Assistant Professor in Global Economic and Social History, Vrije Universiteit Amsterdam
Abolitionist Perspectives on Demands of Asian-German Formations Cuso Ehrich, Graduate Student, Institute of Sociology, Justus Liebig University Gießen
Chair: Bani Gill, Junior Professor of Sociology, University of Tübingen
Saturday, 08.07.2023
09:00 – 10:00KEYNOTE: CULTURAL REPRESENTATIONS
Racialized Screen in Early German Cinema: What Asian German Studies Can Address Qinna Shen, Associate Professor of German Studies, Bryn Mawr College
Chair: Fei Huang, Professor of Chinese Studies, University of Tübingen
10:00 – 11:00PANEL: CULTURAL REPRESENTATIONS
Anti-Asian Racism and the Politics of Asian Self-Representation in Germany: the Asian Film Festival Berlin Feng-Mei Heberer, Assistant Professor for Cinema Studies, New York University
Opportunity and Threat: Ambivalent Reporting on China in Der Spiegel, 1947–2023 Anno Dederichs, Postdoc Sociologist at China Center, University of Tübingen
Chair: Zach Ramon Fitzpatrick, Assistant Professor of German Studies at the University of Wisconsin-Madison (from fall 2023)
11:30 – 12:30 PANEL: ANTIRACIST MOVEMENTS
“Take Off Your Masks“: The Invisibility and Visibility of Anti-Asian Racism in Germany Sara Djahim, Independent Researcher, Asian and International Development Studies, Tae Jun Kim, Sociologist at German Center for Integration and Migration Research (DeZIM), Berlin
Yellow is the new Black? Emergence and Development of Asian Antiracist Activism in France Ya-han Chuang, Postdoc Sociologist at the Institut national d’études démographiques (Ined), Sciences Po Paris
Chair: Yewon Lee, Junior Professor of Korean Studies, University of Tübingen
12:30 – 13:00 Round Table: Challenging Anti-Asian Racism in Society and Academia Panelists: Qinna Shen, Lok Siu, Rotem Kowner, You Jae Lee
Chair: Kien Nghi Ha
Supported by the Platform Global Encounters of the University of Tübingen. Funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and the Ministry of Science Baden-Württemberg within the framework of the Excellence Strategy of the German Federal and State Governments. Additional funding provided by the Academy of Korean Studies.
wir hoffen, Ihr seid gut durch den Winter gekommen!
Wie Ihr vielleicht gemerkt habt, haben wir schon länger keinen „echten“ Newsletter mehr versandt. Wir nehmen den Faden mit dieser Ausgabe wieder auf und teilen mit Euch Recaps aus dem letzten Jahr, Neuigkeiten aus den Projekten und Save-the-Dates für unsere kommenden Veranstaltungen!
Vorher möchten wir aber noch der acht Opfer des rassistischen Anschlags in Atlanta am 16. März 2021 gedenken.
Wir trauern um Daoyou Feng, Hyun Jung Grant, Suncha Kim, Soon Chung Park, Xiaojie Tan, Yong Ae Yue, Delaina Ashley Yaun, Paul Andre Michels.
Zwei Jahre später sind wir weiterhin fassungslos, traurig und wütend über die grausame Ermordung von sechs chinesischen und koreanischen Migrantinnen sowie zwei weißer Menschen durch einen weißen christlichen Fundamentalisten. Der mangelnden Aufarbeitung und Erinnerungsarbeit begneten Mitglieder der asiatischen Diaspora/Asiatisch-Deutschen Community mit Kundgebungen unter anderem in Berlin und Köln und mit einem Offenen Brief, der am 16. April 2021 veröffentlicht wurde. Lest ihn hier nach.
Wer in Community gedenken möchte, kann am 18. März 2023 an der vom Spicy Ginko Collective organisierten Gedenkveranstaltung„In Memory, In Resistance“ an der Friedensstatue in Moabit (Berlin) mit anschließendem Hangout teilnehmen und/oder für diese spenden.
Lili für das MEGA Team
KORIENTATION-FESTIVAL
✨ korientation’s super sweet 15! ✨ \(◕ ◡ ◕\)
Save the date: korientation-Festival 20.–27. Mai 2023 in Berlin Wir wollen eine Woche lang mit Euch feiern – in einem Community-Event mit allem, wofür unser Herz schlägt: Von Ausstellung über spannendem Input durch Workshops und Talks bis hin zu Fun und Vernetzung durch Meet-Up und Party!
„zu(sammen)künfte“ In der Ausstellung möchten wir korientation vorstellen, was wir gemacht haben, gerade machen und vielleicht auch zukünftig machen wollen. Und wir möchten die Gelegenheit nutzen, weitere Akteur*innen vorzustellen, weil korientation nur ein Teil einer viel größeren, vielfältigen Asiatisch-Deutschen Community und Bewegung ist.
Das Festival ist für uns ein Anlass, um zusammenzukommen und Grundlagen für Verbindungen und Vernetzungen zu schaffen, aus denen etwas für die Zukunft erwachsen kann. …und dazu brauchen wir Euch!
📢 Aufruf an all unsere MITGLIEDER! Liebe Mitglieder – wir würden uns sehr freuen, Euch alle bei unserem Festival zu sehen! Wir möchten Euch gern dazu auffordern, ein Statement, Gedanken, eine Erinnerung, einen Wunsch oder vielleicht auch eine Vision als korientation-Mitglied anlässlich von 15 Jahren korientation an uns zu schicken. Wir möchten Eure Stimmen sammeln und in die Ausstellung integrieren, auch wenn es nur kurze Zitate sind! Schickt uns eine E‑Mail mit maximal 350 Zeichen (inklusive Leerzeichen) unter Angabe des Namens, der angegebenen werden soll. → 📩 Schreib an ausstellung@korientation.de
📢 Open Call: Ausstellung Vernetzungs-Space 🕸 In der Ausstellung planen wir drei Spaces: 1. korientation – History-Space 2. korientation – NOW!-Space 3. Vernetzungs-Space für Asiatisch-Deutsche Akteur*innen Wir möchten Euch dazu einladen, Euch und Eure Gruppen/Initiativen/Kollektive/Projekte in unserer Ausstellung im Vernetzungs-Space vorzustellen. Der Ausstellungsbeitrag erfolgt in Form eines Posters. Optional können kleinere Objekte oder auch mediale Beiträge, allerdings nur nach Absprache, mit ausgestellt werden. Dieser Open Call richtet sich an alle Einzelpersonen, selbstorganisierten Gruppen, Kollektive und Initiativen, die sich 1. selbst als Asiatisch-Deutsch, postmigrantisch und antirassistisch positionieren 2. basisaktivistisch, künstlerisch, kulturell-medial, in der Politischen Bildung, wissenschaftlich oder auf andere Weise mit gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzen. Wir freuen uns, von Euch zu hören! ⚡ Einsendefrist: 2. April 2023 → Alle wichtigen Infos sowie ein Kontaktformular dazu auf der Webseite. → 📩 Noch Fragen? Schreibt eine E‑Mail an ausstellung@korientation.de
📢 Open Call: Helping Hands 🤝 Wir freuen uns über jede helfende Hand, auf bekannte sowie neue Gesichter. Wir sind dankbar für jede Unterstützung! Das kann Hilfe beim Ausstellungsaufbau/Abbau, Unterstützung als Awareness-Team, Graphik/Social Media Content-Skills, Medienunterstützung, Organisationsunterstützung allgemein, Aufsicht, alles Mögliche sein, was bei einem Festival so anfällt! → Website: Anmeldungsformular → 📩 Schreib an info@korientation.de
SAVE THE DATE 📅
1. April 2023: Mitgliederversammlung korientation e.V.
Per Mail haben wir Euch (v.a. die Aktiven, Ordentliche Mitglieder) bereits eingeladen. Die MV findet in Präsenz statt – wir möchten die Satzung ändern, um zukünftig auch digitale MVs abhalten zu können.
💌 Guckt in Euren Postfächern nach und meldet Euch bis 27. März 2023 an!
14. April 2023: Vernetzungstreffen: MEGA goes Nord
Wir organisieren ein Vernetzungstreffen im schönen Kölibri in Hamburg St. Pauli und möchten Euch treffen, kennenlernen und uns mit Euch austauschen! Bei einem 🫓🍛🥟🥥 Potluck-Buffet wollen wir gemütlich einen Abend lang klönen, essen und uns vernetzen.
🍹 Das Vernetzungstreffen ist ein Community-Event. Meldet Euch bis zum 12. Aprilhier an!
20. April 2023: Digitaler Salon „VaryAsians#3: Asian enough?“
In unserem dritten, exklusiven Mitgliedersalon zum Austausch über unser diverses Asiatisch-Deutsch-Sein sprechen wir darüber, ob und wie sehr wir uns als „ausreichend“ Asian verstehen und fühlen, und warum. Mit dabei: Vorstandsmitglieder Sue Glaeser und Maria Nguyen. Weitere Infos tbc.
🙌 Members only! Hier kannst Du noch schnell Mitglied werden.
3.–4. Juni 2023 RADAR-Zukunftswerkstatt Kolonialismuskritische Horizonte für die politische Bildung Ein Angebot für Asians in der politischen Bildungsarbeit
Wie sieht politische Bildungsarbeit aus kolonialismuskritischer Perspektive aus? Was haben Identität und Selbstzuschreibungen mit Kolonialismus zu tun? Wie können wir Praxen in der politischen Bildungsarbeit schaffen und ausbauen, die auf Solidarität mit anderen rassifizierten und marginalisierten Communities basieren?
Wir werden gemeinsam diesen und weiteren Fragen nachgehen und dabei immer wieder die Verbindung zur Reflektion über Kolonialität beibehalten.
Wir laden Aktive aus der politischen Bildungsarbeit nach Köln ein! ⚡ Anmeldefrist: 2. April 2023
Programm, Anmeldung und weitere Infos findet Ihr hier.
BEMERKENSWERTES
Podium Am 21. März 2023 findet die Tagung „Perspektive Rassismuskritik“ der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Auf dem Abschlusspanel kommt unter anderem unser Vorstandsmitglied Sun-Ju Choi zu Wort. Wer dabei sein will, kann sich hier anmelden: www.berlin.de/politische-bildung.
Veranstaltungstipp Am 11. April 2023 startet die Filmreihe „Asiatische Präsenzen in der Kolonialmetropole Berlin: Localizing Decolonialization – Dekolonialisierung lokalisieren“ des Projekts DARE (Decolonize Anti-Asian Racist Entanglements), die von unserem Mitglied Kien Nghi Ha konzipiert und kuratiert wird. Das Ganze findet in Kooperation mit bi’bak statt und wird supported von Community-Partner korientation. Die Filme und ein sehr interessantes Diskursprogramm finden im SİNEMA TRANSTOPIA in Berlin-Wedding statt. Infos sind bald auf www.sinematranstopia.com zu finden!
Medienkritik Am 16.02.2023 erschien im Lokalteil der Süddeutschen Zeitung der Artikel „Die falschen Chinesen zu Dietfurt“ von Lisa Schnell. Diese Berichterstattung zeigt lehrbuchartig auf, wie weite Teile der deutschen Medien weiterhin mit rassistischen Phänomenen sowie rassismuskritischen Ansätzen umgehen. Lest hier den Kommentar und Offenen Brief unseres Vorstandstandmitglieds Su-Ran Sichling dazu.
Laufende Kampagnen! Unterstützt „Pass(t) uns allen“ - Kampagne für ein gerechtes Staatsbürgerschafts‑, Einbürgerungs- und Wahlrecht. Wir sind als Bündnispartner dabei und möchten Euch bitten, die Petition zu unterzeichnen und zu verbreiten und bei Interesse ihrem Insta-Kanal zu folgen. Ein Beispiel für die Bedeutung dieser Kampagnen ist der absurde, wütend machende Fall von Pham Phi Son, der vor über 35 Jahren als vietnamesischer Vertragsarbeiter nach Deutschland kam und wegen einer Formalität (wegen ärztlicher Behandlung zu lange im Ausland gewesen) die Aufenthaltserlaubnis verloren hat. Die ganze Familie inklusive eines Schulkindes soll nun abgeschoben werden – die Härtefallkommission bleibt hart. Auch dies ist kein Einzelfall. Unterstützt diese Kampagne: www.openpetition.de/petition/online/nach-35-jahren-in-sachsen-familie-pham-nguyen-muss-bleiben-phamphisonbleibt
AUS DEM VEREIN
Team-News
Es gibt ein paar Änderungen und Neuigkeiten in unserem Team und wir freuen uns, die neuesten und neueren und nicht ganz so neuen Menschen bei korientation vorzustellen:
akiko (keine Pronomen) ist bereits seit Oktober letzten Jahres bei korientation dabei und freut sich, im Rahmen vom Projekt RADAR die Themenbereiche Asiatisch-Deutsche Gegenwart & Geschichte und politische Bildungsarbeit zusammenzubringen. akiko mag es nämlich Verbindungen zu ziehen, Punkte, Themen und Räume neu kreativ miteinander zu connecten und Spaces für Vernetzung zu gestalten und geht dabei der Frage nach, wie wir verschiedene Kämpfe mehr miteinander verbinden können, während wir Unterschiede anerkennen. Seit 2017 ist akiko in die politische Bildungsarbeit eingetaucht und fokussiert machtkritisch die Themen Rassismus, Intersektionalität, Queerfeminismus, Empowerment, Powersharing und politische Körperarbeit. In den letzten Jahren lernt akiko immer mehr und immer weiter unsere Körper in allen Sphären und auch in der Bildungsarbeit mitzunehmen und lernt von tollen Menschen Embodied Social Justice (Verkörperung von Social Justice) zu fokussieren. Außerdem: Bei allem was mit Teigtaschen 🥟und Nudelsuppen 🍜 zu tun hat ist akiko dabei und verbringt auch gerne mindestens einen Tag pro Woche draußen ohne Bildschirm.
Vee haben wir nach der ersten Zusammenarbeit im letzten Jahr als Social Media-Person ins MEGA-Team geholt. Hier eine kleine Nachricht von Ihr an Euch: Helu, ich bin Vee (alle Pronomen) und auf Social Media für alle korientation-Themen zuständig. Mein Alltag besteht darin zu überlegen, wie ich euch dazu verführe, zu unseren Events zu kommen, wie ich die Teammitglieder zwinge, ein Video zu machen und wie wir die Community noch mehr supporten können. Ich bin die Person, die all eure lieben Nachrichten liest und sieht, wenn ihr mit Herzchen auf unsere Beiträge oder Reposts reagiert. Das zeigt uns, dass die Themen für euch ebenso wertvoll sind wie für uns und für diese Bestätigung möchte ich mich bedanken. Hoffentlich kann ich euch alle mal auf unseren Vernetzungstreffen kennen lernen und schicke bis dahin viel Liebe! Eure Social Veedia PS: Vee ist auch als Musiker*in/Sänger*in aka Planet Veenus bekannt. Hört und guckt mal rein! Zuletzt war Vee auf der Rice & Shine Abschiedsparty mit einem phänomenalen Auftritt zu sehen!
Ich, Lili (sie/ihr), unterstütze korientation, insbesondere das MEGA-Team seit Neuestem, nämlich seit Anfang Februar. Ich interessiere mich für Re-Präsentationsformen und die Möglichkeiten der Sichtbarmachung des weniger Sichtbaren durch verschiedene Medien. Mein Herz schlägt besonders für Comics, Bücher und Musik, die unbekannte Perspektiven und Lebensrealitäten greifbar(er) machen (u.a. habe ich diese auch in meinen Studien zu Kunst, Musik und Medien sowie Kulturwissenschaft und ‑semiotik untersucht).😍
🙌 Wir freuen uns sehr darüber, dass nun alle zusammen im Team sind! Willkommen an Board, wir drei! 🙌
VERGANGENE VERANSTALTUNGEN
Wir haben für Euch hier insbesondere aus den Projekten die wichtigsten Veranstaltungen und Aktivitäten zusammengefasst. Mehr findet Ihr natürlich auf unserer Webseite.
PROJEKT MEGA
Ein gemütliches MEGA New Year Vernetzungstreffen fand am 21. Januar 2023 im BIWOC* Rising in Berlin statt. Wir haben uns über alle gefreut, die mit uns gemeinsam in das neue (🐱/🐰)-Jahr gefeiert haben – bei einem superleckeren Potluck-Mahl und interessanten Begegnungen! To be continued im Mai…
Das MEGA-Team hat sich am 10. Dezember 2022 mit einem MEGA openUP an dem Open House-Wochenende des Hausprojekts Schwarzenberg e.V. beteiligt – da sitzen wir nämlich drin und dort wird auch unser Festival stattfinden. Eine Pop-Up Ausstellung mit Arbeiten aus den laufenden Projekten gewährte bei Keksen und Tee Einblicke in die Vereinsarbeit und die Büroräume von korientation.
Unser Talk „Being Stopped and Unstoppable“ als zweiter Teil der Talkreihe „Shut Up and Listen“ fand am 06.10.2022 im BIWOC* Rising, Berlin statt. Die tollen Gäst*innen Sarah Naqvi, Olivia Hyunsin Kim, Thu Hoài Trần, moderiert von Shivā Amiri sprachen über die Bedeutung von Körper/arbeit in Diskussionen um Empowerment und Widerstand. Ihr findet Infos und die Videodokumentation auf unserer Webseite.
Am 16. September 2022 fand unser Panel zu „30 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Community-übergreifende Erinnerungskultur als widerständige Praxis“ statt. Dabei waren sowohl Perspektiven aus der vietnamesischen als auch der Rom*nja-Community vertreten. Das Panel wurde durch zwei einführende Vorträge eingeleitet. Ihr findet Infos und die Videodokumentation auf unserer Webseite.
Das Projekt MEGA wirdim Rahmen des Demokratie leben!-Programms durch das BMFSFJ gefördert sowie im PartInt-Programm durch das Land Berlin.
PROJEKT RADAR
RADAR ist unser erstes großes Projekt im Bereich der politischen Bildung und steht für Ressourcen von/für Asiatische Deutsche gegen anti-asiatischen Rassismus.
Das Projektteam hat mit dem Projektstart im August 2022 direkt losgelegt und arbeitet derzeit an einer digitalen Broschüre, die als Ausgangspunkt für die inhaltliche Auseinandersetzung mit den zentralen Themenstellungen im Projekt dienen soll. Veröffentlichung ist bald!
Das erste Netzwerktreffen für politische Bildner*innenfand am 27. Januar 2023 online statt. Die Team-Mitglieder Cuso und akiko und Moderation Methu waren überwältigt von der Resonanz und dem Interesse an diesen Formaten.
Eine Folgeveranstaltung in Form der ersten Zukunftswerkstatt wird am 3./4. Juni 2023 darauf aufbauend in Köln stattfinden, siehe Ankündigung weiter oben unter Save-the-Dates.
Und wir freuen uns darauf, akiko und Cuso im Rahmen des korientation-Festivals im Mai in Berlin zu sehen, wo sie das Projekt und ihre Arbeit vorstellen werden!
RADAR wird von der Bundeszentrale für Politische Bildung gefördert.
Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin
In dem Themenfeld „Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzen“ entwickeln wir Projekte, um kolonial konstruierte und homogenisierende Narrative von ‚Asien‘ und Asiatisch-Deutschen Präsenzen zu brechen und zu dekonstruieren.
Teilnahme am Projekt #CommunitiesSolidarischDenken und Broschüre „Zusammen als People of Color?!“
Wir haben 2022 an dem Projekt #CommunitiesSolidarischDenken – Zusammen als People of Color?!Überlegungen zu nachhaltiger Community-Zusammenarbeit III von xart splitta teilgenommen. Dabei ging es insbesondere um das Thema Selbstbezeichnungen, Positionierungen und Identitätsmarker, den Ein- und Ausschlüssen, die damit einhergehen, begriffs- und bewegungsgeschichtlichen Kontextualisierungen und Konjunkturen und die Wiederkehr und Weiterentwicklung von Diskursen rund um das Thema – wie wollen wir uns bezeichnen (oder nicht) und wie wollen wir weshalb wozu damit umgehen.
Hierzu hat xart splitta eine Broschüre herausgegeben, die unterschiedliche Positionen der Teilnehmenden und darüber hinaus zu den Begriffen PoC/BPoC/BIPoC versammelt – hier geht es zum Download der Broschüre.
HINWEISE
YoungUP! Für das Programm „YoungUp!“ von April bis Dezember 2023 werden Teilnehmende gesucht. „YoungUP!“ richtet sich an junge BIPoC; sowohl Politik-Newbies als auch erfahrene Aktivist*innen von 17 bis 35 Jahren. Das Programm bietet den Teilnehmenden einen Raum, in dem sie ihre Handlungsfähigkeit stärken, Ideen entwickeln, konstruktiv streiten und politische Veränderungen anstoßen können. Weitere Infos auf der Projekt-Website.
Bleibt mit uns in Kontakt und schreibt uns, wenn Ihr Ideen und Anregungen für unsere Arbeit habt oder etwas in unseren Newsletter aufnehmen lassen wollt! 💌
In the transnational Corona pandemic, Asian-related racism became common headlines in the media of many Western immigration societies. In the course of this development, the term as well as the topic of “anti-Asian racism” became more prominent – in Germany for the very first time. Although anti-Asian projections and its accompanying colonial-racist constructions have been a constitutive component of Western modernity, they have hardly been perceived as a relevant topic in many European nations. This is also the case in German-speaking countries and its political, cultural and educational institutions. Thus, the academic research on the history and complexities of Asian German Diaspora, the subjectivities and needs of Asian immigrant communities is still largely marginalized and mostly deemed as unimportant. This is especially true for academic researches that centers the rich history of anti-Asian discourses and stereotypes as well as related contemporary practices, immigration policies and movements in Germany and other European countries.
To tackles this, the workshop aims at strengthening local cooperation as well as transnational networking. We like invite scholars from all academic disciplines to contribute. Inquiries from the Humanities including but not limited to Asian German Studies, Asian Diasporic Studies, Asian American Studies, Asian Studies, European Studies, German Studies, Anthropology, Media Studies, History and Social Sciences in general as well as other fields of expertise are welcome. Through the inclusion of multi-disciplinary exchanges and insights we seek to broaden our perspectives and understanding. We encourage especially scholars of Color and young academics to apply, who aims to explore this field of research in the German context.
The conference is divided into three sections:
1) The section “History” discusses historical backgrounds of the origin of Asian diasporas in Western societies. In addition to legal frameworks and political practices, the attitudes and reactions of the White mainstream are also relevant. Travel routes, work, housing, language, and gender differences and other social and spatial dimensions are also of great importance for the structure of Asian diasporic communities. Likewise, the modes of response to racism, self-organization, and community building are also important for the arrival and settlement processes. In this context, a comparative perspective allows for inferences not only about local, regional, and national, but also about transnational analogies and differences.
2) The section “Theory” deals with approaches that historically reconstruct, define, and analytically classify anti-Asian racism and its various manifestations. In addition to the functioning of structural exclusions and institutionalized discriminations, the construction and meanings of cultural stereotypes in popular culture or media can also be examined. Intersectional relations to other forms of racism and social categories such as class, gender and sexuality are also of great interest.
3) The section “Case Studies” narrows down the object of study and, with its inductive approach, allows for a change of perspective that highlights interesting aspects that are easily overlooked in the macro view. Possible formats include historical, political, cultura eventsl, but also individual cases, smaller-scale thematic aspects, biographical analyses, exemplary reception histories of cultural artifacts, and so on, which are also significant through their detailed view.
Practical informations
Due to budget limits, we can only provide a limited travel reimbursement (up to 200,- €), hotel accomodation for one night in Tübingen and meals, snacks and soft drinks for the selected submissions. Online presentation is possible in order to give overseas scholars the chance to participate.
Please send proposals (approx. 300 words) and a short CV (up to 150 words) to the organizers. Please pass this CfP along to anyone else who might be interested. Thank you for your interest!
Submission CfP
Deadline: 15.03.2023 for abstract (approx. 300 words) and short CV (up to 150 words) Result Notification: 31.03.2023 Contact: Dr. Kien Nghi Ha, Email: nghi.ha@uni-tuebingen.de More Information: Asian German Studies Tübingen https://uni-tuebingen.de/en/219396
Publication
Conference proceedings planned for 2024 by an international academic publisher
Supported by the Platform Global Encounters of the University of Tübingen. Funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and the Ministry of Science Baden-Württemberg within the framework of the Excellence Strategy of the German Federal and State Governments.
korientation. Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven e.V. ist eine Selbstorganisation und ein Netzwerk von Asiatischen Deutschen und Asiat*innen mit dem Lebensschwerpunkt Deutschland mit einem gesellschaftskritischen Blick auf Kultur, Medien und Politik. Das Ziel ist es, vielfältige Lebenswirklichkeiten in Deutschland bewusst und sichtbar zu machen und damit Rassismus entgegen zu wirken.
Asiatisch-Deutsch als Selbstbezeichnung ist für korientation ein verbindendes Element, das der politischen Positionierung dient und sich weder auf nationale Grenzen noch auf eine kulturelle Essentialisierung bezieht. korientation versucht den Widerspruch und die Gleichzeitigkeit zu reflektieren, dass (Süd‑, West‑, Zentral‑, Nord‑, Ost- und Südost-)Asien Konstrukte sind und Bezüge, wie bspw. ‚tamilisch-‘, ‚südkoreanisch-‘, in Jakarta geboren und in Deutschland aufgewachsen-‚Sein‘ in den gelebten Erfahrungen eine Rolle spielen.
Wir suchen für unser neues Recherche-Projekt „Postkoloniale Asiatisch-Deutsche Präsenzenin Berlin“ –
2 wissenschaftliche Honorarkräfte mit MA-Abschluss auf Werkvertragsbasis vergütet mit 3.000 € (brutto) Vertragszeitraum bzw. Projektlaufzeit: 15.07. bis 30.11.2022.
Bewerbungsfrist: 05.07.2022 Bewerbung per Email an: info@korientation.de Hast Du Fragen? Melde Dich bei uns, auch gern per Email.
Wir laden insbesondere Schwarze Menschen und People of Color mit Bezügen zu Asien (Zur Klarstellung: Damit meinen wir Süd‑, West‑, Nord‑, Südost‑, Ost- und Zentralasien) und intersektionalen Identitäten ein, sich zu bewerben.
Das Projekt „Asiatisch-Deutsche Präsenzen in Berlin“ wird von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung gefördert und soll einen Beitrag zur Schließung von Wissenslücken und Leerstellen zu Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin leisten. Es möchte auf die Brechung und Dekonstruktion eines kolonial konstruierten und homogenisierenden Narrativs von ‚Asien‘ und Asiatisch-Deutschen Präsenzen hinwirken. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf lokalen Geschichten der Widerständigkeit, der Solidarisierung und der Gegennarrative als Strategie, postkoloniale Strukturen jenseits weißer und eurozentristischer Perspektiven zu analysieren.
Die Arbeitsaufträge umfassen
1. Die Recherche und Erstellung von je einer thematischen Materialsammlung zu postkolonialen Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin pro Honorarkraft, durch
Quellenbasierte historische Recherchen inkl. graue Literatur wie Flyer etc.
Bestandsaufnahme und Sichtung relevanter Quellen und Forschungsliteratur
Ggf. Interviews mit Expert*innen und Zeitzeug*innen
Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse aus den Recherchen
Zusammenstellung der Ressourcen als thematische Materialsammlung in digitaler Form
2. Das Verfassen eines analytischen Fachartikels zu postkolonialen Asiatisch-Deutschen Präsenzen in Berlin in Ko-Autor*innenschaft (30.000 Zeichen inklusive Leerzeichen)
Die komplette Stellenausschreibung inkl. Bewerbungsprofil, was Dich bei uns erwartet und Informationen zum Bewerbungsverfahren findest Du hier:
I desire a new language of belonging. A who-are-you space to gather with others, rather than the biological ‛what’ am I. This new language finds the political in the personal, and it requires me to ask who am I in the face of any new race-making that might be taking place. Who in me is the slave, who the plantation owner, who the indentured labourer, the bounty keeper, who the collaborator, who the perpetrator, who the victim? Who am I othering, as I write, as I speak, as I travel, as I shop? What borders am I erecting, who am I when I don´t feel I have enough? (McWatts 2019: 233)
Im deutschen Kontext sind DNA-Testkits für den Privatgebrauch bisher im Vergleich zum angloamerikanischen Kontext noch nicht so populär. Die Gründe dafür sind nur zu vermuten, sei es die NS-Vergangenheit, die ein negatives deutsches Verhältnis zu Humangenetik per se geschaffen hat, oder auch die vorherrschende unkritische Zufriedenheit mit einer konstruierten und unhinterfragten weißen deutschen Identität bei der Mehrheit der Deutschen. In ihrem essayistischen Band Shame On Me. A memoir of race and belonging zeichnet die kanadische Autorin Tessa McWatt den Weg einer emotionalen Selbstfindung und kritisch-intellektuellen Selbstpositionierung nach, der mit den Ergebnissen von zwei DNA-Tests und einem Einfordern einer politisch-solidarischen Haltung zum aktuellen Weltgeschehen, endet. Sie beschreibt den Prozess von der Internalisierung von rassistischen „Othering“-Begegnungen („What are you?“), und einer schwierigen Rollenzuweisung in ihrer Familie (Ersatz für einen früh verstorbenen Bruder), hin zu Suchbewegungen außerhalb von ethnischen Kategorien. Sie offenbart einen Reflexionsprozess, in dem sie sich unabhängiger macht von Eindeutigkeit und von der Anerkennung anderer. Sie hadert mit der Verinnerlichung eines weißen kanadischen Mittelschichtshabitus und damit einhergehenden Ideen von Erfolg und sozialer Mobilität und sieht gleichzeitig die daraus für ihren Lebensweg entstandenen Privilegien.
Anhand ihrer Familiengeschichte, sie wurde 1959 in Georgetown, Guayana geboren, werden die hierarchischen Verflechtungen unterschiedlicher rassifizierter Gruppen der damaligen britischen Kolonie dargestellt, und daraus wird die Vielschichtigkeit ihrer eigenen Identität abgeleitet. Für den Anbau von Zuckerrohr wurden versklavte Arbeiter*innen aus Afrika, verarmte Arbeiter*innen (indentured workers) aus Indien, Südchina und Portugal nach Guayana gebracht und mussten auf den Plantagen schuften. Den White Frame der anglophonen Gesellschaften bezeichnet sie daher auch als Plantagen-Setting[1], aus dem es kaum möglich ist auszubrechen, da sich postkoloniale Kontinuitäten durch alle gesellschaftlichen Strukturen und Interaktionen ziehen. Die Titel der einzelnen Kapitel des Bands sind im Sinne der Idee von embodied knowledge einerseits und Kritik an der Desubjektivierung von Menschen durch rassistische Zuschreibungen andererseits, aufgeteilt: die Einleitung lautet „What are you?“ und enthält als Einstieg kurze Vignetten der (zum Teil vermuteten) Schicksale ihrer Vorfahrinnen, gefolgt von den Kapiteln „Nase“, „Lippen“, „Augen“, „Haare“, „Arsch“, „Knochen“, „Haut“ und „Blut“. Das Abschlusskapitel lautet „Double Helix“[2] und enthält neben den DNA-Testergebnissen ein Plädoyer gegen die Absurdität von Rassifizierung.
Tessa McWatts Ururgroßvater väterlicherseits, dem sie ihren schottischen Familiennamen verdankt, war ihrer Vermutung nach ein Plantagenaufseher, eine Repräsentationsfigur von weißer Macht im kolonialenbritischen Governance-Régime. Ihre Ururgroßmutter wurde versklavt und vom afrikanischen Kontinent nach Guayana gebracht, und die Autorin unterstreicht kontinuierlich ihre Fragezeichen hinsichtlich der Freiwilligkeit der sexuellen Beziehung zwischen dem Aufseher und ihr. Sie führt dabei die historischen Aufzeichnungen eines Kolonialbeamten an, der mit lateinischen Abkürzungen die Inhalte von hunderten seiner „Dates“ mit versklavten Frauen dokumentierte und bewertete. Mit dieser Dokumentation als Referenz verweist sie auf die Normalität von sexueller und rassifizierter Gewalt in den kolonialen Plantagengesellschaften. Die Großmutter mütterlicherseits der Autorin hatte chinesische Vorfahr*innen und auch ihr ist sexuelle Gewalt widerfahren, laut einer Erzählung der Mutter der Autorin. Unterschiedliche Familienmitglieder hatten aufgrund unterschiedlicher Hautfarben und sozialer Klassen, unterschiedliche Zugangschancen zu Arbeitsplätzen in der Kolonie. Familienfotos visualisieren die beschriebenen „ethnisch gemischten“ Familienkonstellationen. Der Vater der Autorin kam aus armen Verhältnissen, schaffte es aber Geld zu sparen und Veterinärmedizin in Kanada zu studieren. Als die Lage aufgrund von rassistischen Pogromen in Guayana zunehmend angespannter wurde, folgte die Autorin im Alter von drei Jahren mit ihrer Schwester, Mutter und Großmutter ihrem Vater nach Kanada. Ihr Großvater konnte erst Jahre später in einer psychisch fragilen Verfassung nachgeholt werden, er konnte nicht mehr sprechen und war nur noch ein Geist seiner selbst.
Herausragend an dem Buch ist die Multidimensionalität der Verortung und Reflexion der Autorin. Sie spricht in einem Atemzug über rassistische Fremdzuschreibungen und Selbstethnisierung, bzw. ihre eigene unbewusste Ethnisierung von Familienmitgliedern bei ihrer Suche nach einem Ort der Zugehörigkeit. Sie verfolgt den postkolonialen Nachhall der Identitäten ihrer Familienmitglieder im kolonialen Britisch Guayana bis in die Gegenwart und in ihren Lebensalltag in Kanada, später in London und auch auf ihren Reisen in die Karibik, nach Südamerika, Afrika und Asien. Je nach Situation und Kontext, wird sie als lokal, „fremd“, als weiß, Asiatisch oder Schwarz gelesen, und sie reflektiert dann über den jeweiligen Marginalisierungs- bzw. Privilegierungseffekt, der daraus resultiert. Sie nimmt die rassistischen Diskurse und deren Auswirkungen auf sie selbst und die Körper rassifizierter Frauen per se als Beispiel und zeigt dabei deren Exotisierung, Hypersexualisierung und Objektivierung und ihre eigene Vulnerabilität in dieser Hinsicht, auf.
Mit persönlichen Beispielen, beispielsweise hinsichtlich ihrer Auswahl an Männern, die sie für ihre Liebesbeziehungen im Verlauf ihres Lebens ausgewählt hat, zeigt sie einen Prozess auf, in dem sie sich von einer Orientierung am weißen Status Quo, über die Suche nach einer Schwarzen Identität über eine Beziehung zu einer Person, die fest in einer Schwarzen Community zuhause ist, hin zu einer Psychoanalyse bewegt. Mit dieser Analyse schafft sie es, von einer Selbstverortung als nicht ausreichendem „Ersatz für den verstorbenen Bruder“ und einem „Mangel“ an Identität wegzukommen. Für ihre psychoanalytische Perspektive denkt sie mit Fanon, aber auch Jung und Freud, und stellt die gängigen Kategorien von „hell“ und „dunkel“ in der Psychoanalyse einerseits in Frage und verweist auf die Notwendigkeit zum Teil mit gegebenen Konzepten zu arbeiten.
Ein anderes wiederkehrendes Thema, ist die Frage nach dem Versuch sich trotz rassistischer Gesellschaftsstrukturen oder gerade aufgrund der Entbehrungen, die ihr Vater für sie durch die Migration nach Kanada auf sich genommen hat, mehr zu leisten und zu schaffen als der Durchschnitt. Sie vergleicht dabei ihren Lebenslauf mit dem ihrer Geschwister, ihr Bruder ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und ihre Schwester ist Richterin geworden. Dann schaut sie auf die nächste Generation, die leiblichen und adoptierten Kinder ihrer Geschwister, um im Verlauf der Zeit nachzuvollziehen, welche Rolle phänotypische Aspekte für rassistische Zuschreibungen und soziale Hierarchien spielen. Ihre Analysen sind immer historisch verankert und intersektionell, machtkritisch und mit Referenzen versehen und daher in der Verbindung von größeren Diskursen und Analysen mit individuellen Beobachtungen und Erlebnissen überzeugend.
Im Vergleich, beispielsweise zu Ocean Vuongs[3] autobiographischem Roman On Earth We’re Briefly Gorgeous. A Novel, der im gleichen Jahr, 2019, erschienen ist, ist in Tessa McWatts Band die Sicherheit der gebildeten Mittelschichtsfamilie als Ausgangspunkt zu spüren, die ökonomische Stabilität, die Rassifizierungseffekte punktuell abfedern kann. Sie ist (zumindest in den in dieser Hinsicht relevanten beschriebenen Situationen) heterosexuell und es bleibt ihr daher eine Ebene der Diskriminierung und Identitätssuche erspart, die für Vuongs queeren Protagonisten mit im Zentrum steht. Sie berichtet über sprachliche und „epistemische Gewalt“ in ihrem Lebensumfeld seit ihrer Kindheit, aber nicht über unmittelbare physische, wie sie für Ocean Vuong präsent ist. Die Vergewaltigungen ihrer Ururgroßmutter väterlicherseits und Großmutter mütterlicherseits, die zu Beginn als Vignette erwähnt werden, tauchen im Verlauf des Bands immer wieder auf und werfen einen unübersehbaren Schatten aus der Vergangenheit; gleichzeitig findet jedoch auch eine intergenerationelle Kommunikation zwischen Großmutter und Enkelin, Mutter und Tochter statt, die auch wie ein Heilungsprozess gesehen werden kann im Vergleich zu Ocean Vuongs Sprachlosigkeit gegenüber seiner Mutter und Großmutter zu deren Lebzeiten. Auch Ocean Vuong denkt über die rassifizierten und geschlechtsspezifischen Gewaltdynamiken nach, mit der weiße DNA über einen US-amerikanischen Soldaten in seine Familiengeschichte gekommen ist. Seine Großmutter war in Vietnam gezwungen, als Sexarbeiterin ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ist in dem Kontext schwanger geworden.
Für den Vergleich zwischen Tessa McWatts und Ocean Vuongs autobiographischen Zugängen ist dann auch die Generationenfrage und eine unterschiedliche Distanz zu bestimmten Lebensphasen mitzudenken. Während Ocean Vuongs 1988 in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam geboren wurde, und seine Jugend noch nicht so lange her ist, und er die Atmosphäre der Erlebnisse dieser Zeit auf emotional eindrückliche und oftmals beklemmende Art aus der Perspektive einer Romanfigur beschreibt, hat Tessa McWatt bereits eine psychoanalytisch reflektierte intellektuelle Distanz zu vielen erlebten Situationen im längeren Verlauf ihres Lebens für sich hergestellt. Dementsprechend sind die einzelnen Situationen beispielsweise von Diskriminierung als eine bereits verarbeitete und somit abgeschlossene Angelegenheit beschrieben und es ist ihr vermutlich leicht gefallen aus der unmittelbaren Ich-Perspektive zu schreiben. Ocean Vuong und Tessa Watt teilen das bewusste Abschütteln von Scham über ihre Herkunft und ihre Identitäten außerhalb von weißen Mittelschichtsnormen. Sie teilen auch das Gefühl der Notwendigkeit der konsequenten und kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Identität angesichts der Sterblichkeit ihrer Mütter, mit deren (drohendem) Tod einerseits Wissen insbesondere über familiäre Migrationsgeschichte(n) und Ereignisse vor der Migration, und vor allem sie selbst als emotionales Gegenüber, zu verschwinden drohen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Shame On Me ist eine politische Reflexionsanleitung über Marginalisierung, Privilegien und das emotionale und intellektuelle Abschütteln von jeglichen Rassifizierungskategorien.
Tessa McWatt (2021): Shame On Me. A memoir of race and belonging, Scribe Publications: London, 260 Seiten, ISBN-13: 9781913348229; ISBN-10: 1913348229
[1] Im deutschen Kontext ist 2008 das Buch Plantation Memories. Episodes of Everyday Racism – Kurzgeschichten in englischer Sprache von Grada Kilomba, erschienen, in dem sie auch das „Plantagen-Setting“ aufgreift, um auf strukturellen Rassismus und dessen Erscheinungsformen und Reproduktion im Alltag zu verweisen.
[2] Double Helix ist die Beschreibung der Struktur eines DNA-Molekuls.
[3] Sein vietnamesischer Name lautet Vương Quốc Vinh.
Am 4. und 5. Februar 2022 wird das MEGA Team für korientation bei der Asian German Studies Tagung in Tübingen dabei sein, die von Prof. Dr. You Jae Lee und Dr. Kien Nghi Ha (Universität Tübingen) für die deutsche Forschungslandschaft organisiert wird. Weitere Infos zum Programm findet Ihr auf der Webseite!
von Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer, Christopher Nguyen
Antiasiatischer Rassismus existiert nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Basierend auf tatsächlichen und imaginierten Besuchen Asiens,[1] haben seit dem 13. Jahrhundert Europäer*innen Narrative konstruiert und verbreitet, die bis heute wirkmächtig sind. In ihnen erscheinen Asiat*innen als „anders“, „exotisch“ und „gefährlich“.[2] Auch in Deutschland lässt sich anhand von historischen Beispielen eine klare Kontinuität und Systemimmanenz von antiasiatischem Rassismus aufzeigen.[3]
So wurde beispielsweise die Errichtung der deutschen Kolonie Kiautschou 1897 zeitgenössisch mit der angeblichen Überlegenheit der Deutschen gegenüber den Chines*innen innerhalb eines rassistischen Systems und dem Ziel der christlichen Missionierung und sogenannten Zivilisierung „im Namen einer höheren Gesittung“ legitimiert.[4] Wenige Jahre später, am 27. Juli 1900, argumentierte Kaiser Wilhelm II. in seiner „Hunnenrede“ zum Abschied deutscher Marinesoldaten, die zur Bekämpfung des „Boxeraufstands“ (1899–1901) nach China geschickt wurden, dass die Chines*innen mit ihrem Akt des Widerstands gegen die Kolonialmächte ihr Recht auf Leben verwirkt hätten. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialist*innen waren auch die damals in Deutschland lebenden Chines*innen unmittelbar von der NS-Rassenpolitik betroffen: Sie wurden ausgewiesen oder in Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager verschleppt und dort ermordet.[5]
Als schwerwiegendste Fälle antiasiatischer Gewalt nach 1945 sind die Pogrome in Hoyerswerda 1991 und Rostock-Lichtenhagen 1992 in das kollektive Gedächtnis asiatischer Deutscher eingegangen. Wohngebäude, in denen eine größere Anzahl von Vietnames*innen lebte, wurden unter den Augen applaudierender Zuschauer*innen von gewalttätigen Rechtsradikalen angegriffen. Die Polizei wartete in beiden Fällen tagelang, bis sie geringfügig eingriff. Die verantwortlichen Politiker*innen kapitulierten vor der rechten Gewalt und ließen in beiden Fällen die Angegriffenen evakuieren, statt für die Verhaftung der Angreifer*innen zu sorgen. Die Pogrome von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen sind dabei nicht nur als eine Folge der Vereinigungspolitik einzuordnen, sondern als Ausdruck einer kontinuierlichen Existenz von Rassismus in der deutschen Bevölkerung.[6]
Eine Anerkennung dieser spezifischen Form struktureller Diskriminierung erfolgte jedoch erst in jüngster Zeit. Beispielsweise sind die rassistisch motivierten Morde an Nguyen Ngọc Chau und Do Anh Lan, die am 20. August 1980 in Hamburg bei einem von Rechtsterroristen verübten Brandanschlag starben, bis heute kaum bekannt.[7] Während die Pogrome in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen noch als situationsbezogene „Fremdenfeindlichkeit“ gegenüber „Ausländer*innen“ galten, wird im Kontext der Corona-Pandemie, die weltweit mit steigender rassistischer Diskriminierung und Übergriffen auf asiatisch gelesene Menschen einherging, nun vermehrt über antiasiatischen Rassismus in Deutschland gesprochen.
Asiatisch gelesene Menschen in Deutschland sind in widersprüchlicher Weise sowohl von positivem als auch negativem Rassismus betroffen. Einerseits werden sie vielfach als „Vorzeigemigrant*innen“ beschrieben und gegen andere (post)migrantische Gruppen ausgespielt; andererseits werden sie als homogene Masse dargestellt, von der eine Gefahr für die Weiße[8] Mehrheitsgesellschaft ausgehe. Antiasiatischer Rassismus in Deutschland umfasst unterschiedliche Formen von Gewalt. Diese reichen von verbalen Mikroaggressionen über strukturelle Diskriminierung bis hin zu körperlichen Angriffen und Morden. In Kitas und Schulen werden Kinder in Lehrbüchern und bei Festen mit rassifizierten Missrepräsentationen von „asiatischen Körpern“ und „asiatischer Kultur“ konfrontiert.[9] Dabei unterscheiden sich die in Populärkultur und medialer Berichterstattung weit verbreiteten rassifizierten Zuschreibungen auch nach Geschlecht: So werden asiatisch gelesene Frauen sexualisiert, exotisiert und infantilisiert, Männer dagegen desexualisiert und feminisiert.[10]
Diese bereits bestehenden Muster verstärkten sich im Kontext der Corona-Pandemie. So berichten asiatisch gelesene Menschen vermehrt von körperlichen Übergriffen im öffentlichen Raum und fühlen sich physisch und sozial gemieden.[11] Um diese und ähnliche Entwicklungen wissenschaftlich zu erfassen, sammelt das Kooperationsprojekt „Soziale Kohäsion in Krisenzeiten. Die Corona-Pandemie und anti-asiatischer Rassismus in Deutschland“ seit August 2020 Daten über die gesellschaftliche Wahrnehmung von asiatisch gelesenen Menschen und die Auswirkungen der Pandemie auf diese Wahrnehmungen. Unser Beitrag nutzt die Ergebnisse einer dabei Ende August 2020 umgesetzten Umfrage, um antiasiatischen Rassismus in Deutschland anhand von aktuellen Beispielen zu skizzieren, diese mit historischen Entwicklungen zu verknüpfen sowie Leerstellen hinsichtlich der Prävention, Dokumentation und Bekämpfung von antiasiatischem Rassismus in Deutschland aufzuzeigen.[12]
Geschichten asiatischer Migration
Asien ist der größte und einwohnerstärkste Erdteil, der durch eine Vielzahl von Migrationsströmen geprägt ist. Daher stellt sich die Frage, von wem die Rede ist, wenn wir über „Asiat*innen“ sprechen. Menschen aus Westasien, etwa aus Iran, werden in Deutschland eher als muslimisch denn als asiatisch wahrgenommen, Menschen aus Zentralasien eher mit der ehemaligen Sowjetunion verknüpft. Hinsichtlich des antiasiatischen Rassismus unterscheiden sich die Stereotypen und Vorurteile wiederum zwischen Südasien (zum Beispiel Indien), Südostasien (zum Beispiel Indonesien) und Ostasien (zum Beispiel China). Antiasiatischer Rassismus ist dabei kontextabhängig – er unterscheidet sich etwa in Großbritannien und Deutschland – und historisch gewachsen. Vielfach wird er über einzelne, medial präsente Herkunftsländer vermittelt. Auf die Frage, welche Gruppen man mit Personen aus Asien verbinde, antworteten in unserer Befragung 75 Prozent der Befragten mit Personen aus China, 46 Prozent mit Personen aus Japan und 13 bis 15 Prozent jeweils mit Personen aus Thailand, Südkorea, Indien und Vietnam. Westasiatische Länder wie Iran und Afghanistan wurden von weniger als zwei Prozent genannt und nur geringfügig mit Asien assoziiert.
Die potenziell von antiasiatischem Rassismus betroffene soziale Gruppe in Deutschland besteht aus unterschiedlichen Generationen und ist heterogen in Hinsicht auf sozioökonomische Hintergründe und Migrationsgeschichten. Die beiden Gruppen, die am ehesten mit Ländern aus Asien verbunden wurden, sind dabei nicht die zahlenmäßig stärksten Gruppen – Personen aus Japan sind zahlenmäßig deutlich weniger vertreten als Personen aus Vietnam (Tabelle).
Ein wichtiger Teil asiatischer Migrationsgeschichten ist die staatlich organisierte Arbeitsmigration in die Bundesrepublik seit Ende der 1950er Jahre. Neben einigen Hundert japanischen und 8.000 koreanischen Bergarbeitern immigrierten ab 1966 auch mehr als 10.000 koreanische Krankenschwestern. Weitere Krankenschwestern aus Indien, Indonesien und den Philippinen folgten.[13] Als sich nach dem Anwerbestopp 1973 die Rücksendeabsicht der Bundesregierung abzeichnete, erkämpfte die Koreanische Frauengruppe in Deutschland mit einer Unterschriftenaktion 1978 erfolgreich ihr Bleiberecht.[14] Seit dem 1. März 2020 werden im Rahmen des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes medizinische Pflegekräfte aus den Philippinen und Vietnam angeworben, erneut ohne die rechtliche Perspektive auf dauerhafte Niederlassung. Die Geschichte der Diskriminierung asiatischer Arbeitsmigrant*innen droht, sich zu wiederholen.
Zusätzlich migrierten vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und der vietnamesischen Wiedervereinigung ab 1975 über 40.000 Geflüchtete aus Vietnam in die Bundesrepublik. Tausende waren mit Booten über das Südchinesische Meer geflüchtet und wurden daher als „Boat People“ bezeichnet. Als Kontingentflüchtlinge erhielten sie und nachgezogene Familienmitglieder einen unbefristeten Aufenthaltstitel.[15]
Ein weiterer Teil kollektiver vietnamesischer Migrationsgeschichte ist die von der DDR staatlich organisierte Arbeitsmigration ab 1980. Die Vertragsarbeiter*innen, darunter ein Drittel Frauen, waren im Maschinenbau sowie in der Leicht- und Schwerindustrie beschäftigt. Sie sollten, ähnlich wie die Arbeitsmigrant*innen in der Bundesrepublik, für eine festgelegte Zeit dort arbeiten und sich nicht dauerhaft niederlassen. 1989 lebten und arbeiteten fast 60.000 vietnamesische Vertragsarbeiter*innen in der DDR. Bilaterale Abkommen wurden in geringerem Umfang auch 1982 mit der Mongolei sowie 1986 mit China und Nordkorea abgeschlossen.[16] Nach der Wende blieben knapp ein Drittel der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in Deutschland, viele von ihnen kämpften jahrelang um Aufenthaltsgenehmigungen und ihre Existenzsicherung, bis 1997 mit der zweiten Bleiberechtsregelung im deutschen Ausländergesetz eine rechtliche Grundlage dafür geschaffen wurde.[17]
Die Geschichte der chinesischen Communities in Deutschland ist insbesondere für die Metropolen Hamburg und Berlin seit dem Ende des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Um 1900 arbeiteten mehrere Tausend chinesische Heizer und Seeleute auf deutschen Dampfschiffen und ließen sich ab 1919 in Hamburg nieder, eröffneten Geschäfte, Restaurants und gründeten Familien. In den 1920er und 1930er Jahren studierten prominente chinesische Intellektuelle wie zum Beispiel der spätere Premierminister Zhou Enlai in Berlin.[18] Nach dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in der Volksrepublik China unter Deng Xiaoping kamen ab 1980 immer mehr chinesische Studierende nach Berlin, gegenwärtig stellen Chines*innen an vielen deutschen Universitäten die größte Gruppe an ausländischen Studierenden.[19] Zudem leben Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen und Geschäftsleute aus der Volksrepublik, Taiwan und Hongkong insbesondere in Berlin und haben dort Strukturen zur kulturellen Selbstrepräsentation wie das „Times Art Center“ etabliert, die für die Etablierung von Gegenperspektiven zu rassistischen Narrativen notwendig sind.
Antiasiatischer Rassismus und Covid-19
Die Verstärkung von antiasiatischem Rassismus im Kontext der Corona-Pandemie lässt sich vor dem Hintergrund (post)kolonialer Narrative zu „Asien“ historisch einordnen. Seit dem 19. Jahrhundert wird die „Gelbe Gefahr“ mit der Entstehung und Verbreitung von Epidemien wie der Pest, in der jüngeren Vergangenheit mit Infektionskrankheiten wie Sars (severe acute respiratory syndrome) verknüpft.[20] Das biologisch-medizinische Phänomen einer Pandemie wird rassifiziert und kulturalisiert; Ess‑, Wohn- und Hygienegewohnheiten werden als Teil einer imaginierten „asiatischen Kultur“ für die Entstehung und Verbreitung von Pandemien verantwortlich gemacht. Der historische und der aktuelle Diskurs unterscheiden sich jedoch in einem Aspekt: Während China früher als „traditionell“, „unzivilisiert“ und „unterentwickelt“ eingeordnet wurde, wird das Land inzwischen als eine für Europa ökonomisch, geopolitisch und technisch gefährliche Konkurrenz bewertet.[21]
Wenn also der „Spiegel“ seine Ausgabe zur Corona-Pandemie am 1. Februar 2020 mit dem Schriftzug „Made in China. Wenn die Globalisierung zur tödlichen Gefahr wird“ in gelber Farbe betitelt, drängen sich Vergleiche zu kolonialen Narrativen unmittelbar auf. Ähnliche Zuschreibungen erfolgten auch in anderen deutschsprachigen Medienbeiträgen zu Covid-19 implizit oder explizit.[22] Auf der Straße und im Internet wird asiatisch gelesenen Menschen zudem willkürlich ein „Chinesischsein“ zugeschrieben, um sie auf eine vermeintlich niedrigere soziale Position zu verweisen beziehungsweise ihnen eine Existenz in Deutschland abzusprechen. Auch die Erinnerungstafel für chinesische NS-Opfer in der Hamburger Schmuckstraße, in deren Nachbarschaft sich in den 1920er und 1930er Jahren das „Chinesenviertel“ Hamburgs befand, wurde nach dem Beginn der Corona-Pandemie von Unbekannten stark beschädigt.[23] Als Reaktion auf diese antiasiatischen Narrative und Übergriffe bildete sich aber auch medialer Widerstand. So ging beispielsweise im Mai 2020 die von asiatisch gelesenen Menschen initiierte interaktive, digitale Plattform „Ich bin kein Virus“ online.[24]
Die seit dem Beginn der Pandemie von asiatisch gelesenen Menschen erlebten Ausgrenzungen sind keine Einzelfälle. So ist es in Anbetracht der stark auf China fokussierten medialen Diskussion nicht überraschend, dass etwa 29 Prozent der Befragten die Verantwortlichkeit für die Corona-Pandemie zumindest teilweise in Asien – und dort insbesondere in China – sehen. Diese Einschätzung kann nicht ohne weitere Informationen als antiasiatischer Rassismus eingestuft werden, weist jedoch auf eine deutliche Verknüpfung der Pandemie mit Asien hin. Eine explizitere Verbindung zwischen negativen Stereotypen und zugeschriebener Verantwortlichkeit zeigt sich in der Annahme, dass asiatische Essgewohnheiten, etwa der vermutete Konsum von Fledermäusen, und mangelnde Hygienebedingungen, zum Beispiel durch sogenannte wet markets, auf denen Obst und Gemüse, frisch hergestellte Lebensmittel wie Nudeln, Sojaprodukte und Brotfladen, Fisch und Fleisch, zum Teil auch lebendes Geflügel und Seetiere verkauft werden, zum Ausbruch der Pandemie geführt hätten. Diese Wahrnehmung haben immerhin zehn Prozent aller Befragten.
In unserer Umfrage zeigte sich zudem, dass asiatisch gelesene Menschen (weiterhin) oft als „Vorzeigemigrant*innen“ wahrgenommen werden. Während wir substanzielle Differenzen in der Wahrnehmung von muslimischen Menschen und Deutschen ohne Migrationshintergrund finden, gibt es grundsätzlich keinen statistisch sicheren Unterschied zwischen der Beurteilung von asiatisch gelesenen Menschen und Deutschen ohne Migrationshintergrund. Durch die Pandemie scheint sich dieses Verhältnis zu ändern. So zeigen unsere Ergebnisse, dass Menschen, die die Verantwortung für die Pandemie in Asien verorten, asiatisch gelesene Menschen auch innerhalb Deutschlands grundsätzlich negativer wahrnehmen. Obwohl dabei keine klare kausale Abfolge zwischen der Zuschreibung der Verantwortlichkeit und negativen Wahrnehmungen getestet werden konnte, legen die Ergebnisse nahe, dass der Kontext der Pandemie antiasiatischen Rassismus aktiviert oder zumindest sichtbar(er) gemacht hat.
Neben Veränderungen der allgemeinen Wahrnehmung von asiatisch gelesenen Menschen interessierte uns auch, inwiefern die Corona-Pandemie den alltäglichen Umgang miteinander verändert hat. Deshalb wurden auch Alltagssituationen analysiert, etwa die Platzwahl in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei wurden die Befragten mit der Situation konfrontiert, zwischen einem Platz neben einem asiatisch und einem als der „Normalbevölkerung“ angehörig gelesenen Menschen auswählen zu können.
Auch hier zeigte sich, dass die Corona-Pandemie das Verhalten der Menschen beeinflusst. Konfrontiert mit der Alltagssituation vor der Pandemie, wählten 51 Prozent aller Befragten den „asiatischen“ Sitznachbarn. Diese Auswahl lässt sich von einer zufälligen Entscheidung statistisch nicht unterscheiden, sodass – im Gegensatz zur Wahl anderer Sitznachbarn mit Migrationshintergrund[25] – keine klaren Ausgrenzungsmuster identifiziert werden können. Anders verhält es sich unter Corona-Bedingungen. Waren Menschen mit Masken abgebildet, wählten nur noch 46 Prozent aller Befragten den Sitzplatz neben den asiatisch gelesenen Menschen, sodass ein Vermeidungsverhalten identifiziert werden kann. Dieses Verhalten war besonders unter Menschen, die der AfD nahestehen, präsent. Sie bevorzugten unter Corona-Bedingungen zu fast 70 Prozent einen Weißen Sitznachbarn, während im Szenario ohne Maske dieser Anteil bei 53 Prozent liegt.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, wie widersprüchlich, heterogen, aber auch fragil und kontextabhängig die Wahrnehmung asiatisch gelesener Menschen in der deutschen Gesellschaft ist. Im Vergleich zu anderen (post)migrantischen Gruppen erleben sie weniger häufig direkte Ablehnung und Ausgrenzung und werden von der „Normalbevölkerung“ positiver wahrgenommen. Die Ergebnisse zeigen aber auch, wie unsicher dieser Zustand ist. Bestehende Vorurteile und Ablehnungen können in realen oder imaginären Krisensituationen schnell aktiviert werden und zu kleinen und großen Ausprägungen von antiasiatischem Rassismus führen.
Ausblick
Die strukturelle Basis von Rassismus in der deutschen Gesellschaft lässt vermuten, dass auch zukünftig mit Ausbrüchen kollektiver antiasiatischer rassistischer Gewalt gerechnet werden muss.
Das Fortwähren von rassifizierten Zuschreibungen und deren Wirkungsweisen lässt sich unter anderem auf den Mangel an inhaltlicher und personeller Diversität in Institutionen zurückführen. Dieser besteht insbesondere in Hinsicht auf die Repräsentation von asiatischer Migration in der Wissenschaft, in Bildungsinstitutionen und ‑formaten, in den Medien und in der Kultur. Ohne die Schließung dieser Leerstellen lässt sich auch keine Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber antiasiatischem Rassismus nachhaltig gestalten, da sich kein Grundwissen etablieren kann. Zudem wurde die deutsche Kolonialpolitik in China zwar zum Teil wissenschaftlich untersucht,[26] jedoch politisch nicht aufgearbeitet.
Knapp zwei Wochen nach den rassistisch motivierten Morden in Hanau am 19. Februar 2020 wurde beim elften Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt die Einrichtung eines Kabinettsausschusses gegen Rechtsextremismus und Rassismus beschlossen. Die Interessen der asiatisch-deutschen Communities sind durch den Verein „Korientation“ in der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen in diesem Ausschuss vertreten. Diese Vertretung ist ein erster Schritt einer Repräsentation auf der bundespolitischen Ebene.
Knapp eine Million asiatische Deutsche und Asiat*innen leben in Deutschland und sind potenziell von antiasiatischem Rassismus betroffen. Antiasiatischer Rassismus ist dabei nicht nur für asiatisch-gelesene Menschen relevant, sondern Teil und Symptom eines gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Systems. Dieses wird von hier lebenden Menschen vor dem Hintergrund eines spezifischen historischen Kontextes reproduziert. Die Verstärkung der Diskriminierung von asiatisch gelesenen Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie macht eine öffentliche Positionierung von politischen Handlungsträger*innen und letztlich jeder Person, die Zeug*in einer Diskriminierung wird, notwendig. Weitere Studien und eine systematische Dokumentation von antiasiatischem Rassismus sind zudem unabdingbar, um diesen wirkungsvoller bekämpfen zu können.
Wir danken Noa K. Ha und Jonas Köhler für die hilfreichen Anregungen und Kommentare zu diesem Beitrag.
Fußnoten
1 Die Begriffe „Asien“ und „asiatisch“ werden sowohl als Kenntlichmachung einer Imagination Europas bzw. als Fremdzuschreibung durch Europäer*innen und andere Personen als auch für Menschen genutzt, die sich selbst als „asiatisch“, „asiatische Deutsche“ oder „asiatisch-diasporisch“ bezeichnen.
2 Vgl. Michael Keevak, Becoming Yellow. A Short History of Racial Thinking, Princeton–Oxfordshire 2011.
3 Rassismus wird in diesem Beitrag nicht als persönliche oder politische Einstellung, sondern als „institutionalisiertes System, in dem soziale, wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen für weißen Alleinherrschaftserhalt wirken“, verstanden. Noah Sow, Rassismus, in: Susan Arndt/Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.), (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, Münster 2019, S. 37.
4 Zit. nach Mechthild Leutner/Harald Bräuner, „Im Namen einer höheren Gesittung“. Die Kolonialperiode, 1897–1914, in: Mechthild Leutner/Dagmar Yü-Dembski (Hrsg.), Exotik und Wirklichkeit. China in Reisebeschreibungen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 1990, S. 41–52.
5 Vgl. Kien Nghi Ha, Chinesische Präsenzen in Berlin und Hamburg bis 1945, in: ders. (Hrsg.), Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond, Berlin–Hamburg 2012, S. 280–287; Dagmar Yü-Dembski, Chinesenverfolgung im Nationalsozialismus. Ein weiteres Kapitel verdrängter Geschichte, in: Bürgerrechte & Polizei 3/1997, S. 70–76.
6 Vgl. Noa K. Ha, Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland, in: APuZ 28–29/2020, S. 30–34; Dan Thy Nguyen, Rechte Gewalt, die DDR und die Wiedervereinigung, in: Bengü Kocatürk-Schuster et al. (Hrsg.), Unsichtbar. Vietnamesisch-Deutsche Wirklichkeiten, Köln 2017, S. 6–23.
10 Zum aktuellen Kontext vgl. Sumi K. Cho, Converging Stereotypes in Racialized Sexual Harassment. Where the Model Minority Meets Suzie Wong, in: The Journal of Gender, Race and Justice 1/1997, S. 178–211. Zu historischen Entwicklungen vgl. Mechthild Leutner, „Schlitzäugige Schöne“ und „gehorsame Dienerin des Mannes“. Deutsche Bilder von chinesischen Frauen in der Kolonialperiode, in: dies./Marianne Bechhaus-Gerst (Hrsg.), Frauen in den deutschen Kolonien, Berlin 2009, S. 194–204.
12 Wir bedanken uns bei Jonas Köhler für die tatkräftige Hilfe bei der Kodierung.
13 Vgl. Urmila Goel, Wer sorgt für wen auf welche Weise? Migration von Krankenschwestern aus Indien in die Bundesrepublik Deutschland, in: Beate Binder et al. (Hrsg.), Care: Praktiken und Politiken der Fürsorge. Ethnographische und geschlechtertheoretische Perspektiven, Opladen 2019, S. 97–109; Florian Pölking, Schlaglichter auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ehemaliger koreanischer Bergarbeiter und Krankenschwestern in Deutschland, in: Yong-Seoun Chang-Gusko/Nataly Jung-Hwa Han/Arnd Kolb (Hrsg.), Unbekannte Vielfalt. Einblicke in die koreanische Migrationsgeschichte in Deutschland, Köln 2014, S. 42–69; You Jae Lee/Sun-ju Choi, Umgekehrte Entwicklungshilfe. Die koreanische Arbeitsmigration in Deutschland, in: Kölnischer Kunstverein et al. (Hrsg.), Projekt Migration, Köln 2005, S. 735–742.
15 Vgl. Phi Hong Su/Christina Sanko, Vietnamesische Migration nach Westdeutschland. Ein historischer Zugang, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 6–23.
16 Vgl. Mike Dennis, Vietnamesische Migration in den 1980er Jahren: Arbeiten in einem kommunistischen Paradies, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 78–97; Ann-Judith Rabenschlag, Arbeiten im Bruderland. Arbeitsmigranten in der DDR und ihr Zusammenleben mit der deutschen Bevölkerung, 15.9.2016, http://www.bpb.de/233678«.
17 Vgl. Karin Weiss, Vietnamesische „Vertragsarbeiter*innen“ der DDR seit der deutschen Wiedervereinigung, in: Kocatürk-Schuster et al. (Anm. 6), S. 111–125.
18 Vgl. Kien Nghi Ha, Chinesische Präsenzen in Berlin und Hamburg bis 1945, in: ders. (Hrsg.), Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond, Berlin–Hamburg 2012, S. 280–287.
19 Im Wintersemester 2018/2019 gab es an Hochschulen in Deutschland 42676 Studierende aus China. Vgl. Statista, Anzahl der ausländischen Studierenden an Hochschulen in Deutschland im Wintersemester 2018⁄19 nach Herkunftsländern, Oktober 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/301225«.
21 Vgl. Christos Lynteris, Yellow Peril Epidemics: The Political Ontology of Degeneration and Emergence, in: Franck Billé/Sören Urbansky (Hrsg.), Yellow Perils. China Narratives in the Contemporary World, Honolulu 2018, S. 35–59
25 So würden z.B. nur 44 Prozent aller Befragten einen Schwarzen statt einen Weißen Sitznachbarn auswählen. „Schwarz“ wird hier großgeschrieben, um auf die Selbstbezeichnung der Schwarzen Menschen in Deutschland und, ebenso wie beim Wort „Weiß“, auf die Konstruiertheit von Ethnizität zu verweisen.
26 Für einen Überblick vgl. Mechthild Leutner, Kiautschou: Deutsche „Musterkolonie“ in China?, in: Ulrich van der Heyden/Joachim Zeller (Hrsg.), „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft“. Berlin und der deutsche Kolonialismus, Münster 2005, S. 203–212.