BlogKulturProjekt MEGAVerein

Liebe korientation-Mitglieder, liebe Freund*innen,

seit der Gründung des Vereins 2008, suchen wir immer wieder nach Allianzen, vor allem mit anderen kri­ti­schen (post)migrantischen / dia­spo­ri­schen Communities. „Allein machen sie dich ein…“

Auf dieser Suche spielen immer die gegen­seitige Wertschätzung und Anerkennung ver­gan­gener poli­ti­scher Arbeit eine wichtige Rolle. Diese Wertschätzung drückt sich bei­spiels­weise darin aus, auf die anti­ras­sis­ti­schen Kämpfe der Pionier*innen in Deutschland zu ver­weisen, auf deren Schultern wir unsere Arbeit auf­bauen können.

In diesem Sinne arbeiten wir daran, für euch Orte zu schaffen, an denen Projekte und Allianzen initiiert, ver­handelt und los­ge­treten werden – empowernd und mit viel Spaß! Aktuell möchten wir euch ganz herzlich zum #AsianGermanFestival am 25. und 26. Juli ein­laden! Die AG Medienkritik bei kori­en­tation orga­ni­siert mit Unterstützung vom MEGA-Team für das Festival ein span­nendes Line-Up von Podcasts, Insta-Live-Beiträgen und anderen Formaten und stellt euch asia­tische und asiatisch-diasporische Akteur*innen und deren Arbeit in unseren Communities vor. Das Programm wird in den nächsten Tagen auf unseren Social-Media-Kanälen bekannt gegeben. Watch out!

Habt eine schöne Sommerzeit und bleibt wei­terhin gesund & soli­da­risch, viel­leicht sehen/hören wir uns beim #AsianGermanFestival!

Kimiko & das MEGA-Team

Ihr findet uns auch auf Facebook, auf Twitter und auf Instagram.

PS: Headerbild ©Christina Zhu, siehe mehr von ihren Arbeiten unter: http://christinazhu.de.

ALLIANZEN

Auf der Suche nach einer geeig­neten strategisch-politischen Selbstbezeichnung haben wir am 11. Juni eine Diskussion zu Begriffen und Positionierungen der Asiatisch-Deutschen und Schwarzen Deutschen Communities gemeinsam mit den neuen deut­schen orga­ni­sa­tionen (ndo) orga­ni­siert. Alle 100 Teilnehmer*innen-Plätze waren bereits nach zwei Tagen aus­ge­bucht und es befanden sich weitere 30 Personen auf einer Warteliste! Auf dem vir­tu­ellen Panel saßen Dr. Sun-Ju Choi (kori­en­tation), Saraya Gomis (EOTO), Dr. Noa K. Ha (Zentrum für Integrationsstudien, TU Dresden), und Saboura M. Naqshband (Berlin Muslim Feminists). Moderiert wurde die Diskussion von Ferda Ataman (ndo). Einen Bericht zur Diskussion werdet ihr bald auf unserer Website finden.

Auch auf Bundesebene bewegt sich kori­en­tation bewusst in Allianzen. Die Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO) hat einen Begleitausschuss von Expert*innen ein­ge­setzt, um den Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus kri­tisch zu begleiten. Diesen hatte die Bundesregierung im März – auch auf Druck der BKMO – ein­ge­setzt. kori­en­tation ist Mitglied bei der BKMO und wird in dem Begleitausschuss durch Sara Djahim ver­treten.

Im Verbund mit anderen Asiatisch-Deutschen Organisationen wie BAFNET in Berlin bereiten wir gerade einen Bericht an den UN-Antirassismusausschuss vor, mit dem Ziel, dass Asiatische Menschen explizit in die Liste der schutz­wür­digen Bevölkerungsgruppen im Zusammenhang mit ras­sis­ti­scher Diskriminierung auf­ge­nommen werden. Eine Aufnahme würde den recht­lichen Schutz bei Diskriminierung auf eine trans­na­tionale Ebene bringen und somit die Möglichkeit, poli­ti­schen Druck auf­zu­bauen, enorm erhöhen.

Im Kooperationsprojekt Mauergeschichten revi­sited bei der Stiftung Berliner Mauer, beteiligt sich kori­en­tation gemeinsam mit EOTO, dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg und Amaro Drom an der Diversifizierung der Perspektiven auf den Mauerfall in der musealen Vermittlungsarbeit. Seit dem 13. Juli recher­chiert Dr. Kien Nghi Ha für uns in dem Projekt aus Asiatisch-Deutscher Perspektive, die Ergebnisse fließen in das Curriculum der Ausbildung von Museumsguides an den vier Standorten der Stiftung in Berlin ein.

Und wer sind eigentlich die Asiatisch-Deutschen Aktivist*innen, auf deren Arbeit wir auf­bauen? Innerhalb weniger Tage sind fast 200 Vorbestellungen für die Neuauflage des Bands Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond bei uns ein­ge­gangen. In diesem Band findet ihr viel­fältige Antworten auf diese Frage. Wir und der Verlag Assoziation A sind über­wältigt, dass ein so großes Interesse an dem Band besteht! Die Neuauflage wird vor­aus­sichtlich im Oktober 2020 erscheinen und ein aktua­li­siertes Vorwort und zwei neue Beiträge ent­halten. Wenn ihr auch ein Exemplar vor­be­stellen wollt, könnt ihr das HIER machen.

AUS DEM VEREIN 

BEIRAT Die per­so­nelle Infrastruktur des Vereins wächst kon­ti­nu­ierlich. Wir haben inzwi­schen für kori­en­tation zwei Beiratsmitglieder gewinnen können, Dr. Noa K. Ha (DeZIM) und Sara Djahim. Noa berät uns im Bereich Wissenschaft/Politik und Sara im Bereich Lobbyarbeit auf der bun­des­po­li­ti­schen Ebene. Wir sind sehr glücklich, diese beiden Expert*innen für unsere Organisationsentwicklung und Repräsentationsarbeit an unserer Seite zu haben.

PUBLIKATION Und noch eine gute Neuigkeit: wir haben auf viel­fache Nachfrage hin die erste Publikation von kori­en­tation – nämlich Kataloge der Ausstellung Shared.Divided.United (2009) nach­be­stellt und sie sind endlich ange­kommen. Anfragen gern an info@korientation.de richten. 

Was geht bei MEGA

Das erste halbe Jahr unseres Projekts Media Empowerment for German Asians (MEGA) ist geschafft! Wir haben unsere bun­des­weiten und ber­lin­weiten Netzwerke aus­bauen können, und schaffen es kaum, allen Anfragen, die jede Woche bei uns im E‑Mail-Briefkasten ankommen, nach­zu­kommen. Was ist in den letzten Wochen gelaufen?
Wir haben bei­spiels­weise als Team an einem Methoden-Workshop von ju:an ‑Praxisstelle: Antisemitismus- und ras­sis­mus­kri­tische Jugendarbeit teil­ge­nommen, um uns auf Bedarfe unter­schied­licher Altersgruppen als Teilnehmende ein­zu­stellen und planen gerade einen wei­teren Workshop zur Organisationsentwicklung für unser Team und den korientation-Vorstand, um unsere Kommunikations- und andere Strukturen als wach­sende Organisation zu stärken.

Inhaltlich her­aus­for­dernde Fragen bewegen uns hin­sichtlich der kon­tro­versen medialen Diskussion um die Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem deut­schen Grundgesetz, bei der Erstellung von Beiträgen für die MEGA-Jahresbroschüre zum Thema „Why (media) repre­sen­tation matters“ und die Vorbereitung der drei MEGA-Seminare, die im Herbst ab September statt­finden werden. Die kon­kreten Termine und Seminarbeschreibungen werden bald auf unserer Website bekannt gegeben.

CC:COMMUNITY-CORNER

Wir haben seit einigen Monaten ein groß­ar­tiges ehren­amt­liches Medien-Team aka AG Medienkritik, das ständig wächst, und ohne deren Engagement bei­spiels­weise das #AsianGermanFestival nicht zustande gekommen wäre!

Gemeinsame Dokumentation „Corona-Rassismus“ in den Medien
Wir sammeln und doku­men­tieren wei­terhin ras­sis­tische Medienberichterstattungen auf der unserer Webseite.

Meldet uns pro­ble­ma­tische Medienberichte, die anti-asiatischen Rassismus beinhalten und wir fügen sie der Liste hinzu. Habt Ihr Interesse, selbst aktiv zu werden? Meldet Euch eben­falls gern per E‑mail. Alles an: medi­en­kritik (at) korientation.de.

+ Die Plattform „Ich bin kein Virus – Dein Netzwerk gegen Rassismus“ richtet sich an Betroffene ras­sis­ti­scher Übergriffe in Coronazeiten und an Unterstützer*innen. Ihr findet dort neben Erfahrungsberichten auch Beratungsstellen, Projekte, Initiativen und Einzelpersonen.

KORIENTATION EVENTS

25./26.07.2020 #AsianGermanFestival online!
Am Wochenende vom 25. und 26. Juli 2020 orga­ni­siert unser unglaub­liches ehren­amt­liches (sic!) Festivalteam bestehend aus Thea Suh, Thuy-Tien Nguyen, Linda, Victoria und Sandy Tran ein tolles Programm, um die viel­fältige Asianz und Asiatisch-Deutsche Community zu zeigen, sich zu ver­netzen und unsere Community einfach mal ein Wochenende lang auf Twitter, Instagram und Facebook zu feiern!

Programm unter: https://www.korientation.de/asiangermanfestival-2020/

Ihr könnt gern dabei sein – nutzt den Hashtag #AsianGermanFestival auf Twitter und Insta an dem Wochenende und/oder kon­tak­tiert unser Festivalteam via Email über asian­ger­m­an­fes­tival [at] korientation.de.

BEMERKENSWERT

+ Am 17.Juli startet die Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera, die kori­en­tation als Teil der Initiativgruppe sup­portet. „Wie divers ist die deutsch­spra­chige Film- und Fernsehbranche vor und hinter der Kamera? Wer ist wie hier reprä­sen­tiert und wer nicht? (…) Auf Basis der Ergebnisse von Vielfalt im Film sollen kon­krete Maßnahmen ange­stoßen werden, um die Entwicklung eines inklu­siven Arbeitsumfeldes in der Filmbranche vor­an­zu­treiben – damit alle Filmschaffenden und deren viel­fältige Erfahrungen, Ideen und Potentiale wert­ge­schätzt werden.“

+ Am 23. Juli hosted DAMN das Online-Event MAMA#2. Food & Feelings. “MAMA ist ein Raum, in dem Menschen mit asia­ti­schen Herkunftsbezügen monatlich zusammen kommen können, um sich online über ein vorher fest­ge­legtes Thema aus­zu­tau­schen. Diesen Monat geht’s um: Essen. Und unsere Gefühle dazu.“ Anmeldung per Mail an damn.mama@gmx.de, dann erhaltet ihr Link und Passwort.

+ CALL FOR ABSTRACTS: Vom 29.–30. Oktober 2020 wird die Tagung „Im Osten was Neues? Intersektionale– Migrantische– BIPoC Perspektiven auf 30 Jahre (Wieder-) Vereinigungsprozess in Ostdeutschland“ an der Hochschule Mittweida statt­finden.
Bis zum 15. August können noch Abstracts zu den Themen „Bewegungen, Kämpfe, (Selbst-)Organisierung und Lebenswelten“, „Organisationserfahrungen und –kultur von MSO in Ostdeutschland“, „Rassismus und Empowerment in Ostdeutschland“ sowie „Erinnerungskultur und Narrativen jen­seits der Mehrheitsgesellschaft“ ein­ge­reicht werden.
Anfragen und Abstracts bitte an: Prof. Dr. Asiye Kaya (Projektleiterin), kaya@hs-mittweida.de; Phuong Thúy Nguyen (Wissenschaftliche Mitarbeiterin), nguyen@hs-mittweida.de.

+ Bis zum 15.08. könnt ihr euch für den Filmworkshop AB-UND-ZU-GEHÖRIGKEITSANGELEGENHEITEN mit Pimpaka Towira und dem Kollektiv un.thai.tled anmelden. Der Workshop findet fort­laufend an Wochenenden statt (05.09.2020 – 03.10.2020).

+ Vom 14. ‑15. August findet das Korean Screen Culture Virtual Symposium 2020 online statt. Für Nachfragen und Anmeldungen kon­tak­tiert bitte Dr Ji-yoon An: ji-yoon.an@uni-tuebingen.de

+ Vom 9. Juli bis 30. September 2020 findet die Online-Ausstellung GEN Y statt: „GEN Y presents art­works from Chinese artists born after 1980. GenY deals sub­stan­tially with infor­mation, cognitive issues at large, and tech­nology. Interdisciplinary pro­jects related to urgent matters like climate change, ecology, or big data are some of the issues at stake in this show.”

Bleibt mit uns in Kontakt und schreibt uns, wenn Ihr Ideen und Anregungen für unsere Arbeit habt oder etwas in unseren Newsletter auf­nehmen lassen wollt!

Den nächsten Newsletter gibt’s dann Anfang nächsten Monat!

BlogProjekt MEGAVerein

Liebe korientation-Mitglieder, liebe Freund*innen,

grade haben wir es geschafft, uns im Kontext des erstar­kenden anti-asiatischen Rassismus eini­ger­maßen zu sammeln, uns mit anderen Asiatisch-Deutschen Initiativen, neuen Projekten und Einzelpersonen zu con­necten, Support Ressourcen zu sammeln, mit unserer Kritik nach außen zu gehen und uns bereit gemacht Forderungen zu for­mu­lieren…

… da kam schon wieder alles anders.

Dieses Jahr hat die Polizei in den USA bereits 462 Menschen getötet, davon waren 98, also knapp jede fünfte Getötete Person, Schwarz. Mit den letzten drei Morden an Ahmaud Arbery, Breonna Taylor und George Floyd ist das Fass nun end­gültig über­ge­laufen. Polizeigewalt ist auch in Deutschland ein Problem, von dem ins­be­sondere Schwarze und mus­li­misch gelesene Menschen negativ betroffen sind und das hier­zu­lande gerne tot­ge­schwiegen wird. Seit letzter Woche gibt es nun aber in Berlin ein Antidiskriminierungsgesetz (LADG), das Betroffene gegenüber Ämtern und Behörden, wie der Polizei schützen soll. CDU und Polizeigewerkschaften finden das nicht so gut, aber wen wundert das, nach all den Skandalen um insti­tu­tio­nellen Rassismus in Ermittlungsbehörden, wie bei den NSU-Morden, dem Fall Oury Jalloh in Dessau oder 1992 bei den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen.

Tödliche Polizeigewalt und Corona-Rassismus sind zwei sehr ver­schiedene Seiten eines Spektrums, das sich gegen einen ras­si­fi­zierten „Anderen“ wendet. Diese Rassismen finden auf unter­schied­lichen struk­tu­rellen Ebenen, in unter­schied­lichen Bereichen, mit unter­schied­lichen geschicht­lichen Kontexten und in unter­schied­lichen Funktionen statt. Sie sind oftmals geschlechts­spe­zi­fisch und vari­ieren auch entlang anderer Diskriminierungskategorien. Im Vergleich zu anderen von Rassismus negativ Betroffenen, aber auch innerhalb und zwi­schen unseren „asia­ti­schen“ Communities sind Privilegien ungleich ver­teilt.

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, darüber mit­ein­ander zu sprechen, von­ein­ander zu lernen, unsere eigenen ver­in­ner­lichten Rassismen zu ver­lernen, gemeinsam auf­stehen und uns und andere BIPoC in ihren Kämpfen zu unterstützen!

Bleibt gesund & solidarisch!

Sina & das MEGA-Team

Ihr findet uns auch auf Facebook, unserer Webseite und auf Instagram.

PS: Headerbild ©Hân Lê, siehe mehr von ihren Arbeiten unter https://tnhanle.cargo.site 

­ ­RASSISMUS, MEDIEN, SOLIDARITÄT

Asian4BlackLives_Kalaya’an Mendoza @kalamendoza

Corona und Rassismus

WIR ÜBER DIE MEDIEN Gemeinsam mit unserem ehren­amt­lichen, dafür umso kras­seren Team aus Medienaktivistinnen – shout outs an 🙌 Thuy-Tien Nguyen 🙌, 🙌 Victoria 🙌, 🙌 Linda🙌 und 🙌 Thea Suh 🙌 – haben wir in den letzten zwei Monaten unseren Mund zu pro­ble­ma­ti­scher Medienberichterstattung zum Thema COVID-19 auf­ge­macht. Das Ergebnis findet Ihr auf unserer „Corona-Rassismus“ in den Medien-Sammlung, vor allem auch auf Twitter.

DIE MEDIEN ÜBER UNS Auch inter­essant: Nachdem sich die Fälle von anti-asiatischem Rassismus gehäuft haben, wurden wir vom korientation-Team immer wieder zu Statements und unseren Diskriminierungserfahrungen ange­fragt. Wir und das Medienteam haben also einige Interviews gegeben und uns an Diskussionen beteiligt, in denen wir ver­sucht haben, den Blick
weg vom Bild von Rassismus als indi­vi­duelle, zwi­schen­mensch­liche Erlebnisse hin zu Rassismus als struk­tu­relles Problem und Asiatisch-Deutschen Widerstand zu lenken. Seit Dienstag ist nun auch der Artikel „Asiatische Menschen in Deutschland: Wenn selbst der Rassismus „unsichtbar“ bleibt…“ auf unserer Website ver­öf­fent­licht. Mit diesem Artikel blicken wir aus einer Asiatisch-Deutschen Perspektive auf his­to­rische Kontexte und Kontinuitäten von anti-asiatischem Rassismus und äußern unsere Wünsche an Institutionen, Medien, Einzelpersonen und uns selbst.

VERNETZUNG: Die Supportplattform „Ich bin kein Virus – Dein Netzwerk gegen Rassismus“ ist nach wochen­langer unbe­zahlter Arbeit nun live. Die Seite richtet sich an Betroffene ras­sis­ti­scher Übergriffe in Coronazeiten und an Unterstützer*innen. Ihr findet dort neben Erfahrungsberichten auch Beratungsstellen, Projekte, Initiativen und Einzelpersonen und könnt selber ergänzen, wenn Ihr denkt, da fehlt noch was. Wir freuen uns, dass wir der Seite mit unserer Anschrift ein digi­tales Zuhause geben dürfen und haben großen Respekt vor dem Ich bin kein Virus-Team, das für alles, was es bisher getan hat, die ein oder andere Spende absolut verdient! 

Polizeigewalt und Black Asian Solidarity

Für einen trans­na­tio­nalen Austausch zum Thema Polizeigewalt und Solidarität zwi­schen Schwarzen und asia­tisch gele­senen Menschen hat die Gruppe DAMN Anfang Juni zum digi­talen Talk Black Asian Solidarity ein­ge­laden. Im Talk wurde die Hilfsorganisation KOP-Berlin und das Community-basierte Bildungs- und Empowerment-Projekt für Schwarze, Afrikanische und Afrodiasporische Menschen EOTO e.V. vor­ge­stellt, danach in Kleingruppen zu Fragen des soli­da­ri­schen Handelns dis­ku­tiert. Weitere Schritte sind geplant und wir freuen uns darauf, uns weiter aus­zu­tau­schen. Checkt auch die DAMN Facebook Gruppe, in der Ihr Euch an ver­schie­denen AGs betei­ligen könnt, wenn Ihr Bock habt, aktiv zu werden.
 
Wir listen Euch hier ein paar Ressourcen und Infos auf, die Euch helfen können, Euch aus einer Asiatisch-Deutschen Perspektive mit dem Thema ras­sis­tische Polizeigewalt aus­ein­an­der­zu­setzen, mit Familie und Freund*innen darüber zu sprechen oder Euch bei Diskriminierungserfahrungen Beratung zu suchen:

* Text zu Polizeigewalt von Xinan von Diaspor.Asia zum Mord an Li Yangjie und migran­tisch situ­iertes Wissen (geschrieben und auf­ge­nommen). TRIGGERWARNUNG: Mord, Vergewaltigung Essay
* „Let them breathe“ von Vanessa Vu über das Ersticken in einer ras­sis­ti­schen Welt.
* Video von Pocket Hazel, in dem sie mit ihrer asia­ti­schen Mutter darüber redet, warum die BlackLivesMatter-Bewegung so wichtig ist.
* Englischsprachiges „Asian American Racial Justice Toolkit zum Downloaden von 15 Organisationen mit Ressourcen zum Thema Black Solidarity.
* Beratungsorganisationen für Betroffene und Zeug*innen von rechter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt oder Polizeigewalt:
– Berlin: ReachOut
– Brandenburg: Opferperspektive e.V.  (Seite in unter­schied­lichen Sprachen, u.a. Vietnamesisch)
Liste von Beratungsstellen bun­desweit: Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, ras­sis­ti­scher und anti­se­mi­ti­scher Gewalt
– KOP Kampagne für Opfer ras­sis­ti­scher Polizeigewalt
* Bystander Intervention Resources von hol­laback: Englischsprachige Handlungsempfehlungen für Personen, die Zeug*innen von ras­sis­ti­schen Angriffen werden 

AUS DEM VEREIN 

Was geht bei MEGA

Die Sensibilisierung vor anti-asiatischem Rassismus ist für uns ein wich­tiger Teil unserer Arbeit. Wir ver­suchen trotz allem eine Balance zu wahren und unseren anderen wich­tigen Fokus, nämlich das Empowerment unserer Communities, nicht aus den Augen zu verlieren.

Aus diesem Grund sitzt das MEGA Team derzeit an der inhalt­lichen Konzeption und Planung unseres Seminars zu anti-asiatischem Rassismus und asia­ti­scher Migrationsgeschichten, eines Empowermentseminars für Asiatisch-Deutsche Mädchen* in Werdau bei Chemnitz und eines Podcast-Workshops für Asiatisch-Deutsche Menschen.

Auch in Vorbereitung ist das Programm für ein Filmscreening mit Asiatisch-Deutschen Kurzfilmen beim Clinch-Festival in Hannover. Und wir haben uns mit unserem Kooperationspartner, dem Friedrichshain-Kreuzberg Museum hin­ge­setzt und über gemeinsame Pläne gesprochen.

Was war noch

Ende April wurden wir von ju:an, der Praxisstelle für Antisemitismus- und ras­sis­mus­kri­tische Jugendarbeit der Amadeu Antonio Stiftung ein­ge­laden, um auf einem Online-Panel für Mitarbeiter*innen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, also z.B. Jugendzentren und Freizeitstätten über anti-asiatischen Rassismus zu sprechen. Wir freuen uns, dass sich daraus ein wei­ter­ge­hender fach­licher Austausch mit den coolen Leuten von ju:an ergeben hat!

Auch im April haben asia­tisch gelesene Personen aus der migrantifa Hessen einen digi­talen Talk orga­ni­siert, bei dem wir mit vielen anderen Asiatisch Deutschen über Strategien im Umgang mit Rassismus und Selbstorganisation geredet haben. Wer weiß, viel­leicht findet ja zukünftig die ein oder andere Asiatisch-Deutsche Demo statt. Mehr über die migrantifa und wieso sie sich gegründet hat, findet Ihr in unserer Interviewreihe zu (post-)migrantischem Widerstand.

Im Mai haben wir dann mit unseren neuen Freund*innen vom Mai Ling Kollektiv in Wien gequatscht im Rahmen ihrer Reihe Mai Ling Speaks. Themen waren die Gründung und Arbeit von kori­en­tation und welche Möglichkeiten digitale Tools zur Vernetzung und soli­da­ri­schen Zusammenarbeit bieten können. Mai Ling wird außerdem in der nächsten Interviewreihe zu (post-)migrantischem Widerstand vor­ge­stellt – also stay tuned! 

Mitgliederversammlung

Die dies­jährige Mitgliederversammlung inklusive Vorstandswahl wird regulär am Ende des Jahres statt­finden. Das Hoffest und die vormals geplante außer­or­dent­liche Vollversammlung mussten aus Coronagründen gestrichen werden. Wir halten Euch auf dem Laufenden

CC:COMMUNITY-CORNER

Gemeinsame Dokumentation „Corona-Rassismus“ in den Medien
Wir sammeln und doku­men­tieren wei­terhin ras­sis­tische Medienberichterstattungen auf der unserer Webseite.

Meldet uns pro­ble­ma­tische Medienberichte, die anti-asiatischen Rassismus beinhalten und wir fügen sie der Liste hinzu. Habt Ihr Interesse, selbst aktiv zu werden? Meldet Euch eben­falls gern per E‑mail.

Alles an: medi­en­kritik (at) korientation.de.
 

KORIENTATION EVENTS

11.6. „In the Name Of…“ – Diskussion zu Begriffen und Positionierungen der Asiatisch-Deutschen und Schwarzen Deutschen Communities
orga­ni­siert von kori­en­tation und den neuen deut­schen orga­ni­sa­tionen.
Ferda Ataman (ndo) mode­riert das Gespräch mit Sun-Ju Choi (kori­en­tation e.V.), Saraya Gomis (EOTO e.V.), Noa K. Ha (ZfI an der TU Dresden), Saboura M. Naqshband(Berlin Muslim Feminist).

Anmeldung über info (at) korientation.de (BIPoC only)

Vorausschau auf den Juli

Es erwartet euch ein digi­tales Festival. Ein neuer Podcast. Interventionen auf Twitter. Mehr dazu im nächsten Newsletter! 

BEMERKENSWERT

1.–13.6. ‚Queer‘ Asia Covid-19 Community Support Screenings: Extravaganza
5.–22.6. ‚Queer‘ Asia Covid-19 Community Support Screenings: The Drum Tower
13.6. Save the Sinti and Roma Memorial-Live-Stream
13.6. Webinar: Hong Kong Protests: Struggle for freedom & human rights
18.06. Podcast-Sendung zu “Rassismus und Corona” u.a. mit Vicky von ichbinkeinvirus.org, Thea von kori­en­tation und Podcasterin des DonnaSori-Podcasts im Rahmen des Contre le racisme-Festivals Darmstadt
20.6. Thai Food Pop-Up x Mygration x un.Thai.tled x Pandanoodle

Bleibt mit uns in Kontakt und schreibt uns, wenn Ihr Ideen und Anregungen für unsere Arbeit habt oder etwas in unseren Newsletter auf­nehmen lassen wollt!

Den nächsten Newsletter gibt’s dann Anfang nächsten Monat!

VeranstaltungenVerein

Diskussion zu Begriffen und Positionierungen der Asiatisch-Deutschen und Schwarzen Deutschen Communities

Die letzten Wochen ver­dich­teten gesell­schaft­liche Verhältnisse. Die Konfrontation der Proteste gegen ras­sis­tische Gewalt mit einer mili­ta­ri­sierten Polizei in den USA sowie die ste­reotype Darstellung des Corona-Virus als einen chi­ne­si­schen Virus, der mit ras­sis­ti­schen Anfeindungen gegenüber asia­tisch gele­senen Menschen ein­herging: All diese Entwicklungen machen deutlich, wie wichtig Repräsentation und Selbstvertretung sind. Dabei stellen sich immer auch die Fragen: Wie wird über uns gesprochen? Wie reden wir selbst über uns und über die Phänomene von Rassismus? Wo bzw. wie posi­tio­nieren wir uns? Fremdzuschreibungen und Selbstbezeichnungen sind stets umkämpft, denn sie spiegeln poli­tische Zustände, Haltungen und stra­te­gische Positionen wider.

In dieser Diskussionsveranstaltung wollen wir erörtern, wie asia­tisch gelesene Menschen in Deutschland bezeichnet werden (können) und ob „anti-asiatischer Rassismus“ die über­grei­fende Bezeichnung eines Phänomens sein kann. Dabei wollen wir auch über Parallelen und Unterschiede mit der Schwarzen Community dis­ku­tieren. Ziel der Veranstaltung ist es, einen Reflexionsprozess anzu­stoßen, der die unter­schied­lichen Positionen der asia­ti­schen Communities auf­greift und – trotz bestehender Unterschiede – auf Community-übergreifenden Erfahrungen und Wissensbeständen basiert.

Das Ergebnis dieser Diskussion soll eine dif­fe­ren­zierte und dis­kri­mi­nie­rungs­freie Benennung im gesell­schaft­lichen Diskurs für den anti­ras­sis­ti­schen Widerstand ermöglichen.

PANEL

MODERATION: Ferda Ataman, ndo neue deutsche orga­ni­sa­tionen e.V.

Wann: Do, 11.06.2020 um 19:30 – 21.00 Uhr, via Zoom, digi­taler Zutritt ab 19:00 h
Teilnehmende: Beschränkte Teilnehmer*innen-Anzahl; Voranmeldung erfor­derlich – BIPoC only!
Anmeldung: Email an info@korientation.de

Die Diskussion wird von den neuen deut­schen orga­ni­sa­tionen und kori­en­tation e.V. veranstaltet. 

Blog

Eine Nacht im April, knapp drei Monate nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Deutschland: Eine Gruppe Mitfahrender belästigt ein süd­ko­rea­ni­sches Paar mit sexis­ti­schen und ras­sis­ti­schen Beleidigungen in der Berliner U‑Bahn. Zwei weitere Mitfahrende beob­achten den Vorfall unter Gelächter. Als eine der betrof­fenen Personen beginnt den Vorfall per Handykamera zu doku­men­tieren, greift ein Teil der Gruppe das Paar kör­perlich an und bespuckt die beiden. Die Polizei wird noch während der U‑Bahnfahrt ein­ge­schaltet. Sie kann die aus der U‑Bahnstation Fehrbelliner Platz flüch­tenden Angreifer nicht stellen, macht aber die beiden Beobachter*innen ausfindig. 

Das Paar will Anzeige stellen, was die Polizei jedoch mit der Begründung ablehnt, dass es sich seitens der Angreifenden nicht um ras­sis­ti­sches Verhalten handele. Erst nachdem eine der beiden Betroffenen tele­fo­nisch den süd­ko­rea­ni­schen Vizekonsul kon­tak­tiert, lenken die Polizist*innen ein. Sie nehmen nun zwei Anzeigen auf, unter anderem auch eine gegen die beiden Betroffenen: Die beiden Beobachter*innen fühlen sich ras­sis­tisch beleidigt. Das Paar hat sie als Rassist*innen bezeichnet.

Rassismus in Zeiten von Corona

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Zahl und das Ausmaß an ver­baler und kör­per­licher Gewalt gegenüber asia­tisch gele­senen Personen in Deutschland und auch weltweit stark zuge­nommen. Erfahrungen, die Betroffene über Social Media öffentlich machen, decken sich mit den Daten aus dem Infopapier zu Diskriminierungserfahrungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Dieses hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Anfang Mai bereitgestellt.

Von den 100 Beratungsanfragen, die bis Mitte April im Zusammenhang mit dem Coronavirus ein­ge­gangen sind, handelt es sich in 58 Fällen um Diskriminierungserfahrungen aus ras­sis­ti­schen Gründen, besonders von Personen, denen eine asia­tische Herkunft zuge­schrieben wird. Die Erfahrungen reichen von ver­balen und kör­per­lichen Attacken zur Verweigerung von medi­zi­ni­schen Behandlungen oder Dienstleistungen und Bedrohungen durch Hassbotschaften am Arbeitsplatz und am Wohnort. Auch Fälle von insti­tu­tio­nellem Rassismus wurden gemeldet, z.B. durch Racial Profiling, also Polizeikontrollen auf Basis von ste­reo­ty­pi­sie­renden Annahmen und äußer­lichen Merkmalen.

Die Dunkelziffer ras­sis­ti­scher Übergriffe auf asia­tisch gelesene Personen ist auf ein Vielfaches höher ein­zu­schätzen. Darauf lassen die zahl­reichen Erfahrungen und Zeug*innenberichte schließen, die Betroffene bisher in pri­vaten Accounts in den sozialen Netzwerken, der Presse und unter dem Hashtag #IchBinKeinVirus geteilt haben. Dazu kommen die Erlebnisse all der­je­nigen, die sich dazu ent­schieden haben, mit diesen indi­vi­du­ellen und oft scham­vollen Erfahrungen nicht nach außen zu treten oder die keinen Zugang zu Hilfs- und Dokumentationsstrukturen haben.

Rassistische Berichterstattung zu Corona

Ebenfalls mit Beginn der Corona-Pandemie haben kori­en­tation und viele andere Asiatisch-Deutsche Akteur*innen einen Anstieg pro­ble­ma­ti­scher Medienberichterstattung zu COVID-19 fest­ge­stellt und öffentlich darauf hin­ge­wiesen. Bereits am 5. Februar hat das Team von kori­en­tation gemeinsam mit den Neuen deut­schen Medienmacher*innen in der Pressemitteilung „Rassismus ‚Made in Media‘ – Diskriminierende Berichterstattung zum Coronavirus“ darauf auf­merksam gemacht. Die Pressemitteilung weist auf den Zusammenhang von dis­kri­mi­nie­rendem und kul­tu­ra­li­sie­rendem Framing und/oder mehr­deu­tigen, ste­reo­ty­pi­sie­renden, kli­schee­be­la­denen und unsach­lichen Text-Bild-Verknüpfungen in Beiträgen vom Spiegel, der Bild und des FOCUS Magazins und dem wach­senden anti-asiatischem Rassismus hin. Trotz Hinweisen und Handlungsvorschlägen zum dis­kri­mi­nie­rungs­sen­siblen Berichten wird die Liste der Artikel, Cover und Bebilderungen, die anti-asiatischen Rassismus befeuern bis heute stetig länger.

Wir alle wissen, dass ste­reo­ty­pi­sie­rende und sug­gestive Sprache und Bilder beein­flussen, wie Menschen wahr­ge­nommen werden. Dabei geht es nicht allein um Worte einiger weniger aus dem kon­ser­va­tiven und rechten Spektrum. Auch mediale Berichterstattung hat darin eine Verantwortung. Sie ist nicht unschuldig, denn: Bilder wecken Assoziationen, Sprache schafft Wirklichkeit und Worte führen zu Taten. Bebilderungen von Integrationsdebatten mit kopf­tuch­tra­genden Frauen (meist von hinten) oder Generalverdächtigung eines gesamten Berliner Stadtteils als „Clan-Kriminelle“ gehören dazu. Wir wissen his­to­risch durch den Nationalsozialismus und erleben gegen­wärtig mit den NSU Morden und den Morden in Hanau, wie dis­kri­mi­nie­rende Repräsentation von Minderheiten zu töd­lichen Konsequenzen führt.

Wenn der Spiegel schreibt: „CORONA VIRUS – Made in China [in gelber Schrift] – Wenn Globalisierung zur töd­lichen Gefahr wird“, der Schwarzwälder Bote über einen lokalen Karneval mit dem Titel „Chinese mit Atemschutzmaske baumelt über der Stadt“ berichtet und der Cicero seine Mai-Ausgabe mit „Gruß aus Wuhan – China, Corona und der Schaden für die Welt“ betitelt, wissen asia­tische gelesene Menschen und BIPoC, was als nächstes pas­siert – nämlich ange­spuckt, beleidigt, mit Desinfektionsmittel ein­ge­sprüht, vom Fahrrad geschubst werden und mehr.

Vielen ist dies nicht bewusst, andere blenden es aus. Wir bezweifeln jedoch, dass es saubere jour­na­lis­tische Arbeit ist, Bilder wie „die Gelbe Gefahr“, die ihren ras­sis­ti­schen Ursprung in der Kolonialzeit haben, ohne Kontextualisierung auf die Corona-Pandemie zu über­tragen und wieder salon­fähig zu machen. Gleiches gilt für Redaktionen, die mit dem Schüren von Panik und der Emotionalisierung ihrer Leser*innen darauf abzielen, ihre Auflage- und Absatzzahlen zu steigern. Ob unbe­wusst oder ignorant, sie handeln fahr­lässig und nehmen für kapi­ta­lis­ti­schen Gewinn in Kauf, ras­sis­tische Gewalt zu verstärken.

Fremddarstellung von asiatisch gelesenen Menschen und ihre Folgen

Was vielen nicht-asiatischen Menschen ver­mutlich auch nicht bewusst ist: Die Fremddarstellung asia­tisch gele­sener Menschen hat eine lange Kontinuität, deren Auswirkungen asia­tische Menschen heute noch spüren.

Nehmen wir das Beispiel „Yellow Fever“ – oder in anderen Worten: die Fetischisierung asia­ti­scher Frauen*. Yellow Fever gründet auf dem Bild der (sexuell) unter­wür­figen asia­ti­schen Frau*, das – wer hätte es geahnt – ein weißer Schriftsteller namens Pierre Loti im Jahr 1887 als Motiv für seine Novelle „Madame Chrysanthème“ gewählt hat und das seitdem in Opern, Musicals und zahl­reichen Filmen bis heute repro­du­ziert wird. Verstärkt wurde dieses Bild durch sys­te­ma­tische Förderung von Prostitution in süd‑, süd-ost- und ost-asiatischen Ländern zum Zweck der „Rest and Relaxation“ US-amerikanischer Soldaten während der Kriege in Japan, Korea und Vietnam. 85% der US-Soldaten gaben an, bei dieser Gelegenheit sexu­ellen Kontakt zu einer Prostituierten gehabt zu haben. Diese Fetischisierung wie­derum spiegelt sich in den hohen Klickzahlen der ras­si­fi­zierten Pornokategorie „asia­tisch“ und hat nega­tiven Einfluss auf die Lebensrealitäten asia­tisch gele­sener Frauen*. kori­en­tation wurde Anfang April von einer betrof­fenen Person über gehäufte Fälle infor­miert, in denen ein weißer Mann in Berlin-Kreuzberg gezielt asia­tische Frauen* digital ges­talked, sexuell belästigt und emo­tional mani­pu­liert hat.

Im Coronakontext erleben asia­tisch gelesene Frauen* in einer wei­teren Dimension, wie sich ras­sis­tische und sexua­li­sierter Gewalt in obs­zönen und ent­wür­di­genden Übergriffen ver­quickt: Eine asia­tisch gelesene Frau berichtet, dass ihr ein fremder Mann seinen Finger in den Mund gesteckt und dann lachend behauptet hat, er sei schon mit dem Virus infi­ziert, aber er liebe asia­tische Frauen.

Model Minority Myth und anti-asiatischer Rassismus

Mit der Zuschreibung, eine „Model Minority“, also die „gut Integrierten“ zu sein, erfahren manche asia­tisch gelesene Personen (v.a. die sicht­baren) im Vergleich zu anderen negativ stig­ma­ti­sierten People of Color (u.a. auch weniger sichtbare asia­tische* Gruppen) eine gesell­schaft­liche Besserbehandlung. Der Preis für diese Privilegien ist die Erfüllung und Verinnerlichung der ste­reo­typen Rolle der „stillen Asiat*innen“ und ent­spre­chend dank­bares Verhalten. Doch diese Rechnung geht nicht auf, denn über diese ver­meintlich „positive“ (vor allem aber auch pater­na­lis­tische) Zuschreibung werden die ver­schie­denen von Rassismus negativ betrof­fenen Gruppen hier­ar­chi­siert und gegen­ein­ander aus­ge­spielt. Und der Rassismus gegen asia­tisch gelesene Personen exis­tiert trotzdem, auch wenn Betroffenen ihre Rassismuserfahrungen oft abge­sprochen oder nicht ernst genommen werden.

Besonders pro­ble­ma­tisch wird es, wenn dies durch die­je­nigen Strukturen geschieht, deren Aufgabe es ist, Personen zu schützen, Straftaten zu ver­folgen und Täter*innen zur Verantwortung zu ziehen. Das Verhalten der Polizei, die im Angriff auf das ein­gangs genannte korea­nische Paar weder sexuelle noch ras­sis­tische Belästigung erkennen wollte, findet dabei auf der ver­gleichs­weise noch „harm­lo­seren“ Seite des Spektrums insti­tu­tio­nellen Rassismus statt.

Wir möchten an dieser Stelle aber auch daran erinnern:

Dass beim mehrmals in der Presse ange­kün­digten Pogrom in Rostock-Lichtenhagen von 1992 sowohl die Polizei als auch die Landesregierung von Mecklenburg Vorpommern ras­sis­tische Motive igno­riert, und Hilfeleistung und Strafverfolgung unter­lassen haben.

Dass die Polizei bei einer Festnahme viet­na­me­si­scher Männer 1993 in Bernau und 1994 in Leipzig Racial Profiling, ras­sis­tische und sexua­li­sierte Gewalt ange­wendet hat.

Und dass im Mai 2016 die chi­ne­sische Architekturstudentin Yangjie Li von einem Mann ver­ge­waltigt und ermordet wurde, dessen Mutter zum Zeitpunkt der Tat Polizistin und dessen Stiefvater Polizeichef von Dessau waren. Letzterer half dem Täter und dessen Freundin kurze Zeit nach dem Mord beim Umzug aus der Wohnung in unmit­tel­barer Nähe des Tatorts. In Dessau ist 2005 auch Oury Jalloh, eine Schwarze Person, unter unge­klärten Umständen in Polizeigewahrsam verbrannt.

Was müssen wir also tun?

Rassismus gegen asia­tisch gelesene Personen ist eine von vielen ver­schie­denen Formen des „Othering“, also der Konstruktion eines ras­si­fi­zierten „Anderen“. Er findet auf unter­schied­lichen struk­tu­rellen Ebenen, in unter­schied­lichen Bereichen, mit unter­schied­lichen geschicht­lichen Kontexten und in unter­schied­lichen Funktionen statt. Er ist oftmals geschlechts­spe­zi­fisch und variiert auch entlang anderer Diskriminierungskategorien. Er ist ebenso viel­fältig wie die Positionierungen asia­tisch gele­sener Menschen in Deutschland. Der spe­zi­fisch mit der Corona-Pandemie auf­flam­mende Rassismus richtet sich in unter­schied­lichen Ausprägungen auch gegen Jüdische Menschen, Sint*ezza und Rom*nja, Schwarze Menschen und andere People of Color. Eine feh­lende Positionierung bzw. Schweigen und Abwertung ihrer Rassismuserfahrungen (nicht nur im Corona-Kontext) sind Bestandteile einer Dynamik, mit der Betroffenen gezeigt wird, dass sie in der Gesellschaft keine gleich­wertige Position einnehmen.

Als Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven schließen wir fol­gendes Fazit:

Politiker*innen, Behörden, Schulen, Polizei und Verwaltungen müssen das Thema anti-asiatischer Rassismus auf­greifen und eine klare Stellung dazu beziehen. Außenminister Heiko Maas hatte sich Anfang April zwar kri­tisch zu den im Coronakontext auf­ge­tre­tenen Beleidigungen gegenüber Französ*innen geäußert, anti-asiatischer Rassismus scheint aber bisher kein Thema zu sein. Wenn staat­liche Institutionen dazu schweigen, ver­mittelt dies die Botschaft, dass ras­sis­ti­sches Verhalten akzep­tiert wird und erlaubt ist. Institutionen müssen einen Plan und Regeln ent­wi­ckeln, wie mit ras­sis­ti­schem und dis­kri­mi­nie­rendem Verhalten umge­gangen werden soll.

Alle Polizist*innen müssen verbale und kör­per­liche Angriffe auf asia­tisch gelesene Menschen ernst­nehmen und ihrer Verpflichtung nach­kommen, dagegen Anzeige auf­zu­nehmen. Die Polizei muss sich sowohl intern als auch im Kontakt nach außen ernsthaft mit diesem Thema beschäf­tigen und sich sen­si­bi­li­sieren. Für die Betroffenen ras­sis­ti­scher Übergriffe ist es doppelt trau­ma­ti­sierend, wenn ihnen ver­mittelt wird, dass ihre Erfahrungen eine Strafverfolgung nicht wert sind.

Personen, die nicht negativ von Rassismus betroffen sind, sollen Erfahrungen asia­tisch gele­sener Menschen nicht in Frage stellen oder ver­harm­losen und jede Form von anti-asiatischem Rassismus unter­lassen. Daher der Appell: Wenn Ihr ras­sis­tische Übergriffe beob­achtet, zeigt Euch soli­da­risch und leistet Beistand. Lasst ras­sis­ti­sches Verhalten nicht einfach stehen oder igno­riert es. Jede Person, die sich in so einem Fall kri­tisch äußert, kann Vorbild für andere sein.

Medienschaffende müssen sich und ihre Redaktionen grund­sätzlich und spe­ziell im Kontext der Corona-Pandemie auf kul­tu­ra­li­sie­rendes, ste­reo­ty­pi­sie­rendes, unsach­liches oder ras­sis­ti­sches Framing bzw. Bild-Text-Verknüpfungen über­prüfen und nach­bessern. Als Hilfestellung, wie es besser gemacht werden kann, emp­fehlen wir Glossare und Leitfäden zum dis­kri­mi­nie­rungs­sen­siblen Sprachgebrauch. Auf der Webseite von No Hate Speech https://no-hate-speech.de/de/wissen/ ist eine Sammlung zu finden.

Und zu guter Letzt: Liebe Asiatisch-Deutsche Menschen, scheisst auf den Model Minority Mythos, er bringt Euch nichts außer ein fal­sches Gefühl von Anerkennung. Auch für uns und gerade in Anbetracht der nicht endenden ras­sis­ti­schen (Polizei-)Gewalt in den USA und hier in Deutschland vor allem gegen Schwarze Menschen ist es unum­gänglich, uns selbst zu reflek­tieren. Im Vergleich zu anderen von Rassismus negativ Betroffenen, aber auch innerhalb und zwi­schen unseren Communities sind Privilegien ungleich ver­teilt. Lasst uns darüber sprechen, von­ein­ander lernen, unsere eigenen ver­in­ner­lichten Rassismen ver­lernen, gemeinsam auf­stehen und uns und andere BIPoC in ihren Kämpfen unter­stützen!

Sina Schindler, kori­en­tation e.V.