von Kimiko Suda
Sich kollektiv und öffentlich an ein gesellschaftliches Ereignis wie einen rassistischen Angriff oder Anschlag zu erinnern, bedeutet immer, auch als eine soziale Gruppe politisch Stellung zu beziehen und einen Platz in der Gesellschaft für die Repräsentation eigener Perspektiven auf die sozialen Verhältnisse der Gegenwart einzufordern. In den letzten Jahren formiert sich in Deutschland ein zunehmend breiterer öffentlich-medialer Diskurs über postmigrantische[1] Erinnerungskultur. Dieser Diskurs umfasst eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialpolitik und ihrer Nachwirkungen[2], der historischen und aktuellen Auswirkungen des Nazi-Regimes auf BPoC[3], der staatlichen Anwerbe- und Migrationspolitik in Westdeutschland ab Ende der 1950er (Lee 2021; Kataoka et al 2012; Choi/Berner 2006; Goel 2013) und in Ostdeutschland ab den 1980ern (Dennis 2017), aber auch spezifisch der sogenannten „Baseballschlägerjahre“[4] der Nachwendezeit (Weiss 2017). Die Aufarbeitung erfolgt dabei oftmals explizit aus einer rassismus- und machtkritischen Perspektive, d.h. es wird struktureller Rassismus analysiert und kontextualisiert sowie bewusst die Handlungsmacht und Subjektivität der Betroffenen von rassistischer Gewalt berücksichtigt. Am Vorantreiben dieses Diskurses sind Aktivist*innen aus (post)migrantischen, postkolonialen, antirassistischen und antifaschistischen Initiativen und Beratungsstellen, einzelne Mitarbeiter*innen und Projekte von Bildungsinstitutionen wie Stiftungen, Museen[5] und Universitäten[6], sowie weitere engagierte Einzelpersonen wie Rechtsanwält*innen und Künstler*innen[7] beteiligt.
Wichtiger Teil dieses Diskurses ist eine öffentliche Auseinandersetzung mit der politischen Verantwortung, weitere Gewalt gegen rassifizierte und marginalisierte soziale Gruppen in Deutschland zu verhindern – im deutschen Kontext spezifisch auch vor dem historischen Hintergrund des Nazi-Regimes. Weiter geht es um die detaillierte Aufarbeitung und Dokumentation der Ereignisse, sowie das Einfordern und Etablieren eines würdevollen Gedenkens für die Ermordeten, um ein Vergessen dieser Menschen und ihrer Schicksale in Deutschland zu verhindern. Alle drei Aspekte wurden in vielen Fällen rassistischer Morde auf der institutionellen Ebene grob vernachlässigt oder vollständig negiert, daher ist die Arbeit dieser zivilgesellschaftlichen Akteur*innen unersetzlich. Sie ist unersetzlich, um politischen Druck zu erzeugen, den Ermordeten und ihren Hinterbliebenen zu sozialer Gerechtigkeit zu verhelfen und eben um jene kollektive soziale Verantwortung zu generieren, keine weiteren rassistischen Taten geschehen zu lassen.
Noch bevor die rechte und rassistische Gewalt der „Baseballschlägerjahre“ auch in den öffentlich-rechtlichen Medien stärker und kritischer thematisiert wurde, haben seit den 1990er Jahren unterschiedliche Initiativen beispielsweise in Mölln[8], Rostock-Lichtenhagen[9], Hoyerswerda[10] und Lübeck[11] jahrelang mühevoll für die öffentliche Anerkennung rassistischer Morde, eine Entschädigung der Opfer und Hinterbliebenen und ein würdevolles Gedenken für die Ermordeten gekämpft. Neben den Aktionen weißer deutscher Antifas, deren Arbeit als Teil sozialer Bewegungen in Deutschland relativ gut dokumentiert wurde (Jänicke/Paul-Siewert 2017; Langer 2016), bestand auch weit weniger dokumentierter praktischer (post)migrantischer Widerstand gegen rechte Gewalt. 1989 gründete sich beispielsweise die mehrheitlich Türkisch-Kurdisch Deutsche Antifa Gençlik in Berlin, um sich gegen Übergriffe von Neonazis im öffentlichen Raum organisiert zu wehren. Sie veröffentlichten eine Zeitschrift und Flugblätter, in denen sie Rassismuskritik auch mit Kapitalismuskritik verbanden, und dabei auf die Teile-und-Herrsche-Strategie der deutschen Regierung in Hinsicht auf „deutsche“ und „ausländische“ Arbeitende verwiesen (ak wantok 2014). Sie sind Vorbild für die aktuellen Cross-Community-Migrantifa-Formationen in Deutschland.[12] Beeindruckend ist auch der Mut von Nguyen Dinh Khoi, einem ehemaligen Vertragsarbeiter, der sich gegen rechte Übergriffe gewehrt hat, wie er in „Die Wendegeneration und rechte Gewalt. Baseballschlägerjahre“ (RBB Dokureihe von 2020) erzählt.[13] Wichtige Zeitzeugnisse zur Wendezeit aus BPOC-Perspektive sind darüber hinaus die Filme„Durvalar – Mauern – Walls“[14] von Can Candan und „die Mauer ist uns auf den Kopf gefallen“[15] von Diane Izabiliza.
Weitere Cross-Community-Initiativen zum Gedenken an rassistische Morde auch vor und nach der Wendezeit sind die Initiative DU 26. August 1984[16], die Gedenkinitiativen für Burak Bektaş [17] und Oury Jalloh[18], die Initiative 12. August[19] und die Initiative Halskestrasse[20]. Die Initiativen, die nach den Anschlägen jüngeren Datums, den NSU-Morden[21] an unterschiedlichen Orten der Bundesrepublik, Halle[22] und Hanau[23], ihre Arbeit aufnahmen, hatten demnach bereits „Vorbilder“ für ihre Arbeit im traurigen Sinne. Trotz der Arbeit, die bereits seit drei Jahrzehnten im Bereich der Aufarbeitung und widerständigen Gedenkkultur gemacht wird[24], muss jeder Kampf und jede Auseinandersetzung lokal fast wieder von Neuem begonnen werden. Es fehlt die Bereitschaft in der Politik und allgemein in der deutschen Gesellschaft, Verantwortung für vergangene rassistische Gewalttaten, aber auch die Gegenwart zu übernehmen. Die Gründe dafür liegen unter anderem an der Kontinuität von „Othering“, d.h. die Ermordeten werden weiterhin als „die Anderen“ begriffen, als „Fremde“, als „Nicht-weiße“ und nicht zur gesellschaftlichen „Mitte“ zugehörig, und somit auch einer tiefergehenden Aufarbeitung und eines Gedenkens nicht wert. Ein verantwortungsvolles Gedenken umfasst auch die Frage nach dem „Wegschauen“ und der Mitschuldigkeit hinsichtlich rassistischer Gewalt im öffentlichen Raum, die extrem unbequem ist. Die Mitglieder der Gedenkinitiativen, die eine solche Auseinandersetzung einfordern, werden dann auch oftmals von einzelnen lokalen Politiker*innen und Anwohner*innen als „Nestbeschmutzer*innen“ und als „Unruhestifter*innen“ beschimpft, um sie mundtot zu machen und eine Mitschuld an den Geschehen der Vergangenheit und eine Verantwortung für die Gegenwart von sich zu weisen.
Das aktuelle Beispiel der Gedenkinitiative Phan Văn Toàn
Nach der Erschießung von acht Menschen, darunter sechs asiatischen Frauen, im US-amerikanischen Atlanta durch einen weißen christlichen Fundamentalisten am 16. März 2021[25] demonstrierten circa 300 vor allem junge Asiatische Deutsche, Mitglieder von korientation, des Berlin Asian Film Network (BAFNET), von Deutsche Asiat*innen Make Noise (DAMN*) und solidarische Einzelpersonen, im Zentrum Berlins[26]. Sie gedachten der Ermordeten und forderten öffentlich, dass anti-asiatischer Rassismus geächtet werden müsse. Damit einher ging ein öffentlicher Brief gegen anti-asiatischen Rassismus, der im März und April 2021 von 1216 Personen und Organisationen unterschrieben wurde.[27] Es wurde also eine relativ große Öffentlichkeit zu diesem Thema erzeugt. Vor dem Hintergrund der deutlichen Zunahme an Übergriffen auf asiatisch-gelesene Personen in Deutschland im Jahr 2020 im Kontext der medialen Kulturalisierung und Rassifizierung des Corona-Virus[28] war diese Form der kollektiven Repräsentation ein wichtiges Signal des Zusammenhalts nach innen in die Asiatisch-Deutschen Communities, aber auch nach außen hinsichtlich einer kollektiven Mobilisierbarkeit von Asiatischen Deutschen für politischen Protest im öffentlichen Raum.
Gleichzeitig ist die Geschichte der Asiatisch-Deutschen Communities jedoch in staatlichen Bildungsinstitutionen wie Schulen, Universitäten und Museen – von der Unsichtbarkeit rassistischer Morde abgesehen – insgesamt vergleichsweise weiterhin unterrepräsentiert, auch wenn Formierungsprozesse, wie zu Anfang dieses Textes beschrieben, festzustellen sind. Weiterhin ist von einer großen Dunkelziffer hinsichtlich rassistischer Übergriffe, die in der Nachwendezeit außerhalb der urbanen Zentren verübt wurden und die nur durch zähe Recherchearbeit in Medien- und Gerichtsarchiven ans Tageslicht kommen werden, auszugehen. Im Januar 2020 organisierten Engagierte aus der Strausberger Gruppe „Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt“(BorG)[29] und der VVN-BdA Märkisch-Oderland[30] zum ersten Mal eine Kundgebung zum Gedenken an den ehemaligen Vertragsarbeiter Phan Văn Toản, der im Januar 1997 in Fredersdorf bei einem rassistischen Übergriff zunächst schwer verletzt wurde und im April desselben Jahres an seinen Verletzungen verstarb. Noch am selben Tag wurde der an der S‑Bahn-Station provisorisch errichtete Gedenkort verwüstet, Plakate wurden abgerissen und der Blumenschmuck zerstört. Aus dem Wunsch heraus, zu einem würdigen Gedenken an Phan Văn Toản und zu einer politischen Einordnung der Tat beizutragen, gründete sich die „Gedenkinitiative Phan Văn Toản“. Wäre die Initiative nicht aktiv an korientation e.V. herangetreten, hätten wir vermutlich niemals von Phan Văn Toảns Tod erfahren. Sein Fall wurde in einem Bericht des Politikwissenschaftlers und Historikers Christof Kopke (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) mit dem Titel „Überprüfung umstrittener Altfälle Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Land Brandenburg seit 1990“[31] und von der Opferperspektive e.V. in Brandenburg aufgegriffen und auf deren Website in deren Gedenkkalender „Kein schöner Land. Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg“ mitberücksichtigt.[32] Bisher sind leider nur wenige biografische Informationen über Phan Văn Toản bekannt. Er hatte eine Partnerin in Deutschland und vermutlich noch Familie in Vietnam. Der Mord an ihm muss in den Kontext des gesellschaftlichen und politischen Klimas der sogenannten „Baseballschlägerjahre“ eingeordnet werden. Eine größere Anzahl der ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen, die sich entschieden hatte, nach der Wiedervereinigung in Deutschland zu bleiben, durchlebte zwischen 1989 und 1997 eine Zeit der Prekarität und beruflichen Unsicherheit, da sie aus den Betrieben, für die sie staatlich angeworben worden waren, entlassen wurden. Viele von ihnen erhielten erst 1997 mit der zweiten Bleiberechtsregelung im deutschen Ausländergesetz eine rechtliche Grundlage für einen langfristigen Aufenthaltsstatus und somit eine Arbeitserlaubnis für den regulären Arbeitsmarkt. Diese Prekarität, die beispielsweise auch Phan Văn Toản dazu zwang, seinen Lebensunterhalt mit informellen Gelegenheitsjobs wie Zigarettenverkauf an S‑Bahnhöfen zu bestreiten, stellte damals unfreiwillig die Lebensrealität einer Vielzahl von Menschen dar. Die Markiertheit als „asiatisch“ und BPoC verstärkte die Vulnerabilität dieser Menschen im öffentlichen Raum. Der Zwang, sich täglich stundenlang an öffentlichen Orten aufzuhalten, mit dem Gefühl, sich angesichts der großen Häufigkeit von Überfällen durch Neonazis seiner physischen und emotionalen Unversehrtheit nicht sicher sein zu können, muss eine große Belastung in der damaligen Zeit dargestellt haben. Zeitzeug*innen betonen jedoch, dass sie sich nicht ausschließlich als Opfer der damaligen Verhältnisse sehen, sie hätten ihr Leben durchgezogen und auch gefeiert, Freundschaften aufgebaut und Familien gegründet. Die Angst, insbesondere nach Anbruch der Dunkelheit angegriffen zu werden, hätte sie jedoch jahrelang begleitet. Dieses Lebensgefühl wird beispielsweise auch in Angelika Bach Ngoc Nguyens Film „Bruderland ist abgebrannt“ (1992)[33] beschrieben. Auch Mai Phuong Kollath, eine Aktivistin und Zeitzeugin des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen, berichtete Ähnliches auf der Diskussionsveranstaltung „Remember, Resist, Unite“[34].
Bemühungen der Gedenkinitiative Phan Văn Toản, Unterstützung von lokalen Politiker*innen für die Errichtung beispielsweise einer Gedenktafel zu erhalten, sind bisher mehrheitlich im Leeren verlaufen. Auch Pfarrer*innen und andere gesellschaftlich einflussreiche Personen sind einer Einladung zu einer Vernetzungsveranstaltung nicht gefolgt. Große und ausdauernde Hilfsbereitschaft wurde nur von einer einzigen Politikerin gezeigt, die sich aus der Motivation, der lokalen AfD Stimmen abzuziehen, zur Wahl gestellt hat, und einem BPoC-Politiker aus einem kleinen Nachbarort. Ein Vertreter der Hamburger Initiative Halskestraße schätzte in einem digitalen Vernetzungstreffen, dass es die Gedenkinitiative für Phan Văn Toản voraussichtlich mindestens sechs bis acht Jahre kosten wird, um eine Gedenktafel durchsetzen zu können. Der Prozess, sich Wissen über den Fall anzueignen, in den Austausch mit den Hinterbliebenen und der vietnamesischen Community zu treten, Unterstützung auf der lokalen politischen Ebene zu finden und eine größere Öffentlichkeit zu dem Fall zu erzeugen, das alles brauche eben Zeit. Am 27. September 2021 organisierte die Gedenkinitiative Phan Văn Toản eine öffentliche Diskussionsveranstaltung in einer umgebauten Scheune, nicht weit vom Tatort, an der rund 40 Personen teilnahmen. Es diskutierten der ehemalige Bürgermeister von Altlandsberg Ravindra Gujjula, die Geschäftsführerin der Opferperspektive e.V. Judith Porath, Christop Kopke von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, die Journalistin und Filmemacherin Angelika Bach Ngoc Nguyen und für die Gedenkinitiative Samuel Signer und Kimiko Suda. Unter den Teilnehmenden der Veranstaltung fielen vor allem eine ältere Frau auf, die gemeinsam etwas gegen die vor Ort aktiven Reichsbürger unternehmen wollte, und ein Fredersdorfer, der sagte, er sei dort zur Zeit des Mordes ein Teenager gewesen, er würde sich an den Fall erinnern und würde ein Denkmal unterstützen. Ein ehemaliger Gemeinderat betonte, dass er nichts gegen die Arbeit der Gedenkinitiative einzuwenden hätte, er wolle sie aber auch nicht aktiv unterstützen, er wolle lieber neutral bleiben.
Die Gedenkinitiative Phan Văn Toản als Cross-Community-Vorhaben ermöglicht einen Lernprozess zwischen unterschiedlichen Menschen – die Mitglieder der VNN-BDA Märkisch-Oderland lernen etwas über Asiatisch-Deutsche Perspektiven auf die „Baseballschlägerjahre“, deren Berliner Mitglieder von korientation lernen etwas über die Alltagsrealität und politischen Verhältnisse in Märkisch-Oderland. Ohne die Unterstützung antifaschistischer Netzwerke könnte korientation beispielsweise keine Gedenkkundgebung für Phan Văn Toản an der S‑Bahn Fredersdorf durchführen. Der Risikofaktor, als weit sichtbare größere Gruppe von Asiatischen Deutschen und Asiat*innen angegriffen zu werden, wäre aktuell immer noch zu groß, während das Vertrauen in die Polizei, die Sicherheit zu gewährleisten, zu gering ist. Und ohne die Vorarbeit von Christof Kopke und Judith Porath, beides Zeitzeug*innen der „Baseballschlägerjahre“ und antifaschistisch politisch aktiv in der Region seit den 1990er Jahren, wäre der Mord an Phan Văn Toản für nachfolgende Generationen unsichtbar geblieben.
Fazit und Ausblick
Es bedarf einer spezifischen Aufarbeitung Asiatisch-Deutscher individueller Schicksale und kollektiver Geschichte(n) und eines Ausbaus der Asiatisch-Deutschen Erinnerungskultur aus den Communities heraus für die Communities und in die weißen Institutionen und die allgemeine Gesellschaft hinein. Daneben sind Cross-Community-Allianzen erforderlich, insbesondere auch außerhalb der urbanen Zentren, um eine nachhaltige öffentliche Gedenkpraxis durchsetzen zu können. Um in einem Ort wie Fredersdorf eine umstrittene Gedenktafel aufstellen zu können, bedarf es zunächst erst einmal persönlicher lokaler Beziehungen, Vertrauen und Einflussnahme, die Außenstehende nicht so leicht in kurzer Zeit oder grundsätzlich nicht aufbauen können. Gleichzeitig brauchen die lokalen Aktivist*innen Verstärkung von außen, um spezifisches Wissen über die Asiatisch-Deutsche Geschichte und Perspektiven zu bekommen, und auch generell, um den Mut angesichts der mangelnden Unterstützung vor Ort nicht zu verlieren. Auf der institutionellen Ebene bedarf es der Entwicklung einer erweiterten juristischen Definition davon, was ein rassistisch motivierter Mord ist, die eine gezielte staatliche Verfolgung von „Hate Crimes“ ermöglicht. In den Fällen, in denen es gelungen ist, einen Gedenkort zu errichten, besteht oftmals das Problem der Zerstörung und Vandalisierung der Gedenkorte[35], d.h. mit der Errichtung ist der Prozess keineswegs abgeschlossen, sondern es muss darüber hinaus verstärkt Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden und Schutzvorkehrungen müssen erarbeitet werden. Der Prozess des Einschreibens einer historisch-informierten und rassismuskritischen Perspektive auf Morde, Pogrome und Übergriffe im deutschen Alltag in den öffentlichen-medialen Diskurs ist lange noch nicht vollendet – beziehungsweise der Prozess ist ohne Abschluss zu verstehen, solange wir nicht sicher sein können, dass im öffentlichen Raum keine rassistischen Übergriffe mehr passieren werden.
Wir hoffen, dass ihr bei der nächsten Gedenkkundgebung in Fredersdorf für Phan Văn Toản dabei sein werdet – 2022 jähren sich im Januar und im April der Übergriff und sein Todestag zum 25. Mal! Aktuelle Informationen zur Arbeit der Gedenkinitiative findet ihr auf der Website[36] der Initiative.
Referenzen
ak wantok (Hg.) (2014): Antifa Gençlik. Eine Dokumentation (1988–1994), Münster: Unrast Verlag.
Choi, Sun-ju / Berner, Heike (Hg.) (2006): Zuhause. Erzählungen von deutschen Koreanerinnen, Assoziation A.
Dennis, Mike (2017): Vietnamesische Migration in den 1980er Jahren: Arbeiten in einem kommunistischen Paradies, in: Kocatürk-Schuster et al. (2017): unsichtbar. Vietnamesisch-Deutsche Wirklichkeiten, DoMiD, S. 78–97.
Foroutan, Naika (2019): Die postmigrantische Gesellschaft. Ein Versprechen der pluralen Demokratie, Bielefeld/Berlin: transcript.
Goel, Urmila (2013): „ ‚von unseren Familien finanziell unabhängig und weit weg von der Heimat‘ Eine ethnographische Annäherung an Migration, Geschlecht und Familie“ in: Thomas Geisen, Tobias Studer und Erol Yildiz (Hrsg.) (2013), Migration, Familie und soziale Lage – Beiträge zu Bildung, Gender und Care, Wiesbaden: Springer VS, 251–270.
Jänicke, Christin / Paul-Siewert Benjamin (Hg.)(2017): 30 Jahre Antifa in Ostdeutschland. Perspektiven auf eine eigenständige Bewegung, Verlag Westfälisches Dampfboot
Atsushi Kataoka / Regine Mathias / Meid u. a. (Hg.)(2012), „Glückauf“ auf Japanisch. Bergleute aus Japan im Ruhrgebiet. Essen, Klartext.
Langer, Bernd (2016): Antifaschistische Aktion: Geschichte einer linksradikalen Bewegung, Unrast Verlag.
Lee, You-Jae (Hg.)(2021): Glück Auf! Lebensgeschichten koreanischer Bergarbeiter in Deutschland, iudicium.
Lierke, Lydia / Perinelli, Massimo (Hg.)(2020):Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive, Verbrecher Verlag.
Piesche, Peggy (Hg.)(2020): Labor 89. Intersektionale Bewegungsgeschichte*n aus West und Ost, Verlag Yilmaz Günay.
Weiss, Karin (2017): Vietnamesische „Vertragsarbeiter*innen“ der DDR seit der deutschen Wiedervereinigung, in: Kocatürk-Schuster et al. (2017): unsichtbar. Vietnamesisch-Deutsche Wirklichkeiten, DoMiD„ S. 111–125.
[1] Zum Begriff „postmigrantisch“ siehe Foroutan 2019.
[2] Siehe beispielsweise die Auftaktveranstaltung der Dekoloniale: https://www.youtube.com/watch?v=s683I-d2s6w, abgerufen am 20.11.2021.
[3] Siehe beispielsweise Informationen über „Stolpersteine“ für Schwarze Deutsche https://taz.de/Stolpersteine-fuer-Schwarze-Deutsche/!5791607/, und Chines*innen in Hamburg https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=78&BIO_ID=3087
[4] Der Begriff „Baseballschlägerjahre“ wurde vom Autor und Journalisten Christian Bangel als Hashtag in den sozialen Medien etabliert und über den medialen Kontext hinaus aufgegriffen. Bangel wuchs in der Nachwendezeit als Jugendlicher in Frankfurt an der Oder auf, und wählte den Begriff, um auf die Alltäglichkeit der brutalen Gewalt von Neonazis aufmerksam zu machen. Dieser Hashtag wird in den sozialen Medien über die mehrteilige ARD-Reportage unter diesem Namen hinaus, von Leuten mit Erinnerungen an die 1990er Jahre verwendet.
[5] Beispielsweise das FHXB Museum, das MARKK, die Stiftung Berliner Mauer und der Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf (Schwartzsche Villa).
[6] Beispielsweise Dr. Manuela Bauche (FU Berlin) mit dem Projekt »Geschichte der Ihnestr. 22« und Prof. Dr. Iman Attia (ASH Berlin) mit dem Projekt „Verwobene Geschichten“ (https://www.verwobenegeschichten.de/ ).
[7] Beispielsweise die Künstlerin Lizza May David: http://www.lizzamaydavid.com/
[8] https://gedenkenmoelln1992.wordpress.com/2019/12/16/kein-schweigen-kein-vergessen/
[9] https://vimeo.com/ondemand/diewahrheitliegtrostock, https://lichtenhagen-1992.de/pogrom/
[10] https://www.hoyerswerda-1991.de/nach-1991/gedenkkultur.html
[11] https://hafenstrasse96.org/
[12] https://www.korientation.de/interviewreihe-migrantifa-hessen/
[13] Siehe die Dokumentation „Baseballschlägerjahre: Ich bleibe – Folge 6“ unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=t5ixVow-SvY
[14] https://www.bpb.de/mediathek/305232/duvarlar-mauern-walls
[15] https://www.verwobenegeschichten.de/themen/film-die-mauer-ist-uns-auf-den-kopf-gefallen
[16] http://www.inidu84.de/
[17] http://burak.blogsport.de/
[18] https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/
[19] https://initiative12august.de/
[20] https://inihalskestrasse.blackblogs.org/
[21] https://www.nsu-watch.info/
[22] https://dubisthalle.de/tag/terroranschlag
[23] https://www.bildungsinitiative-ferhatunvar.de/
[24] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/213-todesopfer-seit-1990-ein-trauriger-rueckblick-auf-30-jahre-rechte-gewalt-64777/.
[25] https://www.nytimes.com/2021/03/19/us/atlanta-shooting-victims-spa.html
[26] https://www.korientation.de/demo-28–03-2021-berlin-atlanta-asian-diaspora-germany/
[27] https://www.korientation.de/atlanta-offener-brief/
[28] https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Factsheet_Anti_Asiatischer_Rassismus_Final.pdf
[29] https://horte-srb.de/borg/
[30] https://mol.vvn-bda.de/
[31] Es gibt eine präzise Beschreibung des Tatvorgangs hier. Diese hat jedoch der Autorin dieses Beitrags die Tränen in die Augen getrieben, daher hier eine Triggerwarnung (ab S.100): https://www.mmz-potsdam.de/files/MMZPotsdam/Bilder_Meldungen/2015/Forschungsbericht%2006_2015_Botsch.pdf
[32] https://www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/victims-van-toau-phan.php
[33] Siehe den Film unter: https://www.youtube.com/watch?v=2B3WDt6MkZk
[34] Mehr Informationen über die Veranstaltung unter: https://www.korientation.de/remember-resist-unite-diskussion-23092021/
[35] Siehe beispielsweise diese Fälle der Zerstörung von Gedenkorten für Opfer rassistischer Gewalt: https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/mit-hakenkreuz-und-afd-schriftzug-gedenkstaette-fuer-burak-bektas-in-berlin-neukoelln-erneut-beschaedigt/27375692.html, https://www.belltower.news/anti-asiatischer-rassismus-gedenktafel-fuer-chinesische-ns-opfer-in-hamburg-angegriffen-und-beschmutzt-98467/, https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/gedenkort-fuer-opfer-von-hanau-in-koeln-zerstoert_aid-56387783, https://www.welt.de/politik/deutschland/article201795384/NSU-Die-meisten-Mahnmale-fuer-Opfer-werden-geschaendet.html, abgerufen am 23.11.2021.
[36] Siehe Website der Initiative (noch im Aufbau): https://phanvantoan.de/,