Verein

Liebe korientation-Mitglieder, liebe Freund*innen,

einiges ist geschehen seit der Versendung unseres ersten Newsletter im Februar: Wir waren auf vielen Veranstaltungen unterwegs, haben uns ver­netzt, das Büro ein­ge­richtet, uns mit unseren Kooperationspartner*innen für das neue Projekt MEGA Media and Empowerment for German Asians aus­ge­tauscht und die nächsten kon­kreten Schritte geplant.

Vor allem aber ist eins pas­siert: Die ras­sis­ti­schen Morde in Hanau an neun Menschen – alle People of Color -, der Täter ein weißer, der Polizei bekannter Mann mit deutlich rechts­ra­di­kaler Gesinnung. Wir sind immer noch geschockt, traurig, wütend und ent­täuscht. Darüber, dass den Stimmen von Menschen, die Rassismus erfahren müssen, kaum Beachtung geschenkt wird; und dass trotz jah­re­langer Bemühungen auf das Problem struk­tu­rellen Rassismus und rechter Gewalt auf­merksam zu machen. Darüber, dass neun junge Menschen gestorben sind und PoC zweifeln müssen, in diesem Land geschützt zu werden. Und darüber, dass es nicht nur AfD-Politiker*innen sind, die wei­terhin schutz­su­chende Menschen an den EU Außengrenzen kri­mi­na­li­sieren, obwohl mitt­ler­weile allen klar sein muss, in welch unmit­tel­baren Zusammenhang solche Worte mit Taten wie denen in Hanau stehen.

Wir werden sehen, was Deutschland aus Hanau gelernt hat. Für uns ist noch klarer geworden, dass wir die Rechte und den Schutz von BIPoC und anderen mar­gi­na­li­sierten Gruppen noch lauter und eigen­ver­ant­wort­licher ein­fordern (z.B. auf diesem Weg), unsere Widerspruchskompetenzen stärken und uns gemeinsam stärker orga­ni­sieren müssen.

Und nun geht es weiter mit der zweiten Ausgabe unseres Newsletters. Viel Spaß beim Lesen!

Ihr findet uns auch auf Facebook, unserer Webseite und auf Instagram.

Neuigkeiten

Wo wir waren und wen wir getroffen haben

Der Februar stand unter dem Motto Engagement gegen Rassismus: kori­en­tation hat an der Konsultationsveranstaltung zum Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus und andere Ideologien der Ungleichwertigkeit (kurz: NAP‑R) teil­ge­nommen, bei der es um die Frage ging, was in den im Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus von 2017 fest­ge­hal­tenen Planungen, Maßnahmen und Ziele erreicht wurde. Die Realität zeigt: Nicht genug. Wir waren außerdem ent­täuscht über die kaum vor­handene Repräsentation von People of Color während der Veranstaltung und ihrer Planung.

Weiter ging es mit dem Netzwerktreffen von BIWOC* RISING, einem Empowermentprojekt für Frauen*, Transgender und nicht­bi­nären Personen, das uns nach der Demonstration im Gedenken für die Opfer von Hanau am Hermannplatz im migran­tisch geprägten Berlin Neukölln mit Communitylove ver­sorgt hat. Die Personen hinter BIWOC* RISING sind übrigens auf der Suche nach Co-Working geeig­neten Räumen in Berlin. Wenn Ihr was wisst, meldet Euch per Email bei biwoc-rising.org.

Wie Ihr viel­leicht wisst, ist kori­en­tation Mitglied der neuen deut­schen orga­ni­sa­tionen (ndo), einem bun­des­weiten Netzwerk post­mi­gran­ti­scher Vereine, Initiativen und Selbstorganisationen of Color, und mit Sunju Choi im Trägerverein der ndo ver­treten. Mitte Februar fand an zwei Tagen der fünfte Bundeskongress der ndo statt, an dem das Team von kori­en­tation sowohl im Programm beteiligt war, als auch als Teilnehmende Inspirationen gesammelt und mit­dis­ku­tiert hat.

Der März begann schließlich mit dem Integrationsgipfel der Bundesregierung, zu dem Vertreter*innen von u.a. (post-)migrantischen Selbstorganisationen ein­ge­laden wurden um über die Phase 1 „Vor der Zuwanderung“ aus dem Nationalen Aktionsplan Integration (kurz NAP‑R, ach nee, I ) zu sprechen. kori­en­tation war eben­falls anwesend. Im Vorfeld haben Vertreter*innen der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel ver­fasst, in dem ein Partizipationsrat zur nach­hal­tigen und dau­er­haften Auseinandersetzung mit Rassismus gefordert wurde. Nun soll es ein Kabinettsausschuss gegen Rassismus und Rechtsextremismus geben, zu dem noch viele Fragen offen sind. 

AUS DEM VEREIN

Was geht bei MEGA?

Briefkasten – Photo: juk/korientation

Nachdem wir bei der Einrichtung unseres neuen Büros in der Rosenthaler Straße mit großen Schritten vor­an­ge­gangen sind – wir haben jetzt einen PROFI Drucker (yay!) – konnten wir einige unserer Kooperationspartner*innen zu ersten Gesprächen für das MEGA Projekt ein­laden. Neben der Vermittlung von tech­ni­schen Skills in den Bereichen Podcast, Film oder Schreiben mit denen junge Asiatisch Deutsche Menschen ihre eigenen Asiatisch Deutschen Migrationsgeschichten erfor­schen und erzählen können, planen wir mit MEGA nämlich den Ausbau eines bun­des­weiten Netzwerks von Asiatisch Deutschen Initiativen und Organisationen. Wir haben uns unter anderem mit der sehr inspi­rie­renden Initiative „W.I.R. Werdauer Initiative gegen Rassismus“ aus Sachsen getroffen, mit der wir tolle Ideen ent­wi­ckelt haben. Über Entwicklungen dazu und wei­teren Kooperationspartner*innen infor­mieren wir Euch in den kom­menden Newletterausgaben. 

Und dann war da noch… na klar: voicemail!

voicemail Bühne am 01.03.2020 im Aquarium / nar­rativ e.V. – Photo: juk / korientation

Unter dem Motto „…. on finding your own voice“ haben die beiden Kuratorinnen Thao Ho und Liên Grützmacher durch den Abend mode­riert. Performed haben am 1. März im Aquarium am Südblock Erika Ratcliffe, Meikey To, Vivienne Lovecraft, Promona, Misheel und NAARI, das Catering kam von Rice is Life. Wir können nur sagen: It was a blast und freuen uns schon aufs nächste Mal!

voicemail ist eine Veranstaltung von kori­en­tation und DAMN* Deutsche Asiat*innen Make Noise! und wurde gefördert vom BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben!

Save-the-Date: außerordentliche Mitgliederversammlung und Hoffest (UPDATE: AUF UNBEFRISTETE ZEIT VERSCHOBEN)

Wie bereits im letzten Newsletter ange­kündigt, möchten wir im Mai ein kori­en­tation Hoffest ver­an­stalten. Bei diesem Anlass möchten wir Euch die neuen und alten Gesichter hinter dem Vorstand und dem MEGA Projektteam vor­stellen und mit Euch die Büro-Einweihung, den Website Relaunch und den Start des MEGA Projekts feiern. Da Thao Ho, Thao Nguyen und Sunju Choi derzeit zu dritt im Vorstand sind und mit noch wei­teren Personen unter­stützt werden sollen, wird vor dem Hoffest eine außer­or­dent­liche Mitgliederversammlung statt­finden, in der zusätz­liche Leute in den Vorstand gewählt werden. Ein wich­tiges Amt für kori­en­tation, mit dessen Wahl Ihr als Mitglieder mit­be­stimmt, welche Perspektiven im Verein sichtbar und ver­treten sein sollen. Also tragt Euch Sonntag, den 10. Mai in den Kalender ein, bringt Eure Mütter mit und seid ready to vote! (UPDATE: abgesagt wegen Corona – wird nach­geholt!)

Mehr Infos zum Programm und Möglichkeiten, sich in das Hoffest ein­zu­bringen folgen in den nächsten Ausgaben. 

CC:COMMUNITY-CORNER

Unsere Webseite ist ja schon länger „under con­s­truction“. Wir arbeiten jetzt an einem Relaunch der korientation-Website unter der tat­kräf­tigen Unterstützung von korientation-Mitgliedern Meng Meng und Trang. Dank an Euch schon jetzt! Falls Ihr Feedback zur Webseite habt (was ist gut/schlecht/fehlt), gern an: jee-un [at] korientation.de.

Kurzportraits: Wer ist eigentlich kori­en­tation? Wir planen, dem­nächst in jedem Newsletter ein korientation-Mitglied kurz vor­zu­stellen und werden einfach bei uns selbst anfangen. Wir freuen uns drauf, auch Euch hier vor­zu­stellen. Falls Ihr Lust habt, gern eine Email an: kimiko [at] korientation.de.

Falls Ihr bun­desweit span­nende Events wisst, die für Menschen aus dem kori­en­tation Netzwerk inter­essant sind, schreibt uns bis Ende des Monats an info [at] korientation.de, damit wir die Info in den kom­menden Newsletter mit auf­nehmen können. 

BEMERKENSWERT

Exhibition „Beyond the kitchen: Stories of Thai Park“ vom 10.3. bis 05.07.2020 in Berlin
Info: https://www.facebook.com/events/485841362102709/

MSG & Friends #6: viral resis­tance am 10.03.2020 in Berlin
„MSG & Friends“ is a monthly event series dedi­cated to carving out a safer, vibrant space for all per­formers and artists of Asian heritage. 
Info: https://www.facebook.com/events/837700453364565/

Call for Entries Fluctoplasma Festival 2020: Deadline am 15.03.2020
Fluctoplasma – 96h Kunst. Diskurs. Diversität. ist Hamburgs Festival für die Kunst einer diversen Stadtgesellschaft. Es findet erst­malig vom 22. Bis zum 25. Oktober 2020 statt.
Bewerbung über https://www.studiomarshmallow.com/fluctoplasma-call-for-entries-2020/

Demo am Internationalen Tag gegen Polizeigewalt am 15.03.2020 in Berlin
Info: https://www.facebook.com/events/125644935432649/

„A Language of Return“ – Gespräch mit Don Mee Choi & Senthuran Varatharajah im Rahmen der Ausstellung DMZ Colony am 18.03.2020
Info: https://www.facebook.com/events/2341985542568478/

#Mygration Festival am 20. und 21.03.2020 in Berlin (UPDATE - ABGESAGT)
#Mygration is an inter­di­sci­plinary story-telling project and addresses the topics of migration, dis­cri­mi­nation, dis­lo­cation and com­munity; with an inter­ge­ne­ra­tional and cul­tural focus.
Info: https://www.facebook.com/MygrationFestival/

Demo am Internationalen Tag gegen Rassismus am 21.03.2020 in Berlin
Info: https://www.facebook.com/events/1345499648956396/

Finissage von „Labor 89“ im Museum Friedrichshain Kreuzberg am 22.03.2020 in Berlin
mit Theateraufführung der korea­ni­schen Frauengruppe, Filmscreening von „Sorge 87“ und Jee-Un Kim auf dem Podium 😉
Info: https://www.fhxb-museum.de/index.php?id=31

Free Film Screening ‘Jump Ashin! 翻滾吧阿信‘ by Taiwan Film Festival Berlin – Impression x Taiwan am 22.03.2020 in Berlin
Info: https://www.facebook.com/events/600189257245357/

Kurzfilm „Sorge 87“ im Kurzfilmprogramm „Fokus: Nach der Wende 1990/2020“ beim IFFF Dortmund/ Köln 2020
Info: https://frauenfilmfestival.eu/index.php?id=3697

Wir freuen uns, Euch hier und dort zu begegnen!

Den nächsten Newsletter gibt’s dann Anfang April.

Auf bald und nach­träglich happy Frauen*kampftag an all die krassen Frauen* um uns herum!

Sina und das MEGA Team 

AllgemeinVerein

STELLUNGNAHME vom 05. Februar 2020

Diskriminierende Berichterstattung zum Coronavirus

Rassismus „Made in Media“

Die Hashtags #IchBinKeinVirus, #IAmNotAVirus, #JeNeSuisPasUnVirus zir­ku­lieren weltweit in den sozialen Medien. Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen öffentlich klar zu stellen, dass sie nichts mit dem Coronavirus zu tun haben, nur weil sie „asia­tisch“ aussehen.

Dass diese Aufklärung nötig ist, liegt an einer Vermischung ras­sis­ti­scher Vorurteile mit der dif­fusen Angst vor dem Coronavirus, die sich in der Medienberichterstattung widerspiegelt. 

So fragt die BILD-Zeitung, ob man noch Glückskekse essen oder Pakete aus China annehmen könne und DER SPIEGEL titelt am Samstag: „Corona-Virus. Wenn die Globalisierung zur töd­lichen Gefahr wird.“ Das Cover zeigt eine mit rotem Schutzanzug und Atemmaske ver­hüllte Person. Der Aufmacher in großen, gelben Buchstaben „Made in China“ spielt mit der kolonial-rassistischen Vorstellung der „Gelben Gefahr“ aus dem „Osten“ und löst dis­kri­mi­nie­rende Assoziationen zu min­der­wer­tiger Qualität und Massenproduktion aus. China wird damit als Produktionsstätte eines töd­lichen Virus dar­ge­stellt und seine gesamte Bevölkerung als Krankheitsträger*innen – die Liste der Beispiele für ras­si­fi­zie­rende Berichterstattung zum Coronavirus ist lang.

Menschen, die als asia­tisch gelesen werden, werden durch solche Medienberichte aus­ge­grenzt. Sie werden mit einer Krankheit in Verbindung gebracht, mit der sie nicht mehr zu tun haben als jene Journalist*innen, die solche Berichte produzieren. 

Dieses mediale Framing hat reale Konsequenzen: Am Wochenende wurde eine chi­ne­sische Staatsbürgerin in Berlin ange­griffen und bespuckt, die Polizei geht von einem ras­sis­ti­schen Motiv aus. Asiatische Deutsche und Asiat*innen berichten von einer Zunahme ras­sis­ti­scher Übergriffe, seit es auch in Deutschland die ersten Corona-Fälle gibt. 

Eine über­stei­gerte Angst vor dem Coronavirus recht­fertigt keinen Rassismus. Wir emp­fehlen bei der Berichterstattung auf dis­kri­mi­nie­rende Wortwahl und Bildsprache zu achten, nicht aus­schließlich die west­liche Perspektive ein­zu­nehmen sowie die Kulturalisierung einer Viruskrankheit zu ver­meiden. Die Aufgabe von Journalist*innen ist zu berichten, ohne dabei ganze Gruppen der Weltbevölkerung zu stigmatisieren. 

kori­en­tation e.V. und Neue deutsche Medienmacher*innen, die Vorstände

Die Neuen deut­schen Medienmacher*innen sind ein bun­des­weiter Zusammenschluss von Journalist*innen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen. 

kori­en­tation e.V. ist eine Selbstorganisation und ein Netzwerk für asiatisch-deutsche Perspektiven mit einem gesell­schafts­kri­ti­schen Blick auf PolitikKulturFilm und Medien.